Die Liebe zu den Dingen, die man macht ist wohl die wichtigste Voraussetzung für seine Arbeit. Liebevoll gestaltet ist die Auslage mit Lederhandtaschen in verschiedenen Größen und Farben – alle von Otto Koch selbst genäht. Eine Kundin hat dem 89-Jährigen eine Tasche mit Spezialwünschen gebracht: „Die Riemen sollen verlängert werden, weil sie ihr zu kurz sind. Sie will die Tasche quer über den Körper hängen“.
Die tägliche Arbeit geht noch in hohem Alter, weil Otto Koch nie aufgehört hat: „Wenn man sein Leben lang so arbeitet, fällt einem das nicht schwer. Wichtig ist, dass es einem Spaß macht. Wenn es einem keinen Spaß macht, sollte man gleich aufhören. Und die Werke sollen einem selber gefallen, dann gefallen sie auch den Kunden“.
Wenig Pension für Gewerbetreibende
Seit 1945 ist die kleine Werkstatt Otto Kochs Arbeitsplatz. Sein Vater hat hier schon gearbeitet – er war Sattler. Bei ihm ist er mit 14 Jahren in die Lehre gegangen. Er erinnert sich: „Die Lehrzeit ist auch vorrübergegangen. Dann die Gesellenjahre. Und dann war der Vater nicht mehr. Es ist nicht leicht für uns Gewerbetreibende. Die Pension ist oft sehr niedrig“.
Das Schicksal vieler Gewerbetreibender sagt Otto Koch. Er selbst hat 1.240 Euro Pension im Monat. Das Geschäft geht nicht mehr so wie früher – oft steckt er mehr hinein als er herausbekommt. Die Werkstatt wollte er trotzdem nicht aufgeben, sagt der Taschnermeister: „Ich habe immer bescheiden gelebt. Ich muss mit dem auskommen, was ich habe. Ich bin immer gerne gewandert, mit Freunden. Aber von denen sind viele gestorben“. Es sind noch viele Lederreste da, die man aufbrauchen kann, sagt er. Und die museumsreifen Nähmaschinen funktionieren auch noch.
90. Geburtstag im kommenden Jahr
Otto Koch setzt sich wieder an seine Nähmaschine, die so alt ist wie er. Nächstes Jahr feiert er seinen 90. Geburtstag. Vielleicht ein Anlass, die Werkstatt zuzusperren, meint er. Aber ganz sicher ist er sich noch nicht.