11.12.19 Sonntagsöffnung – pro und contra
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Wirtschaft

Weihnachten für viele Schuldenfalle

Die Adventzeit bringt jedes Jahr viele Menschen unter Druck. Sie geben mehr Geld aus als sie eigentlich haben, beklagen Experten der Schuldenberatung Salzburg. In unserer Konsumgesellschaft ist es für die meisten normal, Geld für Familie und Freunde auszugeben.

Dies tun viele Konsumenten selbst dann, wenn man es sich eigentlich gar nicht leisten kann. Was im Rest des Jahres normal ist, spitzt sich in der Adventzeit noch zu.

Christkindlmarkt
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Konsumieren macht glücklich, strahlt der Advent aus – egal, ob man sich Schmankerl am Christkindlmarkt gönnt oder sich für Geschenke in die Tiefen eines Einkaufszentrums stürzt.

„Was den Einen Spaß macht, setzt Andere unter Druck“

Während das den Einen Spaß macht und auch finanziell möglich ist, bedeutet der Advent für Andere vor allem Druck – und zwar sowohl finanziell als auch sozial, betont Laurenz Bub, Sozialwissenschafter an der Universität Salzburg. „Wir haben es hier beim Wohlstandsniveau mit einer starken Ungleichheit zu tun.“

09.12.19 Widerstand gegen längere Öffnungszeiten
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Was den Einen Spaß macht, setzt Andere unter Druck

„Es gibt eben einen ziemlich großen Anteil von Menschen, die am unteren Ende der Wohlstandsskala angesiedelt sind. Und da haben wir es dann mit Leuten zu tun, die gegen Ende des Monats ohnehin schon jeden Cent drei Mal umdrehen müssen, damit es sich gerade noch irgendwie ausgeht. Und gerade in Zeiten erhöhter Konsumausgaben wie zu Weihnachten setzt das die Leute zusätzlich noch einmal arg unter Druck“, sagt Bub.

Warnung vor Artikeln mit „Null Prozent-Finanzierung“

Besonders verlockend wirkt auf Viele die Null-Prozent-Finanzierung. So lassen sich auf den ersten Blick auch Geschenke kaufen, die man sich eigentlich nicht leisten kann", warnt Peter Niederreiter von der Schuldenberatung in Salzburg. „Wenn bei einem Artikel drauf steht ‚Null Prozent‘, dann ist größte Vorsicht geboten. Das gibt es im Endeffekt nicht. Vielmehr ist das im Preis schon eingerechnet und man zahlt mehr, als der betreffende Artikel wert ist", und man muss den Mehrbetrag erst recht wieder in Raten abstottern“, sagt Niederreiter.

Sonntagsöffnung
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Von Artikeln mit „Null Prozent-Finanzierung“ raten die Experten ausdrücklich ab

Spätestens mit dem „Black-Friday“ ist die Saison der vielen Angebote eingeläutet worden. Auch wenn diese besonders verlockend aussehen mögen, gelte es hier, als erstes die Fakten zu checken, mahnt Claudia Bohl, Konsumentenschützerin in der Salzburger Arbeiterkammer. „Gerade zu Weihnachten wird man mit Angeboten und Ermäßigungen überhäuft. Und da ist es wichtig, die Preise zu genau zu vergleichen, um zu sehen, ob man sich wirklich etwas erspart. Derartige Vergleiche sind ja auch über Online-Plattformen schon möglich“, sagt Bohl.

„Einen Geldrahmen festlegen und sich daran halten“

Als weiteren Tipp, empfehlen die Experten, für die Weihnachtszeit einen Geldrahmen festlegen, der realistisch ist, und an den man sich dann auch hält. Selbst, wenn das Geld nicht mehr für Geschenke reicht, gebe es einen Ausweg, sagt Peter Niederreiter von der Schuldenberatung. „Man kann ja auch etwas schenken, das nicht in Geld bewertet ist, wie zum Beispiel Zeit. Man kann für den zu Beschenkenden zum Beispiel etwas basteln oder sie oder ihn nach Hause zum Essen einladen.“

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Sie empfehlen, einen Geldrahmen für Geschenke festzulegen und diesen auch genau einzuhalten

Auch gesellschaftlich könnte man diesen Schritt wagen und den Konsum im Advent öfter hintan stellen, ergänzt Sozialwissenschafter Laurenz Bub von der Uni Salzburg. „Man müsste vielleicht darüber nachdanken, dem Weihnachtsfest eine andere Symbolik zu verleihen – etwa als Fest der Familie, der Gemeinschaft und der Liebe, und nicht den Konsum in den Mittelpunkt stellen“, mahnt Bub.

17 Prozent der Salzburger schenken heuer nichts

Obwohl der Umsatz im Handel weiter steigt, ist man in Salzburg nicht mehr alleine, wenn man zu Weihnachten nichts schenkt. 17 Prozent der Salzburgerinnen und Salzburger geben an, dieses Jahr nichts zu schenken. Das sind um fünf Prozentpunkte mehr als im Jahr 2018.