Polizist bei Verkehrskontrolle in der Nacht
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Chronik

Zahl der Drogenlenker seit 2015 vervierfacht

Die Zahl der erwischten Drogenlenker hat sich in den letzten fünf Jahren vervierfacht. Das liege einerseits an den verstärkten Kontrollen durch die Polizei, aber auch daran, dass immer mehr Menschen Drogen zu sich nehmen, sagen Fachleute.

Auf vier Alkolenker kommt mittlerweile ein Drogenlenker. Um die Hälfte mehr als noch vor einem Jahr. Der rasche Anstieg ist dabei aber vor allem auf die erhöhte Aufmerksamkeit der Polizei zurückzuführen: „Die Zahlen gehen nach oben. Das ist sicher unter anderem der Schulung der Polizisten geschuldet, der Erkennung und Prävention durch die Polizeiärzte“, sagte Patricia Fous-Zeiner, Chefärztin im Innenministerium, bei einer Tagung in Salzburg. „Hoffentlich gibt es irgendwann einmal auch das Bewusstsein bei den Konsumenten, die Finger von den Drogen zu lassen.“

Aktuell zeigt der Trend aber in eine andere Richtung. Schon Zwölf- bis 13-Jährige würden laut den Experten Drogen konsumieren. Vor allem Cannabis sei beliebt. Das ändere sich dann auch mit dem Führerschein nicht. Gefährlich ist Cannabis im Straßenverkehr, weil es die Raumwahrnehmung und das Zeitgefühl verändert. Das endet meist in Auffahrunfällen.

Vier Mal so viele Drogenlenker

Die Zahl der Drogenlenker hat sich in den vergangenen fünf Jahren vervierfacht. Und würde es mehr Ärzte geben, die Bluttests machen, wäre die Zahl noch höher, sagt die Polizei.

„Jede Droge verändert Selbsteinschätzung“

Noch gefährlicher sei aber etwa Kokain, weiß Verkehrspsychologin Isabella Ruby: „Bei Kokain gibt es auch Wahrnehmungsveränderungen – da ist die Selbstüberschätzung und die Risikobereitschaft eine andere. Dabei ändert sich die Selbsteinschätzung bei jeder Droge in unterschiedlicher Weise. Aus Sicherheitsgründen hat keine Droge Platz im Straßenverkehr.“

Für die Polizei ist es aktuell noch schwierig die Drogenlenker zu finden. Zwar gibt es Geräte, mit denen man schnelle Speicheltests durchführen kann. Als endgültige rechtliche Absicherung braucht es aber immer noch aufwändige Bluttests: „Es werden im Prinzip forensische Laborverfahren angewandt. Das sind Laborverfahren, die nicht an der Straße durchgeführt werden können“, sagt der forensische Toxikologe Wolfgang Bicker. „Diese Laborverfahren sind sehr Zeit- und Personal-intensiv. Dafür bringen sie aber eine sehr sichere Aussage, welche Substanzen im Blut vorhanden sind und ob die Konzentration der Substanzen eine Beeinträchtigungsrelevanz haben kann.“

Blut wird aus Unterarm abgenommen – mit Spritze
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Bei Drogenlenkern sind Bluttests Pflicht – und für diese Tests gebe es zu wenige Ärzte, klagt die Polizei

„Zu wenige Ärzte“ für Drogen-Bluttests

Das Blut abnehmen dürfen nur Ärzte. Und von denen gebe es zu wenig, weiß Friedrich Schmidhuber, Chef der Verkehrspolizei Salzburg: „Wir haben zu wenige Ärzte, die sich für solche Untersuchungen zu jeder Tages- und Nachtzeit – und die Betonung liegt auf Nachtzeit – bereit erklären. Da haben wir eine große Bitte an die Ärzteschaft, dass sich mehr bereit erklären, solche Untersuchungen durchzuführen.“

Vor allem am Land sei es besonders schwierig, solche Mediziner zu finden. Würde es mehr Ärzte geben, die Bluttests machen, wären die Drogenlenkerzahlen also noch um einiges höher als sie jetzt ohnehin schon sind.