Stethoskop
Witthaya – stock.adobe.com
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Coronavirus

Klinik-Ärztin beklagt Mangel einfachster Schutzausrüstung

Eine Ärztin des Uniklinikums bzw. Landesspitals in Salzburg kritisiert, dass es in der Institution auch für die Profis viel zu wenig Schutzausrüstung gegen CoV gebe. Selbst einfacher Schutz würde fehlen, ebenso wie Fachinformationen über die Krankheit. Viele Ärzte würden ihr Wissen über das Internet und WhatsApp-Gruppen beziehen.

Die Austria Presse Agentur (APA) hat mit der Ärztin gesprochen. Als Kritik an der Klinikleitung wolle die Frau – sie möchte im Sinn des journalistischen Informantenschutzes anonym blieben – ihre Schilderung nicht verstanden wissen: „Was die Führungsebene binnen kürzester Zeit aufgestellt hat, ist nahezu übermenschlich.“ Sie verwies laut APA auf das neue „Covid-Haus“ im Spital, das nicht nur über eine Intensivstation, sondern auch Behandlungsmöglichkeiten für akute Notfälle anderer Art für positiv getestete Personen bietet.

„Einfache OP-Masken bieten kaum Schutz“

Hauptproblem für das Personal sei aktuell die Versorgung mit Schutzausrüstung: „Wir haben sie einfach nicht zur Verfügung.“ Selbst Ärzte und Pfleger mit Kontakt zu Erkrankten im Covid-Haus müssten derzeit mit einfachen OP-Masken auskommen, die aber kaum Schutz gegen das Virus böten. „Dabei gilt, eine Maske für ganze vier Stunden.“ Es sei derzeit so wenig hochklassige Schutzausrüstung vorrätig, dass sie dem Intensivpersonal vorbehalten sei. „Ich kenne Ärzte im Covid-Team, die fix damit rechnen, sich in den kommenden Tagen zu infizieren“, sagte die Frau. Eine Kollegin vor ihr habe sich selbst kürzlich gar als „Kanonenfutter“ bezeichnet.

Pfleger müssen ohne Mundschutz arbeiten

„Ich weiß, die Klinik versucht mit Hochdruck an Material zu kommen. Aber wenn schon bei einfachen OP-Masken Mangel herrscht, wie schaut es bei den FFP-3-Masken aus?“ Selbst Nylonschürzen würden teilweise schon limitiert werden. Auch Pfleger auf Stationen für Nicht-Covid-Patienten berichteten der APA, dass sie derzeit ohne Mundschutz arbeiten müssen. Masken und sterile Gegenstände würden eingesperrt und dürften nur wenn nötig ausgegeben werden.

„Kontaktrate im Covid-Haus immer 100 Prozent“

Sinnvoll wäre es, so die Ärztin, in der aktuellen Situation vorhandene hochwertige Schutzmasken von Einsatzorganisationen wie der Polizei hin zu den Krankenhäusern umzuverteilen. „Natürlich sollten auch diese Menschen nicht ungeschützt sein. Aber es sollten nicht Organisationen auf guter Schutzausrüstung sitzen, die diese nicht in dem Umfang brauchen.“ Während in der Bevölkerung wohl nur wenige Prozent der Menschen mit dem Virus infiziert seien, betrage im Covid-Haus die Kontaktrate zu SARS-CoV-2 immer 100 Prozent.

Zugleich beklagte die Frau, dass Kollegen, die im Covid-Haus arbeiten, keine echte Einführung bekommen hätten. „Eine proaktive, zentral zusammengefasste Fachinformation zur Erkrankung für jede Ausbildungsstufe fehlt.“

Selbsthilfe der Profis über Web und Handy

Ärzte und Pfleger würden sich momentan selbst sehr stark über die Sozialen Medien informieren. „Ab wann sind Patienten wirklich kritisch? Welche Laborparameter sind Indizien für einen schweren Verlauf? Gibt es Warnhinweise für eine akute Verschlechterung des Zustands?“, betonte die Ärztin. „Da läuft etwa viel über WhatsApp-Gruppen. Über Ärzte, die Kontakte zu Patienten hatten, oder die auf Erfahrungen oder Vorträge aus Italien zurückgreifen können.“ Das fachliche Informationsdefizit betreffe dabei nicht nur die Spitäler, sondern auch die niedergelassenen Ärzte. „Für die wäre das fast noch wichtiger als für uns.“

Klinik will Schutzkleidung rasch besorgen

„Es ist in der aktuellen Situation äußert schwierig, Lieferungen mit Schutzausrüstung zu bekommen“, sagte Stöckl. Das Problem stelle sich derzeit nicht nur in allen Bundesländern, sondern international. „Selbst wenn etwas zu bekommen ist, hapert es oft an den Grenzübergängen.“ So würde derzeit nach wie vor eine Lieferung mit FFP-2- und FFP-3-Schutzmasken an der türkischen Grenze festsitzen. „Unsere Einkäufer sind aber bemüht, am Weltmarkt Ausrüstung zu bekommen.“ Stöckl hofft auch, dass die von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) für die kommenden Tage angekündigten Lieferungen mit Schutzausrüstung tatsächlich eintreffen.

„Schutz nur für maximal exponierte Personen“

„Besonders die USA werden alles tun, um den Weltmarkt leer zu kaufen“, betonte auch Greil in einer Video-Pressekonferenz des Landes. Er bat um Verständnis, dass in einer Zeit der Mangelverwaltung nur Schutz für maximal exponierte Personen möglich sei. „Wir haben derzeit 16.000 FFP-3-Masken auf Lager. Bis vor zwei Wochen lag der Verbrauch bei rund 500 Stück pro Woche. Derzeit, bei momentan 16 Betten auf der Intensivstation im Covid-Haus, sind es 20.000 Stück pro Woche.“

Man habe zwar bereits 100.000 Masken bestellt und bekomme laufend Angebote von Firmen und anderen Einrichtungen: „Wir können derzeit aber nur mit dem rechnen, was wir haben.“ Die Frage sei deshalb, ob Material verbraucht werden könne, das unbedingt für Covid-19-Patienten benötigt werde: „Alle Menschen ohne Exposition zu Erkrankten brauchen keine Schutzausrüstung. Das ist auf den Stationen, wo es keinen Kontakt zu Covid-Patienten gibt, nicht anders“, so Greil.

Landarzt kritisiert Gesundheitsbehörden

Ein Salzburger Hausarzt kritisiert, dass es auch für medizinisches Personal und Rettungskräfte viel zu wenig Schutzkleidung und technische Ausrüstung gebe. Dazu kämen mangelhafte Informationen durch die Behörden und fehlende Gesamtkoordination. Zudem würden Aufrufe, die Arztpraxen zu meiden, den chronisch Kranken schaden – mehr dazu in salzburg.ORF.at (23.3.2020)

Salzburgs Behörden gegen flächendeckende CoV-Tests

Auch in Salzburg sind Gesundheitsbehörden unter Druck, weil die Bundesregierung verlangt, möglichst viele in der Bevölkerung auf CoV zu testen. Von flächendeckenden Tests hält Salzburgs Gesundheitsreferent Christian Stöckl (ÖVP) wenig. Wichtiger sei, das Schlüsselpersonal in Spitälern und Arztpraxen gut durchzutesten – mehr dazu in salzburg.ORF.at (26.3.2020)