Ab 1979 lebte Handke acht Jahre lang am Mönchsberg in der Stadt Salzburg im Haus seines Freundes Hans Widrich. „Ich bin sehr glücklich, ich glaube dass er ihn (Anm.: den Nobelpreis) längst verdient hat und freue mich als Freund, als Literaturleser und als Österreicher“, sagt Handkes langjähriger Salzburger Gastgeber.
„Es war ein unaufgeregtes Nebeneinander. Es war mir klar, dass er nicht ein Nachbar ist, mit dem man darüber spricht, wer den Weg kehrt. Es sind zwei Seiten von ihm, die ganz persönliche – das ist er wirklich ein liebenswerter Kärntner Bursche. Die andere Seite ist, wenn es um Themen geht, die ihm wichtig sind, das sind politische oder kulturpolitische Themen, da bezieht er sofort ganz klar Stellung. Logischerweise ist dann die Fragestellung etwas scharf und dann die Antwort noch schärfer“, sagt Widrich.
Handke hat acht Jahre, während seine Tochter in Salzburg aufs Gymnasium ging, im Kupelwieserschlößl nahe der Richterhöhe am Mönchsberg gelebt. In Handkes Lieblingsgasthaus erinnert sich Mostwastl-Seniorchefin Franziska Unterberger an einen nicht immer ganz einfachen Gast: „Er war ein unzugänglicher Typ, er ist lieber alleine gesessen, hat den Leuten zugehört und wenn das Gespräch der anderen nicht gepasst hat, hat er sich eingemischt und war oft sehr streitsüchtig.“ Zum Personal sei Handke jedoch stets sehr zuvorkommend gewesen, betont Unterberger.
Salzburger Literaturkenner hoch erfreut
Hocherfreut über die hohe Auszeichnung für Handke zeigt sich auch der Salzburger Literaturwissenschafter und ausgewiesene Handke-Kenner Hans Höller, der auch mehrere Bücher über den Schriftsteller verfasst hat. Handkes bislang letzte Uraufführung bei den Salzburger Festspielen datiert aus dem Jahr 2011 mit „Immer noch Sturm“. Überreicht werden die mit mehr als 800.000 Euro dotierten Nobelpreise am 10. Dezember.
Der Salzburger Verleger und Autor Jochen Jung findet Handkes Auszeichnung mit dem Literaturnobelpreis „natürlich großartig“, wie er im Gespräch mit der APA festhielt. „Er hat es wahrlich verdient, schon lange. Und ich bin sehr glücklich, dass er ihn jetzt gekriegt hat.“ In seinem Verlag Jung und Jung sind mehrere Werke Handkes erschienen.
Literaturfreund im Landtag gratuliert
Für Handke benötige man Zeit, sagt Jung. „Was er macht, ist Literatur, die eigentlich wie Lyrik ist. Eine Literatur, die Sie zur Konzentration bei jeder Formulierung und jedem Satz auffordert. Es ist eine Art des konzentrierten Lesens, wie es sein sollte“, so Jung. Auch NEOS-Kultursprecher und Zweiter Salzburger Landtagspräsident Sebastian Huber gratuliert dem Autor in einer Aussendung: „Sein außergewöhnliches Werk und seine avantgardistische Art zu Schreiben sind beispielslos. Seine Werke rütteln auf, bewegen und fordern heraus – somit ist Handke ein absolut würdiger Preisträger.“