Ein einzelner Wolf
pixabay/raincarnation40
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WISSENSCHAFT

„Töten von Wölfen kein Nutzen für Viehzüchter“

Der Abschuss von Wölfen schütze Nutztiere nicht, sondern führe teils sogar zu mehr Schäden, weil sich das Jagdverhalten der Raubtiere ändere. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Wisconsin in den USA, die Mittwoch in Salzburg vorgestellt wurde.

Die Ergebnisse wurde bei der „Herdenschutztagung“ des World Wildlife Fund (WWF) in Salzburg vorgestellt. 200 Experten aus vielen Staaten diskutieren dabei über effektiven Schutz von Nutztieren.

Mehr als 30 Schafe und Kälber sind im vergangenen Jahr in Salzburg nachweislich dem Wolf zum Opfer gefallen, dazu kommen zahlreiche Verdachtsfälle. Landwirte fordern seither eine Abschussgenehmigung für Problemwölfe. Die Bescheide der Behörden stehen noch aus.

Studie aus den USA über Rudel

Abschüsse sind laut der amerikanischen Studie ohnehin keine Lösung, wie der Experte Adrian Treves von Universität Wisconsin schildert: „Unsere Forschungen zeigen, dass tödliche Methoden wie Abschüsse, Giftköder oder Fallenjagd keine Lösung sind. Eher verschärft sich sogar die Situation durch den Tod der Raubtiere.“

In einem Drittel der untersuchten Fälle ist die Zahl von Rissen an Schafen und Ziegen sogar gestiegen. Die Abschüsse würden nämlich die soziale Struktur in Wolfsrudeln stören. Dadurch ändere sich das Jagdverhalten der Wölfe, sagt Christian Pichler vom WWF: „Der Abschuss ist oftmals keine Lösung, weil man dadurch in die Biologie des Wolfes eingreift. Man schießt vielleicht das falsche oder erfahrene Tier heraus. Und die unerfahrenen Wölfe machen dann vielleicht sogar mehr Schäden als die, die gelernt haben, mit den Maßnahmen zum Herdenschutz zu leben.“

Allerdings gibt es in Salzburg bisher keine Hinweise auf ganze Rudel von Wölfen. Die Rede ist von Einzelgängern, die das Vieh angreifen.

Spezielle Hunde für Herdenschutz

In der Schweiz habe man gute Erfahrungen mit Herdenschutzhunden gemacht. Allerdings nur, wenn diese durch eine entsprechende Ausbildung auch gesellschaftsfähig sind, wie der Schweizer Fachmann Felix Hahn erzählt: „Die Hunde bringen das mit, was wir genetisch für die Arbeit brauchen. Wir müssen sie in der Ausbildung dazu bringen, dass sie sich nicht nur an die Nutztiere gebunden fühlen, sondern auch an den Menschen. Sie sollen keine Menschen angreifen, die in den Bergen unterwegs sind. Sie müssen auch wissen, was ein Biker oder ein Gleitschirmflieger ist. Oder dass sie Leute mit Stirnlampen kennen.“

Ein Projekt in Tirol setzt vor allem auf den Schutz von Schafen durch gezielte Weideführung. Thomas Schranz ist Schafzüchter in Tösens: „Dabei werden nur Sektoren beweidet, wo man die Schafe gut zusammenhalten kann. Das geht in übersichtlichen Gegenden, wo ich gut kontrollieren kann. Da habe ich dann auch mehr Einfluss, wenn von außen der Wolf kommt.“

Man müsse sich jedenfalls auf vielerlei Weise auf den Schutz von Nutztieren vorbereiten. Dazu gehöre auch die Zucht von Herdenschutzhunden, heißt es beim WWF.