Spar-Supermarkt
ORF.at/Georg Hummer
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Wirtschaft

Bauernproteste vor Betrieben des Spar-Konzerns

Rund 3.300 Bauern haben Mittwochvormittag österreichweit mehrere große Spar-Zentrallager blockiert und vor Filialen demonstriert. Der international aktive Spar-Konzern mit Sitz in Salzburg weist die Kritik zurück und verweist auf seine lange und faire Kooperation mit regionalen Erzeugern.

Der ÖVP-Bauernbund hatte zu den Protesten aufgerufen. „Es geht uns mit dieser Aktion nicht darum, dass Lebensmittel teurer werden, sondern es geht darum, dass Spar seine Margen an die Bauern und Verarbeiter weitergibt“, so Bauernbund-Chef Georg Strasser zur APA.

Strasser fordert ein „Umdenken bei der Einkaufs- und Preispolitik der Handelsketten“. Die Protestveranstaltungen fanden vor dem Spar-Zentrallager in Maria Saal (Kärnten), vor der Spar-NÖ-Zentrale in St. Pölten (Niederösterreich), vor mehreren Spar-Filialen in Oberösterreich, vor der Spar-Regionalzentrale in Wörgl (Tirol), vor dem Interspar in Leoben (Steiermark) und einem Spar in Oberwart (Burgenland) statt. Laut Bauernbund-Angaben haben 3.300 Bauern mit rund 1.520 Traktoren an den Protesten teilgenommen, die zu Mittag endeten. Nach Angaben von Spar kam es nicht zu größeren Behinderungen der Warenlieferungen. „Wir sind vorbereitet und es geht ja nur um ein paar Stunden, die können wir überbrücken“, sagte Spar-Sprecherin Nicole Berkmann.

Spar-Chef Drexel gegen „Handelsbashing“

Zur Aufregung hätten Aussagen von Spar-Chef Gerhard Drexel zu den Lebensmittelmittelpreisen von vergangener Woche geführt, heißt es bei den Bauern. Drexel kritisierte ein „Handelsbashing“ durch Agrar-Funktionäre und Politiker. Im Vergleich zu den Preisen auf dem Weltmarkt würden österreichische Lebensmittelhändler laut dem Spar-Chef deutlich mehr für Agrarprodukte wie Milch und Fleisch bezahlen. Und Spar selbst arbeite seit 25 Jahren mit Landwirten und Kleinbetrieben eng zusammen, so Drexel – mehr dazu in salzburg.ORF.at (26.2.2020)

Neue Forderungsliste

Die lokalen Bauernbundorganisationen haben Mittwoch eine Forderungsliste bei den Protestveranstaltungen an Spar übergeben. Die Bauernvertreter fordern unter anderem einen Stopp der „chronische Aktionitis“ und einen Österreichbonus auf heimische Lebensmittel.

Auch der Präsident der Landwirtschaftskammer-Österreich, Josef Moosbrugger, äußerte Verständnis für die Bauernproteste. „Wir erzeugen auf vergleichsweise kleinen Höfen beste Qualität zu europaweit höchsten Standards.“ Dafür bräuchten Bauern auch einen gerechten Anteil an der Wertschöpfung, so Moosbrugger in einer Aussendung.

Spar verhandelt mit Lebensmittelproduzenten

Spar will mit den Bauern weiter im Gespräch bleiben, die Preisdiskussion aber mit den Erzeugerorganisationen oder Lebensmittelproduzenten führen: „Wir sind mit den Bauernvertretern laufend in Gesprächen. Aber sie sind nicht die richtigen Ansprechpartner für Preisverhandlungen. Wir verhandeln die Preise mit den Molkereien“, so die Spar-Sprecherin zur APA. „Auch hier laufen die Gespräche und wir sind sicher, diese zu einem guten Abschluss zu bringen.“

Konzern wehrt sich weiter gegen Kritik

Die Lebensmittelkette weist die Kritik an den Preisaktionen weiterhin zurück: „Den Spannenverlust bei den Aktionen trägt zum größten Teil Spar. Zudem helfen Aktionen den landwirtschaftlichen Erzeugern, den Absatz ihrer Markenprodukte zu erhöhen und Mehr- und Überproduktionen an die Kunden zu bringen“, heißt es in einer Stellungnahme von Mittwoch. Deshalb würden Aktionen „auch oft von den Produzenten selbst gefordert“.

Derzeit laufen Preisverhandlungen von Spar mit den heimischen Molkereien. „Leider hat sich in der Bauernschaft das falsche Gerücht verbreitet, dass die Preisgespräche abgebrochen worden seien“, schreibt die Supermarktkette in der Stellungnahme. Richtig sei, dass Spar nach wie vor in Verhandlungen mit den Molkereien ist: „Wir sind sicher, dass wir diese Verhandlungen mit den Molkereien auch zu einem positiven Abschluss bringen werden.“