Politik

Pensionszimmer für Arme: Gesetzliche Kontrolle gefordert

Rund 600 Arme und Wohnungslose leben in der Stadt Salzburg in Pensionszimmern. Viele sind psychisch krank. Oft fehlt professionelle Hilfe. Kritiker sagen, Vermieter würden auch Geschäfte mit der Not machen. Es sei aber auch mit manchen Bewohnern nicht einfach. Die Stadtpolitik wünscht sich mehr Kontrollmöglichkeiten.

Zwischen 380 und 500 Euro kann ein Pensionszimmer pro Monat kosten. Die Sozialbehörden der Stadt bezahlen für die Armen. Es gebe auch Kontrollen der Unterkünfte, sagt Helmuth Toporis vom Sozialamt: „In einigen Fällen ist die Qualität überhaupt nicht angemessen. Ich habe dann die Zustände bei der Baubehörde angezeigt. Daraufhin hat der Betreiber die Pension geschlossen. Das ist auch sehr schwierig, weil man will die Bewohner ja nicht auf der Straße haben.“

„Man muss immer beide Seiten sehen“

Laut Stadtverwaltung gibt es in Salzburg rund 35 Pensionen für Wohnungslose und Bezieher von Mindestsicherung. Auch Gerhard Mayr betreibt eine solche Pension: „Ich sehe es nicht als Geschäft. Sie bezahlen, was sie können. Weil wenn jemand nicht mehr bekommt, dann kann er nicht mehr zahlen. Sie kommen ab und zu und sagen, mein Gott, in diesem Monat habe ich nichts mehr. Was willst du ihnen da noch wegnehmen? Dann zahlen sie halt nur die Hälfte.“

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ORF
Pensionszimmer bei Inspektion mit Bewohner und Vermieter

Es sei ein schmaler Grat – zwischen Dach über dem Kopf und Geschäftemacherei, so Helmuth Toporis: „Man muss auch immer beide Seiten sehen. Da sind Vermieter, die es oft auch mit Mietern sehr schwer haben. Es gibt aber auch Mieter, die sehr ordentlich sind und dennoch in sehr prekären Verhältnissen wohnen müssen.“

„Betreuung durch Sozialarbeiter wichtig“

Als positives Beispiel gilt das Projekt „meinzuhaus.at“ – betrieben vom Salzburger Studentenwerk. Diese Pensionszimmer stehen Armen für jeweils drei Jahre zur Verfügung, bis sie etwas Festes finden, sagt Georg Leitinger vom Studentenwerk: „Man bekommt in dieser Frist einen Fuß auf den Boden. Es funktioniert auch deswegen gut, weil es die Betreuung durch Sozialarbeiter gibt.“

Auch der Verein Neustart beteiligt sich. Er setzt sich für Haftentlassene ein und sucht für diese Wohnungen und Zimmer, wie Vereinssprecher Johannes Bernegger erzählt: „Die Leute fassen Vorsätze in der Haft und wollen ihr Leben ändern. Wenn sie dann nach der Haftentlassung in prekären Verhältnissen wohnen und leben müssen, dann ist die Gefahr von Rückfällen sehr sehr groß.“

Kontrollen: Stadtpolitik wünscht sich Gesetz

Es gibt keine gesetzlichen Vorgaben, wie ein Pensionszimmer auszusehen hat. Es gibt auch kein Gesetz, das verpflichtende Kontrollen möglich machen würde. Es gebe einige Unterkünfte, die menschenunwürdig seien, sagt die für Soziales zuständige Stadträtin Anja Hagenauer (SPÖ). Sie wünscht sich eine gesetzliche Regelung vom Salzburg Landtag, damit Kontrollen auch zwangsweise durchgeführt werden können.

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