Repair Cafe Logo auf T-Shirt
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Wirtschaft

Trend zu „Reparieren statt wegwerfen“

Das Konzept, weniger Müll zu produzieren und Dinge zu reparieren anstatt sie wegzuwerfen, findet in Salzburg seit sechs Jahren wachsenden Zuspruch bei regelmäßigen „Repair Cafes“. Acht Tonnen Müll seien so bereits vermieden worden, davon konnte sich die Gründerin der Initiative am Donnerstag bei einem Besuch in Salzburg überzeugen.

Vor zehn Jahren hat die niederländische Journalistin Martine Postma sich entschlossen, nicht über Nachhaltigkeit nicht nur zu schreiben, sondern auch aktiv zu werden und hat die „Repair Cafes“ gegründet. „Wenn jemand in ein Repair Cafe kommt und sieht, dass etwas zu reparieren ist, dass es nicht so schwierig ist und es jeder und jede tun kann, dann verändert das das Denken. Es ist eine Entwicklung und man denkt anders und schaut anders auf die Produkte und auf deren Wert“, sagt Postma.

Was damals in den Niederlanden gestartet ist, ist europaweit mittlerweile ein erfolgreiches Konzept, das inzwischen die Öffentlichkeit sehr bewegt. „Es braucht eine Kreislaufwirtschaft, in der Reparieren etwas völlig Normales ist und für jeden jederzeit erschwinglich und zugänglich ist – danach streben wir“, sagt Postma.

Repair Cafe Gründer Martine Postma
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Journalistin und Repair Cafe Gründerin Martine Postma

„Überbordende Kaufkraft ist Feind der Reparatur“

Bei der Leopold-Kohr-Summerschool in Salzburg geht es vor allem um die Frage, warum reparieren? „Ein großer Feind der Reparatur ist die überbordende Kaufkraft in Mitteleuropa. Die Menschen können es sich leisten, oft neue Dinge zu kaufen und jungen Menschen wird nicht vermittelt, dass wer die Welt retten will, eben die Dinge retten muss. Deswegen haben wir kulturelle Schwierigkeiten. Handwerklich ist das Problem überhaupt nicht so groß, weil viele Dinge reparabel sind“, sagt Volkswirt Niko Paech von der Universität Siegen (Deutschland).

Ein gutes Beispiel dafür seien die Repair Cafes, die es in Salzburg seit 2013 gibt und die bisher von rund 5.500 Menschen besucht wurden. „Wir haben das als Stadtverwaltung organisiert, es lebt aber nicht von uns als Veranstaltern, sondern von den ehrenamtlichen Mitarbeitern von denen wir bis jetzt etwa 60 haben“, sagt Andrea Hohenwarter vom Magistrat der Stadt Salzburg.

Mitarbeiter eines Repair Cafes
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Bei den Salzburger Repair Cafes herrscht meist reger Andrang

EU will Reparaturen ab 2025 erleichtern

Es müsse sich etwas ändern, darin sind sich alle einig – und es werde sich auch etwas ändern – weil es voraussichtlich ab 2025 neue Vorgaben der EU gibt: Dann muss jedes Gerät, das in Europa zugelassen wird, Kriterien wie Langlebigkeit, reparaturfreundliche Konstruktion und Re-Use-Tauglichkeit. Dann werde es auch neue Geschäftsmodelle wie etwa das Mieten von Geräten geben, sagt Sozialökonom, Sepp Eisenriegler vom Reparatur- und Servicezentrum Wien.