Verkehr

Stadtseilbahn als Öffi-Ergänzung diskutiert

Können Seilbahnen in der Stadt eine Ergänzung zum öffentlichen Verkehr sein? Diese Frage werfen die Salzburger Verkehrstage bei ihrer 17. Auflage diese Woche auf. Beispielprojekte in anderen Städten gebe es bereits.

In der Stadt Salzburg brachte es die Forderung nach einer Stadtseilbahn bisher nur zu einem wenig ernst genommenen Wahlkampfgag: Der Vorschlag, den großen Parkplatz beim Messezentrum mit einer Seilbahn an die Salzburger Altstadt anzubinden, verschwand 2014 nach wenigen Wochen ebenso schnell wie das Team Stronach, das mit der Idee damals in den Gemeinderats-Wahlkampf gezogen war.

Seilbahngondel mit geöffneter Tür steht auf Platz vor dem WIFI Salzburg
ORF
Eine Test-Seilbahngondel wird zu den Verkehrstagen in Salzburg aufgestellt

Mit dem Thema „Infrastrukturen für den Verkehr 4.0“ stellen die Verkehrstage Seilbahnen als eine Alternative zumindest wieder zur Diskussion. Gotthard Schöpf vom Südtiroler Seilbahnbauer Leitner berichtete bei einem Mediengespräch zum Auftakt der Tagung von zwei konkreten Projekten.

Beispiele in Berlin und Toulouse

In Berlin errichtete sein Unternehmen für die Internationale Gartenausstellung 2017 um etwa elf Millionen Euro eine eineinhalb Kilometer lange Seilbahn. Diese verbindet die Stadtteile Marzahn und Hellersdorf und wurde damit für die Menschen in Marzahn auch zum Zubringer zur U-Bahn, die von Hellersdorf direkt ins Zentrum Berlins fährt. Weil die Seilbahn so gut ankommt, bleibt sie zumindest bis 2031 bestehen, sagte Schöpf. Gespräche mit den Berliner Verkehrsbetrieben über eine anschließende Übernahme würden bereits laufen.

Im südfranzösischen Toulouse beginnt die Firma Leitner noch heuer mit dem Bau einer innerstädtischen Seilbahn, die auf einer Länge von drei Kilometern von der Universität über ein Krankenhaus bis zu einem Krebszentrum führt und dabei einen Stadtberg und die Garonne überquert. Kostenpunkt: 82,4 Millionen Euro, wobei in dieser Summe auch 11,8 Millionen Euro für zu erwartende Subventionen zum Betrieb berücksichtigt sind.

Diskussion bei Salzburger Verkehrstagen

Bei den Salzburger Verkehrstagen werden seit Montagnachmittag mögliche Lösungen für Stadtverkehr diskutiert – unter anderem die Möglichkeit einer Stadtseilbahn.

Politischer Wille muss dahinterstehen

Schöpf, der am Montag noch auf Beispiele in Mittel- und Südamerika oder im türkischen Ankara verwies, machte aber klar, dass es zunächst einen entschlossenen politischen Willen zu so einem Projekt geben müsse. Und das war 2014 in Salzburg sicher nicht der Fall. Das Projekt, dessen Kosten damals mit 30 bis 40 Millionen beziffert wurden, wurde damals noch vor der Wahl als „unausgegoren, weltfremd und Wahlkampf-Hüftschuss“ von der amtierenden Stadtpolitik vom Tisch gewischt.

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Für den Initiator der Verkehrstage, Peter Haibach, ist das Thema Stadtseilbahn auch bloß ein Beispiel für „Verkehrsinfrastruktur 4.0“. Tatsache sei, dass die Städte umgestaltet werden müssen, weil derzeit zu viel Raum für den Autoverkehr geopfert werde. Dem pflichtete auch Till Ackermann vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen bei. Wenn man bis 2050 Klimaneutralität erreichen wolle, müsse man auch die Flächen neu verteilen. Denn die Autoaffinität der Menschen sei auch ein Resultat der vorhandenen Infrastruktur. „Aber der öffentliche Verkehr muss auch ein adäquates Angebot haben: Wenn ich in der selben Zeit am Ziel bin, mir dort die Parkplatzsuche erspare, und am Abend auch noch ein Gläschen Wein vor dem Heimfahren trinken kann, dann ist das eine andere Lebensqualität.“