Chronik

Schneechaos: Ein Jahr danach ist alles anders

Exakt vor einem Jahr ist Salzburg nahezu im Schnee versunken. Meterhoher Schnee hielt das Land auf Trab. Zahlreiche Häuser wurden beschädigt, Dachstühle stürzten unter den tonnenschweren Lasten ein. Heuer hingegen herrscht ein ganz anderes Bild, viele Gemeinden würden sich derzeit mehr Schnee wünschen.

In der Gemeinde Hintersee herrschten am Donnerstag, dem 9. Jänner 2020, frühlingshafte Temperaturen, nur eine dünne Schneedecke lag auf den Wiesen. Genau vor einem Jahr sah das anders aus: Meterhohe Schneewände prägten damals den Ort. Das größte Problem im Jänner 2019 war die Schneelast auf den Dächern. Davon ist derzeit nichts zu sehen. Ganz im Gegenteil – die Gemeinde könnte noch ein bisschen Schnee vertragen.

Bildmontage: Ortszentrum von Hintersee im Winter bei Sonne und wenig Schnee 2020 (links) und Hintersee im Winter mit viel Schnee und dichtem Schneefall 2019
ORF
Zentrum von Hintersee im Jänner 2020 (links) und im Jänner 2019 (rechts)

Einen Winter wie im Vorjahr, den wünscht sich hier aber trotzdem niemand: „Wir sind ein bisschen ängstlich in die heurige Wintersaison gegangen, weil der Schock aus dem Vorjahr doch noch tief sitzt. Für die Gemeinde waren das im vergangenen Jahr extreme Kosten und oft wird man so eine Belastung nicht durchstehen“, sagt der Bürgermeister von Hintersee, Paul Weißenbacher (ÖVP).

„Aufrüstung“ mit Schneefräsen – bisher umsonst

Allein die Kosten für die Schneeräumung waren 2019 in Hintersee drei Mal so hoch wie in den vergangenen Jahren. Auch die Bewohner bereiteten sich deshalb gut auf den heurigen Winter vor: „Wir hatten Schneemassen, die fast nicht zu überwinden waren. Deshalb haben wir uns privat mehrere Schneefräsen zugelegt, Schneeschaufeln sowieso und haben bewusst mehr Holz gekauft“, schildert Andreas Wibner aus Hintersee.

„Nach dem letzten Winter habe ich mir gedacht, ich tue mir das nicht mehr an und muss mir eine neue Schneefräse kaufen. Die steht jetzt bei mir gut in der Garage, einmal habe ich sie probiert, aber sie war noch nicht wirklich im Einsatz“, schildert ein anderer Hinterseer, Albert Ebner.

Schnee forderte landesweit vier Tote

Das Schneeereignis 2019 forderte vier Tote und 44 Verletzte. 17 Gemeinden waren bei den anhaltenden Schneefällen tagelang von der Außenwelt abgeschnitten. Mehr als 8.000 Freiwillige Helfer waren im Einsatz.

Die Gemeinden zogen aus dem Schneechaos des Vorjahres ihre Konsequenzen. So wurden in Hintersee zum Beispiel Unternehmer und Privatpersonen nach dem vergangenen Winter bei Bauverhandlungen darauf aufmerksam gemacht, besonders stabile Dachstühle errichten zu lassen. „Zusätzlich haben wir die Leute animiert, dass sie bei ihrem Versicherungsschutz darauf aufpassen, damit sie bei nächsten Schneedruckschäden abgesichert sind“, sagt Bürgermeister Peter Weißenbacher. „Bei jenen, die im vergangenen Winter eine Versicherung gehabt haben, hat die Abwicklung der Kosten im Nachhinein gut geklappt.“

Ein Jahr nach dem großen Schnee ist alles anders

Vor genau einem Jahr ist Salzburg im Schnee versunken. Heuer sieht es ganz anders aus. In den Orten ist man trotzdem froh, dass man nicht so eine Extremsituation wie 2019 hat.

Ein Dorf weiter: Loipe braucht heuer Kunstschnee

Schneefräsen und Schneeschaufeln kamen in diesem Winter landesweit bislang nur wenig zum Einsatz. Auf der Langlaufloipe Im Hinterseer Nachbarort Faistenau (Flachgau) muss heuer sogar Kunstschnee her.

„Das ist ein Riesenaufwand, denn wir haben nur eine kleine Stelle, an der wir Maschinenschnee produzieren“, schildert der Faistenauer Bürgermeister Josef Wörndl (ÖVP). „Den bringen wir dann in einem Bereich auf die Loipe auf, weil in jede landwirtschaftliche Wiese darf man auch nicht hineinfahren. So schauen wir, dass wir irgendein Angebot als Langlaufdorf Faistenau haben, damit wir unseren Ruf bewahren können.“

Lawinenwarnkommission: Heuer gemütlich

Die Lawinenwarnkommission Hintersee-Faistenau war im vergangenen Jänner extrem gefordert, rund um die Strubklamm musste sie Straßen sperren. „Der vergangene Winter und der heurige sind 100 zu eins. Heuer ist es gemütlich, wir haben noch nicht so viel zu tun gehabt“, sagt Johann Aschauer, Obmann der Lawinenwarnkommission Hintersee-Faistenau.