Coronavirus Pressekonferenz mit Michael Haybäck (Stadt Salzburg), Landeshauptmann-Stellvertreter Christian Stöckl  und Richard Greil, Uniklinikum Salzburg
Land Salzburg/Melanie Hutter
Land Salzburg/Melanie Hutter
Gesundheit

CoV: Zweite Infektion im LKH „nicht der letzte Fall“

Nach dem kranken Narkosearzt im Salzburger Uniklinikum (LKH) ist in der Neonatologie eine zweite Person positiv getestet worden. Das dürfte „nicht der letzte Fall“ bleiben, erwartet Gesundheitsreferent Christian Stöckl (ÖVP).

Stöckl, Richard Greil, Leiter des Coronavirus-Einsatzstabes im Uniklinikum, und Michael Haybäck von der Stadt Salzburg erklärten die Details und die Konsequenzen aus dem CoV-Fall im größten Spital des Landes.

Anästhesist steckte sich in Ischgl an

Freitagabend sei klar gewesen, dass der Anästhesist nach einem Ischgl-Urlaub mit dem Coronavirus erkrankt war, sagte Greil. Er war am vergangenen Wochenende vom Skifahren aus Ischgl zurückgekehrt. Der Arzt sei in der Zwischenzeit normal im Dienst gewesen und sei sowohl bei Dienstbesprechungen mit 60 bis 80 Medizinern als auch bei Operationen dabeigewesen. Betroffen sind die Anästhesie, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, HNO-Abteilung, Intensivstation der Chirurgie West und ein Team der Flugrettung.

Pressekonferenz zu Maßnahmen in Salzburg

Ein infizierter Arzt an der Uniklinik Salzburg hatte Kontakt mit bis zu 100 Personen, die jetzt unter Quarantäne gestellt wurden. Wie Salzburg mit dieser Ausnahmesituation umgeht, informierten die Verantwortlichen im Rahmen einer Pressekonferenz.

Bestätigte Infektion in der Neonatologie

Die Lebensgefährtin des Arztes ist zudem Krankenschwester in der Neonatologie, der Frühgeborenenstation des Uniklinikums. Sie wurde ebenfalls positiv auf das Coronavirus getestet.

Durch kurzfristige Umorganisation in den betroffenen Abteilungen seien „sowohl die Akutversorgung als auch die sonstige Versorgung in den betroffenen Bereichen gewährleistet“, betonte Greil. Aber gerade in der Neonatologie haben mögliche Kontaktpersonen (also möglicherweise dem Coronavirus ausgesetzte Personen) auch Frühgeborene gepflegt. Der Primar ging davon aus, dass die Babys nicht infiziert wurden. Die Eltern seien persönlich informiert worden. Ihnen wurde auch psychologische Betreuung angeboten.

Etwas mehr als 100 Personen in Quarantäne geschickt

Sechs Intensivpatienten, die von dem Anästhesisten behandelt wurden, seien zudem in eine eigene Covid-19-Station gebracht worden. Dort würden sie „adäquat behandelt“, so der Primar. Die etwas mehr als 100 Kontaktpersonen, die mit dem Narkosearzt enger zu tun hatten, wurden von der Behörde in Quarantäne geschickt. Sie würden dort getestet, sagte Greil.

Von der Quarantäne betroffen sind 33 Ärzte, 53 Pflegepersonen, 18 Patienten, drei Flugsanitäter und ein Pilot. Sollte der Bedarf an Ärzten und Pflegern aufgrund der weiteren Coronavirus-Entwicklungen sehr hoch werden, müsse Personal bei medizinischer Notwendigkeit auch vor Ende einer verhängten Quarantäne mit adäquater Schutzeinrichtung ins Spital kommen, erklärte Greil am Sonntag.

Spitäler tauschen Materialien und Personal aus

Die ganze öffentliche Krankenhauslandschaft in Salzburg werde künftig „wie ein Krankenhaus betrachtet“, sagte Stöckl. Im ersten Schritt würden Materialien ausgetauscht, aber auch Personal könne „umgeleitet“ werden – zum Beispiel auch aus derzeit geschlossenen Rehaeinrichtungen. Am Montag werde es auch ein entsprechendes Gespräch mit den privaten Spitalsbetreibern geben, „um alle Ressourcen zu bündeln“. Der zentrale Krisenstab der Landeskliniken sei jetzt „zuständig für das ganze Land“, um alle Synergien rasch zu nutzen.

Exponentielle Steigerung der Infektionen

Durch die exponentielle Steigerung der Coronavirus-Fälle seien auch in Seniorenheimen und anderen Einrichtungen der Stadt Salzburg Infektionen zu erwarten, sagte Haybäck. Für diese Fälle gebe es Notfallpläne, die dann in Kraft gesetzt würden – ähnlich wie in den Landeskliniken.

Die Zahl der CoV-Tests müsste auf jeden Fall deutlich erhöht werden, sobald genügend Kapazität dazu verfügbar sei, betonte Greil: „Es wird extrem wichtig sein, so viel und so breit wie möglich Menschen zu testen.“ Denn derzeit sei man im Übergang von nachvollziehbaren Infektionsketten zu nicht mehr im Einzelfall nachzuvollziehbaren Übertragungen innerhalb der Bevölkerung.