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Schiffstechnik: Palfinger Technologies insolvent

In Leoben ist Mittwoch das Konkursverfahren über die international preisgekrönte Hubert Palfinger Technologies GmbH (HPT) eröffnet worden. Die Salzburger Firma ist unter anderem auf Wartung von Schiffsrümpfen spezialisiert. Laut Kreditschützern wurden mit dem Tod von Firmengründer Hubert Palfinger die Zuschüsse ans Unternehmen beendet.

Palfinger starb am 19. Jänner 2020 nach schwerer Krankheit. Nun hat der Betriebsrat wegen ausstehender Gehälter die Insolvenz beantragt. Die HPT hat ihren Sitz in Salzburg und bei einem Werk in Weng bei Admont in der Obersteiermark.

Kein geschäftlicher Zusammenhang mit Kranhersteller

Die Firma befand sich im Besitz des verstorbenen Hubert Palfinger. Die Hubert Palfinger Technologies ist ein völlig eigenständiges Unternehmen und hat mit dem international sehr aktiven Kranhersteller Palfinger organisatorisch nichts zu tun.

Nähere Informationen zur Höhe der Überschuldung lagen laut Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870) zunächst noch nicht vor. In der Bilanz per 31. Dezember 2018 sind allerdings Verbindlichkeiten in der Höhe von rund 29,8 Millionen Euro ausgewiesen. Die Höhe der Aktiva wurden noch nicht erhoben. Der HPT-Umsatz laut „Wirtschafts-Compass“ lag 2018 bei lediglich 540.000 Euro – nach 1,68 Mio. Euro 2017 bzw. 11,2 Mio. Euro im Jahr 2016. Faktum ist, dass das Unternehmen ein Zuschussbetrieb war und viel Geld in die Entwicklungsarbeit floss.

Zahlreiche Patente angemeldet

Die HPT wurde – damals noch unter anderem Namen – Anfang 2001 vom langjährigen Chef des Kranherstellers Palfinger, Hubert Palfinger sen., gegründet. Er kaufte damals die Marinesparte aus der AG heraus. In der Folge meldete er zahlreiche Patente an und brachte Produkte für die Schiffswartung bis zur Marktreife. Erzählt wird, dass er die Firma irgendwann einmal wieder in die Palfinger AG hätte einfließen lassen wollen.

Die HPT beschäftigte laut KSV1870 zuletzt 75 Mitarbeiter, das Gros davon im Werk in Admont. Zum Insolvenzverwalter wurde der Leobener Rechtsanwalt Helmut Fetz bestellt, der nunmehr prüfen muss, ob eine Fortführung ohne weiteren Ausfall der Gläubiger möglich ist. Fetz selbst konnte am Donnerstag noch keine Auskunft zum Verfahren geben – man sei derzeit noch mit dem Ausdrucken der Unterlagen beschäftigt. Unklar ist auch, ob sich Palfinger senior vor seinem Tod testamentarisch oder notariell zur Zukunft des Unternehmens geäußert hat.

„Familienstiftung gibt kein Geld mehr frei“

Wie heute es aus Mitarbeiterkreisen zu vernehmen war, soll die Familienstiftung nach der schweren Erkrankung Palfinger seniors und seinem späteren Tod offenbar nicht mehr bereit gewesen sein, Mittel für die HPT freizugeben. Auch ein interimistischer Geschäftsführer sei nicht mehr bestellt worden. „Dabei ist die Technologie gut und zukunftsfähig“, hieß es am Donnerstag aus dem Unternehmen. Und: „Wir hätten gerne weitergemacht.“ Mitarbeiter zeigten sich gegenüber der APA pessimistisch, was einen Fortbestand des Unternehmens betrifft. Die Hoffnung, dass sich ein Investor finde, der etwa eine Zukunft für das Werk bei Admont garantiere, sei gering. Vielmehr überwog heute die Sorge, dass etwa Patente und Maschinen nun für einen geringen Preis verkauft werden und die HPT liquidiert wird.

Weiter großes Interesse an Geschäftsmodell

Dabei hatte das Unternehmen erst im vergangenen November den renommierten Umweltpreis Energy Globe World Award 2019 gewonnen. Die HPT war für eine Entwicklung ausgezeichnet worden, bei der das Abtragen des alten Lacks und das Auftragen der neuen Farbe auf Schiffsrümpfe halbautomatisch erfolgt. Damit werden sowohl die Belastungen für die Umwelt wie auch der Treibstoffverbrauch für die Schiffe reduziert.

Bei der Schifffahrtsmesse Marinetec in Schanghai Anfang Dezember sei die Technologie Brancheninsidern zufolge auf großes Interesse der Reedereien gestoßen. Zudem soll ein Auftrag für eine Dockausstattung in China kurz vor Abschluss gestanden sein.