Porträt des Wolfgang Amadeus Mozart
Kultur

Musik verbannt: Mozarts Freimaurerei als Grund?

Mozart-Musik sei im Advent für die Basilika von Florenz ungeeignet, betont deren neuer Leiter. Er ließ das – jeweils am 5. Dezember zum Todestag des Salzburgers aufgeführte – Konzert verlegen. Kritiker sagen, der Franziskaner-Pater sei gegen Mozart, weil dieser Mitglied bei den Freimaurern war und auch deren humanistische Ideale vertonte.

Bisher kamen jedes Jahr am 5. Dezember bis zu 1.500 Zuhörer in die weltberühmte Basilika von Santa Croce.

Das Konzert mit Mozarts Requiem und „Ave Verum Corpus“, das seit fünf Jahren von der Stiftung „Opera Santa Croce“ organisiert und vom Florentiner Kammerorchester unter Giuseppe Lanzetta aufgeführt wird, muss nun in den entweihten historischen Abendmahlssaal (Cenacolo) übersiedeln. Dort sollen aber lediglich 300 Zuhörer Platz haben. Das Konzert dürfte damit auch nicht mehr für das Publikum kostenlos sein. Das Geld soll für wohltätige Zwecke verwendet werden – zehn Euro pro Ticket, wie es heißt.

Pater dementiert Spekulationen wegen Freimaurerei

Der Franziskaner-Pater Paolo Bocci ist neuer Leiter der uralten Basilika in Florenz, die aus dem Hochmittelalter stammt. Er begründet seine rigorose Entscheidung, Mozarts Requiem entspreche „nicht dem Klima der Adventzeit“ und könne daher nicht in diesem Kirchenraum aufgeführt werden. Bocci ist erst seit wenigen Monaten neuer Chef des kirchlichen Standortes.

Er dementiert Spekulationen, laut denen er sich gegen das Konzert in der Basilika wehre, weil Mozart ein Freimaurer, Aufklärer und Humanist und damit – indirekt oder direkt – auch ein Kirchenkritiker war. Das verbindet den Salzburger mit seinem niederösterreichischen Berufskollegen und Mentor Joseph Haydn. Beide komponierten neben anderen Werken sehr viel Kirchenmusik. Diese ist bei katholischen Gläubigen und Priestern auf allen Kontinenten bekannt und beliebt – trotz der Freimaurerei, die allerdings bei sehr konservativen Klerikern als schwere Sünde gilt. Die meisten Kirchen-Organisationen der Evangelischen tolerieren sie, allen voran die Lutherischen. In den USA und Großbritannien gehört die Maurerei seit Jahrhunderten zum guten Ton.

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Galileo Galilei hier begraben

Die Grundsteinlegung von Santa Croce soll 1294 erfolgt sein – einer Legende zufolge durch Franz von Assisi selbst, was von unabhängigen Historikern allerdings stark bezweifelt wird. Die außergewöhnliche Architektur ist ein besonderes Merkmal – mitten im Zentrum von Florenz, das sonst von Renaissance-Bauten dominiert wird. Dazu kommt die Tatsache, dass sich hier die Grabmäler von Machiavelli, Michelangelo, Galileo Galilei und Gioachino Rossini befinden.

Riccardo Muti gegen Verbannung des Salzburgers

Gegen den Beschluss des Franziskaners Paolo Bocci ist auch der italienische Stardirigent Riccardo Muti. „Freimaurerlogen hatten zu Mozarts Zeiten eine ganz andere Bedeutung als heute“, kommentierte Muti im Interview mit der Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“ (Montagsausgabe). Es sei ein Fehler, Mozarts Requiem nicht in der Basilika aufzuführen: „Dieses Werk ist eine universale Seite unserer Kultur.“

Auch Stadtpolitiker kritisiert den Pater

Kritik muss der geistliche Manager der Basilika auch von dem für Kulturfragen zuständigen Florentiner Stadtrat Tommaso Sacchi einstecken: „Ein Genie wie Mozart sollte nicht zum Streitthema werden. Santa Croce ist eine der ältesten Kirchen in Florenz, sie ist voller Geschichte und Kunst. Das Requiem ist dort in den vergangenen Jahren stets mit Erfolg aufgeführt worden.“

Freimaurer: Mozarts und Haydns Mitgliedschaften

Der gebürtige Salzburger wurde im Herbst 1784 – wahrscheinlich auf Veranlassung seines Freundes, des Freiherrn Otto von Gemmingen – in die Wiener Loge „Zur Wohltätigkeit“ aufgenommen. Mozart besuchte regelmäßig auch die Loge „Zur wahren Eintracht“, deren Stuhlmeister Born war. Hier wurde Mozart am 7. Jänner 1785 vom Maurerlehrling zum Gesellen befördert und war einen Monat später bei der Einführung von Joseph Haydn anwesend.

„Gegen Aberglauben, für Menschenfreundlichkeit“

Über Veranlassung Mozarts trat auch sein Vater Leopold dem Bund der Freimaurer bei. Zwischen beiden entspann sich ein lebhafter Briefwechsel über diese Philosophie, der vom vorsichtigen Vater fast ganz vernichtet wurde. Aus dem einzigen erhalten gebliebenen Brief geht der tiefgreifende Einfluss auf Mozarts Denken, Fühlen und Komponieren hervor.

Bernhard Paumgarter, früherer Direktor des Salzburger Mozarteums, war kein Freimaurer. Er schrieb zu diesem Thema: „Zweifellos haben die menschenfreundlichen und großzügigen Bestrebungen der Freimaurer, ihr Kämpfe gegen Aberglauben, religiösen Fanatismus und Gewissensenge, die idealen Grundsätze gegenseitiger Forderung und brüderlicher Gleichberechtigung das empfindliche Gemüt Mozarts lebhaft gewonnen.“

APA, Gerald Lehner – salzburg.ORF.at

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