Sondereinsatzkommando der Polizei und Feuerwehrleute auf einer Terrasse
APA/Fmt-Pictures/mw
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Chronik

Überfall auf Juweliersfamilie: Verdächtiger gefasst

Knapp drei Monate nach dem Überfall samt Geiselnahme bei einer Juweliersfamilie auf dem Heuberg in Koppl (Flachgau) ist Dienstagfrüh ein Verdächtiger gefasst worden. Im August waren drei maskierte Bewaffnete in das Haus der Familie eingedrungen.

Bei dem Verdächtigen handle es sich um einen Tschechen. „Umfangreiche Ermittlungen und eine akribische Tatortarbeit“ hätten die Ermittler auf eine Spur nach Tschechien geführt, sagten Landespolizeikommandant Franz Ruf, Landeskriminalamtschef Christian Voggenberger und Staatsanwaltschaftssprecher Marcus Neher am Nachmittag. Durch einen DNA-Abgleich und die Auswertung von gesichertem Videomaterial sei man dem 42-Jährigen auf die Spur gekommen.

Der Mann sei am Dienstag um 4.30 Uhr früh in seiner Wohnung in Prag von einer Spezialeinheit festgenommen worden, so LKA-Leiter Voggenberger. Der Einsatz sei genau vorbereitet worden – unter tatkräftiger Mithilfe der tschechischen Behörden. Die Auslieferung der 42-Jährigen nach Österreich sei schon beantragt worden, so Staatsanwalt Neher. Dienstagfrüh gab es zudem zwei weitere Hausdurchsuchungen in der tschechischen Hauptstadt. Nach den Komplizen des 42-Jährigen wird weiter gefahndet. Die Polizei geht von „mindestens zwei“ weiteren Tätern aus. Zu zwei Komplizen gebe es gute Ermittlungsansätze, mehr wollte Voggenberger aber nicht verraten.

Christian Voggenberger (LKA Salzburg), Landespolizeidirektor Franz Ruf und Staatsanwaltschaftssprecher Marcus Neher (v.l.n.r.)
ORF/Gerhard Jäger
LKA-Chef Christian Voggenberger, Landespolizeidirektor Franz Ruf und Staatsanwaltschaftssprecher Marcus Neher (v.l.n.r.) präsentierten am Dienstag die Ermittlungsergebnisse

Räuber drangen zu Mittag in Wohnhaus ein

Der Überfall heuer am Maria-Himmelfahrts-Tag, dem 15. August, am späten Vormittag war wie aus einem Kriminalfilm: Drei mit Sturmhauben maskierte Männer stiegen über eine offene Balkontür ins Haus ein, bedrohten das Juweliersehepaar mit einer Pistole und fesselten die beiden. Die zwei Kinder und eine weitere 26-jährige Frau, die sich zu dem Zeitpunkt ebenfalls im Haus aufhielten, nahmen die Räuber als Geiseln. Die Täter legten in dem Haus zudem ein Feuer, das einen großen Sachschaden verursachte.

Dann zwangen die Räuber die 35-jährige Ehefrau, aus dem Geschäft in der Linzergasse in der Salzburger Innenstadt teuren Schmuck zu holen und in ihrem dort abgestellten Auto zu deponieren.

Teilweise brennendes Wohnhaus am Heuberg
ORF/Florian Hörmann
Der Überfall in dem Haus am Heuberg führte am 15. August zu einem Großeinsatz

Geiseln in Auto im Wald eingesperrt

Währenddessen brachten zwei der Räuber die anderen Opfer in einen nahen Wald. Bei der Fahrt quer durchs Gelände wurde ihr Wagen beschädigt. Daraufhin sperrten sie die Geiseln im Wagen ein und rannten davon. Auf ihrer Flucht kam ihnen zufällig ein Pärchen entgegen, das die Räuber ebenfalls bedrohten und zur Herausgabe ihrer Handys zwangen. Dabei fielen auch Schüsse. Dann flüchteten die Räuber zu Fuß weiter.

Wenig später entdeckte das besagte Pärchen das hängengebliebene Fluchtauto und befreite die vier Insassen aus dem Fahrzeug. Eine der befreiten Geiseln alarmierte daraufhin die Polizei. Als diese eintraf, waren alle drei Räuber verschwunden. Die fünf Hausbewohner erlitten bei dem Überfall allesamt einen schweren Schock, der 41-jährige Ehemann der Juwelierin wurde verletzt.

Festnahme nach Überfall auf Juweliersfamilie

Nach dem Überfall samt Entführung einer Juweliersfamilie auf dem Heuberg hat die Polizei am Dienstag einen Verdächtigen gefasst. Der 42-Jährige wurde in Prag festgenommen.

Verdächtige kundschafteten Haus fünf Tage vorher aus

Die Ermittler werteten nach dem Überfall über 500 Stunden lang Überwachungsvideos vom Haus der Juweliersfamilie aus. Dabei bemerkten sie, dass die Tatverdächtigen bereits fünf Tage davor den Heuberg als Mountainbiker getarnt ausgekundschaftet hatten. Sie schliefen im Wald, deponierten auch dort Fahrräder und Rucksäcke für die Flucht. Im Wald, im Wohnhaus und im Fluchtauto wurde dann auch tatsächlich DNA des 42-Jährigen gefunden.

Der jetzt festgenommene Verdächtige war erst heuer im April aus der Haft freigelassen worden. Er ist zweifach vorbestraft – zehn Jahre Haft wegen bewaffneten Banküberfalls und acht Jahre wegen Einbruchs, so die Ermittlungsbehörden. Dem Verdächtigen werden jetzt schwerer Raub, schwere Nötigung, Brandstiftung – und als schwerstes Delikt – erpresserische Entführung angelastet. Im Falle einer Verurteilung drohen dem Mann damit zehn bis 20 Jahre Haft.

Über die Höhe der Beute bei dem Überfall wollte die Polizei am Dienstag ebenfalls keine Angaben machen. „Nur so viel: Für so ein Verbrechen hat es sich nicht ausgezahlt“, sagte Kripo-Chef Voggenberger.