Hand hält Schlüssel
ORF.at/Zita Klimek
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Chronik

Warnung vor Wucher bei Schlüsseldienstlern

Die Polizei warnt vor Männern, die sich über das Internet als seriöse Schlüsseldienstler anbieten und dann Wucherpreise verlangen. In der Nacht auf Donnerstag hat es laut Ermittlern wieder einen solchen Fall gegeben – dieses Mal in Hallein (Tennengau).

Ein 77 Jahre alter Halleiner hatte sich aus seiner Wohnung ausgesperrt, im Internet nach Hilfe gesucht und diese Helfer angefordert. Zwei Männer seien dann erschienen, hätten die Tür geöffnet und dafür 900 Euro verlangt.

Polizei rät zu sofortigen Anzeigen

Der Salzburger bezahlte 700 Euro in dem geschilderten Fall. Seine Tochter erstattete daraufhin am Donnerstag eine Anzeige bei der Polizei. Diese rät, solchen Geldforderungen nicht nachzukommen und die Praktiken sofort anzuzeigen. Zudem solle man bei Internetwerbung von Schlüsseldiensten vorsichtig sein und nur regional verankerte und gewerbebehördlich registrierte Unternehmen beauftragen.

Trend aus Deutschland

In den letzten Jahren gab es solche Vorfälle vermehrt in Norddeutschland, Franken und Bayern. Seit einiger Zeit seien Netzwerke mit solchen Geschäftspraktiken auch in österreichischen Regionen zunehmend aktiver, beobachten bayerische Ermittler.

Türöffner würden Leuten, die nicht die vollen Wucherbeträge zahlen wollen, über teils monatelangen Briefverkehr auch mit Gerichtsverfahren und Inkassobüros drohen. Bei entsprechenden Anzeigen im Internet bzw. auf eigenen Websites seien viele Rechtschreibfehler eines der typischen Kennzeichen, wenn Vorsicht geboten sein sollte, sagte ein Polizist in Regensburg auf eine ORF-Anfrage.

Arbeiterkammer bestätigt Vorgänge

Was wären Normaltarife? Für die Türöffnung bei bloßem Zufallen der Tür während der Betriebszeiten werden zwischen 55 und 105 Euro verrechnet, außerhalb der Betriebszeiten können die Kosten bis zu 195 Euro betragen, recherchierte die Arbeiterkammer Oberösterreich.

Damit der Preis im Rahmen bleibt, sollten lokale Schlüsseldienste gewählt werden, erklärt AK-Konsumentenschützerin Bettina Pichler auf der Internetseite der Arbeiterkammer Salzburg. „Wer sich aus der Wohnung aussperrt und einen Schlüsseldienst im Internet ‚googelt‘, ist gefährdet. Immer öfter entpuppen sich scheinbar lokale Schlüsseldienste als Unternehmen mit deutschen Adressen.“ Für die Türöffnung würden durchaus Wucherpreise von 1.500 Euro verlangt.

Wer so viel Bargeld nicht bei sich hat, werde von den Mitarbeitern zum nächsten Bankomaten gebracht. „Reklamationen an die in der Rechnung angeführte deutsche Adresse bleiben unbeantwortet“, weiß die Konsumentenschützerin. Die AK Salzburg hat die Stundensätze von eingetragenen Salzburger Schlüsseldiensten erhoben, diese reichen von 48 bis 96 Euro. Die Kosten für eine Türöffnung betrugen beispielsweise bei einem Anfahrtsweg von sechs Kilometern in etwa 140 Euro inklusive Anfahrt. Der Schlüsseldienst für sehr sichere Türen kommt den Kunden aber teurer.

Hinterlegen von Ersatzschlüsseln empfehlenswert

Die Abend- und Nachtzuschläge außerhalb der Betriebszeiten liegen oft bei 100 Prozent. Die regulären Stundensätze der erhobenen Salzburger Schlüsseldienste liegen laut AK weit unter jenen von deutschen Firmen, die häufig bei einer Internetsuche aufscheinen. Die kostengünstigste Vorsorgemaßnahme ist laut Pichler immer noch das Hinterlegen eines Ersatzschlüssels bei Verwandten oder bei einer Vertrauensperson in der Nachbarschaft.