Viele fragen sich, wohin die „Weltuhr“ in der Franz-Josef-Straße verschwunden ist? Sie war seit 1956 ein Wahrzeichen des Salzburger Stadtteiles St. Andrä. Im Oktober ließ sie die Nationalbank als Besitzerin nach einer Beschädigung durch Vandalen abmontieren. Wir haben uns auf die Suche gemacht.
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Suche nach verschollener „Weltuhr“

Viele fragen sich, wohin die „Weltuhr“ in der Franz-Josef-Straße verschwunden ist? Sie war seit 1956 ein Wahrzeichen des Salzburger Stadtteiles St. Andrä. Im Oktober ließ sie die Nationalbank als Besitzerin abmontieren – nach Beschädigung durch Vandalen. Von der Stadt gab es dazu kein Echo. Wir haben uns auf die Suche gemacht.

Diese „Weltuhr“ war ein Jahr nach Abzug der amerikanischen Befreiungstruppen im Jahr 1956 gemeinsam mit der Salzburger Niederlassung der Nationalbank gebaut worden. Sie zeigte die Zeiten bzw. Zeitzonen aller Kontinente an und galt im öffentlichen Raum als Symbol für eine neue Weltoffenheit in der Zweiten Republik Österreich nach den Abgründen des Nationalsozialismus.

Vandalen rissen Kunstwerk aus Verankerung

Schlossermeister Peter Neudecker aus Köstendorf (Flachgau) schildert, dass das gute Stück im vergangenen Oktober von Unbekannten aus der Verankerung gerissen worden sei: „Sie ist nun in einem sehr desolaten Zustand. Die Außenhülle ist stark beschädigt. Auch der innere Kern aus Stahl wurde verbogen. Wir müssten viel Arbeitszeit aufwenden, dass wir das wieder reparieren können.“

Viele fragen sich, wohin die „Weltuhr“ in der Franz-Josef-Straße verschwunden ist? Sie war seit 1956 ein Wahrzeichen des Salzburger Stadtteiles St. Andrä. Im Oktober ließ sie die Nationalbank als Besitzerin nach einer Beschädigung durch Vandalen abmontieren. Wir haben uns auf die Suche gemacht.
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2001 wurde die „Weltuhr“ schon einmal renoviert und wieder aufgestellt – hier ein Bild aus dem Salzburger Fernseh-Archiv.

Bereits vor 20 Jahren hatte die Schlosserei das Unikat mit 2,20 Meter Durchmesser renoviert. Sie hat ein Stahlskelett, und die Außenhülle besteht aus getriebenen Kupferblech: „Der Aufwand wäre hier nun etwa 200 Stunden, damit man das wieder anständig hinbringt.“

Schlosserei müsste 200 Stunden aufwenden

Die beschädigte Kugel wurde nach Begutachtung der Schäden aus der Werkstatt in Köstendorf im Auftrag der Hauseigentümer abgeholt, einer Tochtergesellschaft der Nationalbank. Man brachte sie nach Wien in ein Depot. Dort liegt sie nun. Vielen Salzburgern fehlt sie, wie die Befragung von Passanten durch den ORF zeigte.

Vor vier Jahren wollte die Nationalbank nach der Schließung ihrer Salzburger Niederlassung ihre Weltkugel der Stadt schenken. Vergeblich, wie Michael Lanik erzählt, der Landesdirektor der Geldservice Austria, einer Tochterfirma der Nationalbank: "Diese hat sich immer um die Instandhaltung gekümmert. Die Stadt wollte die Weltuhr nicht übernehmen. Es gibt momentan niemanden, der sich nach Schließung der Filiale darum kümmern könnte.“

Chance auf Rückkehr besteht noch

Salzburgs Kulturreferent ist Vizebürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ). Warum hat die Stadt damals abgelehnt und nun stillschweigend zugesehen, dass die Kugel nach Wien ins Depot verschwindet? Auinger: “Sie ist ein Wahrzeichen des Stadtteiles. Aber wir haben im Kulturamt auch keine Mitarbeiter, die eine Uhr warten oder betreuen könnte. Und darum ist es letztlich gegangen. Wir stellen den Platz weiterhin zur Verfügung, können uns aber technisch nicht darum kümmern.“

Die Recherche des ORF könnte wieder Bewegung in den Fall Weltkugel bringen. In vier Wochen will die Immobilienfirma der Nationalbank entscheiden, wie es mit der Skulptur weitergeht. Man sei aber guter Dinge, dass sie doch wieder ins Salzburger Andräviertel zurückkehrt, sagt ein Sprecher.

Zwischendurch gab es digitale „Monster“-Anzeigen

Der Wiener Architekt Oscar Payer ließ 1956 den Globus zuerst mit Analog-Uhren errichten, die die jeweilige Uhrzeit in den verschiedenen Erdteilen anzeigten. Später zierten digitale Uhren die Kugel. „Die leuchteten rot und sahen in der Nacht aus wie Ungeheuer. Das hat uns irgendwann nicht mehr gefallen“, erinnert sich Michael Lanik. Seit 35 Jahren sitzt er an diesem Standort in der Franz-Josef-Straße mit 25 Mitarbeitern. Die Oesterreichische Nationalbank selbst schloss Ende 2016 ihre Pforten in Salzburg.

Gerald Gundl, Gerald Lehner – salzburg.ORF.at

Kann sie noch gerettet werden?

Die „Weltuhr“ in der Franz Josef Straße galt für viele als Wahrzeichen des Salzburgers Andräviertels. Die Kugel ist seit Oktober verschwunden.