Ein Zahnarzt entfernt bei einer Patientin den Zahnstein, das sogenannte Scaling
APA/Georg Hochmuth
APA/Georg Hochmuth
Gesundheit

Zahnärzte: Wunsch nach behördlichen Schließungen

Weil es Zahnärzten an Schutzmasken und Schutzbrillen mangelt, wünscht sich der Präsident der Salzburger Zahnärztekammer sogar die behördliche Schließung von Praxen. Der Schutz von Angestellten und Patienten vor dem Coronavirus sei derzeit kaum möglich.

Wer derzeit dringend auf der Suche nach einem Zahnarzt ist, steht in der Regel vor verschlossenen Ordinationstüren. Praxen gelten als potenzielle Covid-19-Infektionsherde, zumal die Zahnärzte über einen Mangel an Schutzmasken und Schutzbrillen klagen. In Salzburg behandelt neben dem Zahnambulatorium der ÖGK seit der Vorwoche auch der Notdienst der niedergelassenen Zahnärzte Menschen, die an akuten Zahnschmerzen leiden.

Allerdings gelten strikte Vorsichtsmaßnahmen: Die telefonische Voranmeldung ist obligat, im Wartezimmer ist immer nur eine Person zugelassen. Vor dem Notdienst des Vereins der niedergelassenen Zahnärzte in der Glockengasse in der Stadt Salzburg baute das Rote Kreuz ein Zelt auf, damit Patienten nicht im Freien warten müssen. Wer Anzeichen einer Erkältung wie Atemnot, Husten, Fieber oder Halsschmerzen zeigt oder gar Kontakt zu Coronavirus-Patienten hatte oder in den vergangenen 14 Tagen in einem Ausbreitungsgebiet war, muss abgewiesen werden.

Übertragungsrisiko bei Behandlungen groß

Denn das Übertragungsrisiko in den Ordinationen gilt als sehr hoch – so hoch, dass die meisten Zahnärzte im Land ihre Praxen geschlossen haben. „Der Mindestabstand von einem Meter zum Patienten kann nicht eingehalten werden. Wir arbeiten im Schnitt mit 40 Zentimeter Distanz“, sagte Martin Hönlinger, Chef der Salzburger Zahnärztekammer und Obmann des Vereins der niedergelassenen Zahnärzte in Salzburg, zur APA. „Im Schnitt dauert eine Behandlung eine halbe Stunde, oft auch länger.“

Bei der Arbeit mit Instrumenten, in denen sich Turbinen mit hoher Geschwindigkeit drehen, entstehe zudem ein feiner Sprühnebel, der sich im Umfeld verbreite und einige Zeit lang in der Luft bleibe, ergänzt Hönlinger: „Und wie sich die Lage darstellt, haben die Kollegen keinerlei hochwertige Schutzausrüstung bekommen.“

„Können Schutz nicht sicherstellen“

So mache es in der derzeitigen Situation auch keinen Sinn, beschränkte Ressourcen auf die 300 Zahnarzt-Ordinationen im Land aufzuteilen. Selbst im seit vergangenen Mittwoch geöffeten Notdienstzentrum seien Masken und Brillen knapp.

„Wir versuchen derzeit, Schutzausrüstung selbst zu sterilisieren und wiederzuverwenden“, berichtete Hönlinger. Er würde sich zudem wünschen, dass – wie es in einigen Ländern Europas bereits passiert sei – die Praxen behördlich geschlossen werden: „Die Zahnärzte können aktuell weder den Schutz der Angestellten noch der Patienten sicherstellen.“

Notdienst in Gebirgsgauen wünschenswert

Neben dem Notdienst in der Stadt Salzburg, der den Zentralraum bis in den Pongau hinein versorgen könne, wäre ein zahnärztlicher Notdienst auch im Pinzgau und im Lungau wünschenswert, ergänzt der Zahnärztekammer-Präsident: „Mit entsprechendem Personal-Back-up, weil wir jederzeit damit rechnen müssen, dass sich jemand ansteckt.“

In der Salzburger Glockengasse habe man in den vergangenen Tagen rund 100 Patienten behandelt. „Es muss aber jedem klar sein, dass für eine ausgebrochene Füllung momentan weder Zeit noch Ressourcen zur Verfügung stehen“, so Hönlinger.