Skigebiet Gaißau-Hintersee
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Wirtschaft

Gaißau-Liftpleite: Forderungen um die zwei Mio. Euro?

Nach der Insolvenz des Skigebiets Gaißau-Hintersee hat Mittwoch beim Landesgericht die erste Tagsatzung im Konkursverfahren stattgefunden. Der Masseverwalter erkannte bisher rund 540.000 Euro an Forderungen an. Der Betrag könnte sich wegen offenen Rechtsfragen noch stark erhöhen.

Der chinesische Mehrheitseigentümer der Liftgesellschaft – Zhong Hui Wang – erschien erwartungsgemäß nicht beim Auftakt des Prozesses. Wie Masseverwalter Hochsteger zur APA sagte, hätten die knapp mehr als 30 Gläubiger insgesamt Forderungen in Höhe von 1.990.000 Euro angemeldet.

Weitere Forderungen trudeln ein

Der größte Brocken mit 1,3 Mio. Euro sei dabei erst am vergangenen Montag bei ihm eingelangt. „Dabei handelt es sich um eine Forderung der öffentlichen Hand. Sie betrifft die Abbruchkosten für die Liftanlagen, sollte sich kein neuer Betreiber finden.“ Weil unklar sei, ob die Forderung zulässig ist und welche Gebietskörperschaft sie überhaupt anmelden darf, habe er sie zunächst bestritten. „Sollte sie berechtigt sein, muss ich die Bestreitung zurücknehmen.“

Zugleich sei es möglich, dass ein potenzieller Käufer die in die Jahre gekommenen Anlagen doch weiter nutzen möchte. Darum werden die neun Lifte im Skigebiet vorerst nicht abgebaut. „Ich möchte mit der Verwertung möglichst noch zuwarten, falls sich Interessenten mit einem Konzept für das Skigebiet melden. Sie sollten dann nicht vor verschlossenen Türen stehen.“

Drei Kaufinteressenten aufgetaucht

Wie Hochsteger sagte, seien im Vorfeld drei mögliche Interessenten aus Salzburg, Oberösterreich und aus Ungarn an ihn herangetreten. „Einer davon betreibt schon ein Skigebiet in Österreich“. Sollte sich kein Käufer finden, seien möglicherweise einzelne Lifte verwertbar. Der nächste Bericht an das Konkursgericht ist mit 10. Mai fällig.

Die heute rechtskräftig gewordenen Forderungen setzen sich vor allem aus offenen Pachtzinsen für die Grundstückseigentümer (allen voran die Bundesforste und mehrere Agrargenossenschaften), einer Dienstnehmerforderung und den Ansprüchen einiger Lieferanten zusammen. Die Höhe der Aktiva bezifferte Hochsteger heute mit rund 400.000 Euro – so viel dürfte ein Grundstück mit Büro-, Kassen- und Liftgebäude im Besitz der Bergbahnen wert sein.

Sanierungsplan von 2017 gescheitert

Die „Gaissauer Bergbahn GmbH“ gehört seit 2016 zu 75 Prozent der chinesischen J&Y Holding Group Ltd. in Peking. Im Jänner 2017 stellten die Bergbahnen nach wirtschaftlich turbulenten Jahren einen Antrag auf Insolvenz, um mit einer Entschuldung den Betrieb langfristig abzusichern. Der Sanierungsplan wurde damals mehrheitlich angenommen, die Gläubiger erhielten eine 30-Prozent-Quote. Der Chef der Muttergesellschaft, Zhong Hui Wang, übernahm selbst die Geschäftsführung im Unternehmen.

Fehlende Pachtzahlungen als Auslöser für Konkursantrag

Ende 2018 stellte er in einer Videobotschaft Investitionen in der Höhe von bis zu 33 Millionen US-Dollar (heute 30 Mio. Euro) in Aussicht. Dennoch standen im vergangenen Winter die Lifte trotz bester Verhältnisse still. Und auch heuer gibt es keinen Betrieb. Weil das Unternehmen mit Pachtzahlungen massiv im Rückstand war, stellten im Herbst 2019 mehrere Grundeigentümer einen Konkursantrag. Theoretisch könnte Wang im laufenden Verfahren noch die offenen Forderungen begleichen.