Frau in Labor mit Atemschutzmaske hält Glasröhrchen mit Coronavirus Test in die Höhe
APA/HANS KLAUS TECHT
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Gesundheit

Salzburgs Behörden gegen flächendeckende CoV-Tests

Auch in Salzburg sind Gesundheitsbehörden unter Druck, weil die Bundesregierung verlangt, möglichst viele in der Bevölkerung auf CoV zu testen. Von flächendeckenden Tests hält Salzburgs Gesundheitsreferent Christian Stöckl (ÖVP) wenig. Wichtiger sei, das Schlüsselpersonal in Spitälern und Arztpraxen gut durchzutesten.

Vorrangiges Ziel müsse sein, anhand einer Prioritätenliste das Gesundheitspersonal zuerst möglichst zahlreich zu testen, so Stöckl am Donnerstag.

Aktueller Stand der nachgewiesenen Infektion (Donnerstag, 17.00): 628 landesweit, davon sind noch 613 in Salzburg.

Relativ viele Medizin-Profis in Quarantäne

In Salzburg bleibt die Zahl der Krankenhausmitarbeiter, die sich nach Kontakt mit positiv auf Covid-19 getesteten Personen in Quarantäne befinden, auf relativ hohem Niveau. Laut Zahlen von Donnerstagfrüh standen 477 Ärzte, Pfleger und andere Spitalsmitarbeiter in häuslicher Isolation. Damit betreffen rund 24 Prozent aller zuletzt 2.028 registrierten Quarantänefälle im Bundesland Klinikpersonal.

Klinik-Ärztin beklagt Mangel einfachster Schutzausrüstung

Eine Ärztin des Uniklinikums bzw. Landesspitals in Salzburg kritisiert, dass es in der Institution auch für die Profis viel zu wenig Schutzausrüstung gegen CoV gebe. Selbst einfacher Schutz würde fehlen, ebenso wie Fachinformationen über die Krankheit. Viele Ärzte würden ihr Wissen über das Internet und WhatsApp-Gruppen beziehen – mehr dazu in salzburg.ORF.at (26.3.2020)

Die Landeskliniken meldeten zuletzt allerdings leicht sinkende Zahlen von infizierten Profis. So befanden sich mit Stand Mittwoch 247 Personen in Isolation, am Vortag waren es noch 278 Personen gewesen. Im Kardinal Schwarzenberg Krankenhaus in Schwarzach – wo am Donnerstag bekannt wurde, dass zwei weitere Mitarbeiter und eine Patientin positiv auf Covid-19 getestet worden sind – befanden sich 138 Personen in häuslicher Quarantäne. An den beiden Standorten des Tauerklinikum waren 92 Mitarbeiter von der Vorsichtsmaßnahme betroffen.

Viele Standorte mit Infizierten

Die beiden neu erkrankten Mitarbeiter in Schwarzach standen zuletzt nicht im Dienst, darum gab es keine Auswirkung auf den laufenden Betrieb. Auch die betroffene Patientin war durchgehend geschützt und wurde nach positivem Testergebnis in die Covid-Haus des Uniklinikums überstellt. Drei positive Fälle gibt es neu auch in der Sonderpflege-Station im Krankenhaus St. Veit, auch hier wurden zwei Personen in das Covid-Haus des Uniklinikums überstellt. Die Bezirkshauptmannschaft St. Johann im Pongau meldete, dass eine Mitarbeiterin im Seniorenwohnheim in Altenmarkt positiv auf das Corona-Virus getestet wurde.

Schwarzacher Apotheke betroffen, nicht St. Johanner

Der jüngste positive Fall in einer Apotheke ist nicht wie Mittwoch berichtet in St. Johann (Pongau), sondern in der Nachbargemeinde Schwarzach aufgetreten. Eine pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte wurde laut Land positiv getestet, der Betrieb in der Apotheke in Schwarzach läuft aber normal weiter. Die Zahl der bisher in Salzburg positiv auf Covid-19 getesteten Personen stieg am Donnerstagnachmittag auf 628 (Stand 17.15 Uhr), ein Drittel der nachgewiesenen Infektion trat dabei im Pongau auf.

Schutzmasken kostbar wie Morphium

Corona-Krisenstabsleiter Richard Greil hat angekündigt, dass die Uniklinik mit Schutzmasken so sorgsam umgehen müssen, als seien sie Morphium. Derzeit werden einige hundert Atemschutzmasken pro Woche gebraucht, doch die Zahl kann rapide ansteigen.

„Flächendeckende Tests mit wenig Aussagekraft“

Im Bundesland Salzburg sind seit 28. Februar 4.470 Testabstriche durch das Rote Kreuz erfolgt. Mit Unterstützung eines privaten Labors können täglich 500 bis 600 Tests durchgeführt werden. LHstv. und Gesundheitsreferent Stöckl ist überzeugt, man müsse derzeit mit den Test-Kits und dem Besteck für die Abstriche entsprechend haushalten.

Bezirke wie den Pongau, der mit bisher 212 Erkrankten die höchste Anzahl von Infizierten pro Bezirk im Land Salzburg aufweist, flächendeckend durchzutesten, würde keine völlige Sicherheit bieten. Wer heute negativ getestet werde, bei dem könne schon morgen die Krankheit ausbrechen, gibt Stöckl zu bedenken.

„Ein negativer Test heißt nichts. Der Patient kann zwei Tage später positiv sein“, ergänzte der Leiter des medizinischen Einsatzstabes im Land, Primar Richard Greil. Er sprach sich wie Stöckl für die Erhöhung der Testrate im Gesundheitswesen und vor allem beim Schlüsselpersonal in Spitälern aus: „Es ist wichtig, an der Spitze der Gefährdung intensiver zu testen als in der Breite.“

Dunkelziffer in Salzburg bei 52.000 (17. März)

Greil, der auch Einsatzleiter des Corona-Stabs am Uniklinikum Salzburg ist, verwies auf eine Studie des Instituts für Höhere Studien, wonach am 17. März dieses Jahres 1.300 Infizierte nachgewiesen wurden, die geschätzte Dunkelziffer aber bei 52.000 Erkrankten lag. „Das ist eine Verbreitung jenseits der Testfragen.“

Der Primar konstatiert, dass man sich derzeit in einer „Mangelverwaltung“ befinde, wo man Prioritäten setzen und Kapazitäten bündeln müsse. Das Stufensystem setze bei Hochrisiko-Patienten an, die ein angegriffenes Immunsystem aufgrund von Vorerkrankungen haben. Zweitens müsse das Schlüsselpersonal in den Spitälern, das einer höchsten Exposition ausgesetzt sei, so schnell wie möglich getestet werden, um zu vermeiden, dass der Virus auf den Stationen Eingang finde. Hier seien zertifizierte Schnelltests „wichtiger als alles andere“. Deshalb sei in diesem Bereich eine Erhöhung der Testrate notwendig.