Eingang des Landesgerichts Salzburg (Justizgebäude)
APA/BARBARA GINDL
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Gericht

Versuchte Zwangsehe: Prozess vertagt

Am Salzburger Landesgericht ist am Dienstag ein Prozess wegen einer versuchten Zwangsheirat vertagt worden. Ein 42-jähriger Syrer soll seine Tochter genötigt haben, sich mit dem für sie bestimmten Mann zu verloben, und soll sie zudem geschlagen haben.

Die Staatsanwaltschaft warf dem Vater von insgesamt fünf Kindern vor, der Tochter mit dem Umbringen gedroht und sie dazu genötigt zu haben, nicht zur Polizei zu gehen, damit sie nichts von der beabsichtigten Zwangsheirat und den Schlägen erzählen kann. Der Syrer soll das Mädchen mit einer Eisenstange im Gesicht und am Schienbein verletzt haben.

Der bisher unbescholtene Angeklagte bestritt alle Vorwürfe. Als er mit seiner Familie Syrien verlassen und in Beirut im Libanon diesen September zwei Tage auf den Weiterflug gewartet habe, habe seine Tochter dort den etwa 27- oder 28-jährigen Mann kennengelernt und sich mit ihm verlobt. „Sie hat sich eine Heirat gewünscht. Ich habe das wegen ihres Alters nicht zugelassen“, schilderte er.

Angeklagter: „Verloben heißt Kennenlernen“

Es sei vereinbart worden, dass sie den Mann heiratet, wenn sie 18 Jahre alt ist, erklärte der Syrer. Er kenne dessen Bruder, dieser habe ihnen eine Wohnung in Beirut zur Übernachtung zur Verfügung gestellt. Dass sich seine Tochter mit jemanden, den sie erst einen Tag lang kennt, verlobt, hielt der Beschuldigte nicht für außergewöhnlich. „Verloben heißt Kennenlernen“, meinte er.

Laut Anklage hätte dem Verlobten als Gegenleistung für die versprochene Heirat eine Einreise nach Österreich ermöglicht werden sollen. Auch diesen Vorwurf bestritt der Angeklagte. Als er erfahren habe, dass die Tochter den Syrer doch nicht heiraten wolle, habe er das akzeptiert und sie ersucht, ihrem Verlobten das selbst mitzuteilen. „Das ist ihr Leben, sie kann entscheiden.“

Ehefrau und Kinder entlasten Beschuldigten

Die Richterin konfrontierte den Angeklagten mit einer Aussage eines Sohnes, wonach der Vater die Heirat gewollt habe. Es sei in ihrem Kulturkreis eine Schande für die Familie, zuerst der Heirat zuzustimmen, dann aber die Meinung zu ändern. Der Sohn sagte heute, dass sein Vater damals wütend gewesen sei und der Tochter „Angst machen wollte“. Es sei zwar keine Schande, die Verlobung zu lösen, aber auch „nicht schön“.

Der Bursch, weitere Kinder und die Ehefrau des Beschuldigten bezeugten, der Vater habe das Mädchen nicht geschlagen. Diese habe den Vater nur deshalb belastet, „weil sie alleine leben wollte“, sagte eine Schwester.

Flüchtlingsbetreuer: „Sie hat viel geweint“

Ein Betreuer der Salzburger Flüchtlingsunterkunft belastete den Angeklagten. Die betroffene Tochter habe ihm erzählt, dass sie von ihrem Vater geschlagen worden sei. Dieser habe gewollt, dass sie heiratet. „Sie will aber in die Schule gehen. Sie hat Angst gehabt und sehr viel geweint.“

Der Prozess am Landesgericht Salzburg wurde schließlich zur Einvernahme der 16-Jährigen, die sich derzeit in einem Krankenhaus befindet, auf vorerst unbestimmte Zeit vertagt. Richterin Gabriele Glatz gab dem Enthaftungsantrag der Verteidigerin statt. Sie erteilte die Weisung, dass sich der Beschuldigte in der Flüchtlingsunterkunft aufhalten muss und jeglichen Kontakt zur Tochter zu unterlassen hat. Der Syrer stimmte zu und leistete auch das Gelöbnis, dass er zur nächsten Hauptverhandlung kommt.