Die ständige Temperaturzunahme durch den Klimawandel lässt seit Jahren den Permafrost im Hochgebirge tauen. In der Folge nimmt die Zahl der Felsstürze dramatisch zu, das beobachten Forscher des Sonnblick-Observatoriums in Rauris (Pinzgau).
27.09.2019 15.00
27. September 2019, 15.00 Uhr
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Bei seinem ersten Besuch des höchstgelegenen Observatoriums der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) am Donnerstag hat sich der Generalsekretär der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), Petteri Taalas, von dieser Entwicklung selbst überzeugt. Der finnische Wissenschafter beobachtet den Klimawandel und die damit einhergehenden Veränderungen im Hochgebirge mit wachsender Sorge.
Der gewaltige Felssturz unterhalb des Wiesbachhorns, eine massive Steinlawine oberhalb der Kapruner Stauseen bei der sogar ein Bergsteiger getötet wurde und die jüngsten Felsstürze im Tennengebirge und Hagengebirge – Im Hochgebirge kommen immer größere Felsmassen in Bewegung. Das sei eine kritische Entwicklung, die nicht nur in den Alpen sondern weltweit zu beobachten ist und direkt mit der Klimaerwärmung zusammenhängt, sagt der WMO-Generalsekretär.
Alpen werden für Mensch und Tier gefährlicher
„Der Permafrost taut auf, die Gletscher schmelzen und die Felsstürze nehmen zu. Viele Gebäude, Seilbahnen etc. sind auf Permafrost gebaut in den Alpen, was die Problematik zusätzlich verschärft“, sagt Taalas. Der hochalpine Raum wird damit für Mensch und Tier immer gefährlicher – ein weiterer Grund, um den Klimaschutz weiter voranzutreiben.
Nicht nur die Erwärmung des Klimas und das Auftauen des Permafrosts ist bereits messbar, auch der Anstieg der Schneefallgrenze durch die wärmeren Temperaturen im Gebirge, bringt neue Probleme, sagt die Leiterin des Sonnblick-Observatoriums, Elke Ludewig.
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Foto von Sommer 2019: Felssturz auf dem Hochseiler im Hochköniggebiet. Hier auf der Nordseite brachen schon vor ein paar Jahren drei riesige Felstürme ab, weil der Permafrostboden im Sommer immer wieder auftaut. Heuer lag bis in den Spätsommer noch sehr viel Schnee aus dem vergangenen Winter, der nur langsam wegtaute – trotz Hitzesommer. 2017: Riesiger Bergsturz beim Kleinen Wiesbachhorn auf Fuscher Seite des Massivs2017: Riesiger Bergsturz beim Kleinen Wiesbachhorn auf Fuscher Seite des Massivs3. Juni 2019. Noch sehr viel Neuschnee im Hochgebirge rund um den Glockner. Gleichzeitig apern unterhalb der Großglockner Hochalpenstraße bzw. der Franz-Josef-Höhe die sterblichen Überreste der Pasterze schnell aus. Rauriser Sonnblick (Nordwand) mit Observatorium und Großglockner (rechts hinten) vor zwei Wochen. Auch die Vergletscherung der Goldberggruppe in den Hohen Tauern hat sich stark verkleinert. Foto von Sommer 2019: Felssturz auf dem Hochseiler im Hochköniggebiet. Hier auf der Nordseite brachen schon vor ein paar Jahren drei riesige Felstürme ab, weil der Permafrostboden im Sommer immer wieder auftaut. Heuer lag bis in den Spätsommer noch sehr viel Schnee aus dem vergangenen Winter, der nur langsam wegtaute – trotz Hitzesommer. Foto von Sommer 2019: Felssturz auf dem Hochseiler im Hochköniggebiet (nordseitig, links unter dem sonnenbeschienenen Gipfel). Kitzsteinhorn mit Gletscher-Skigebiet im Spätsommer 2019Sommer 2019: Reste der Übergossenem Alm auf dem Hochkönig mit heuer frisch entstandenem Eissee (rechts). Reste der Übergossenem Alm auf dem HochkönigReste der Übergossenen Alm auf dem Hochkönig mit Matrashaus (links). Hinten. Hohe Tauern mit Hochalmspitze und AnkogelReste der Übergossenen Alm auf dem Hochkönig mit Matrashaus (links). Hinten. Hohe Tauern mit Hochalmspitze und AnkogelGosaugletscher auf dem Dachsteinmassiv vor einer Woche Hallstätter Gletscher auf dem Dachsteinmassiv vor einer WocheRauriser Sonnblick (Nordwand) mit Observatorium. Hinten: Karnische Alpen und Lienzer Dolomiten. Großglockner und Hocharn vor zwei Wochen. Rauriser Sonnblick, Großglockner und Hocharn vor zwei WochenGroßglockner, Karlingerkees und Führerscharte im hinteren Kapruner Tal, Übergang zur Oberwalder Hütte in Kärnten mit immer mehr Spalten und Steinschlag Hocheiser mit schwindendem Gipfeleisfeld. Hinten: Großvenediger. Rechts im Vordergrund: Grieskogel. Großes Wiesbachhorn mit stark abgespecktem Gipfelgletscher, vorne der lange Ostgrat des Hohen TennEhemals dick vergletscherte Nordwestwand des Großen Wiesbachhorns mit etwas Neuschnee. Sie ist schon seit Jahren komplett eisfrei. Ebenso der einst stark vereiste Kaindlgrat (rechts). Ehemals dick vergletscherte Nordwestwand des Großen Wiesbachhorns mit etwas Neuschnee.3. Juni 2019. Noch sehr viel Neuschnee im Hochgebirge rund um den Glockner. Gleichzeitig apern unterhalb der Großglockner Hochalpenstraße bzw. der Franz-Josef-Höhe (rechts unten) die sterblichen Überreste der Pasterze schnell aus. Auf dem Oberen Pasterzenboden (Quellgebiet des Gletschers) beim Johannisberg (komplett weißer Berg im Hintergrund) liegt dennoch massenweise Schnee aus dem Rekordwinter.2017: Riesiger Bergsturz beim Kleinen Wiesbachhorn auf Fuscher Seite des Massivs2017: Riesiger Bergsturz beim Kleinen Wiesbachhorn auf Fuscher Seite des Massivs2017: Riesiger Bergsturz beim Kleinen Wiesbachhorn auf Fuscher Seite des Massivs2017: Riesiger Bergsturz beim Kleinen Wiesbachhorn auf Fuscher Seite des Massivs
Sonnblick-Observatorium auf Permafrost gebaut
„Gerade in den Frühjahrs- und Herbstmonaten ist das besonders problematisch, weil es im Hochgebirge tagsüber regnet, nachts aber so kalt ist, dass dieser Regen in den Ritzen zwischen den Steinen gefrieren kann und dann eine enorme Sprengkraft auslöst. Dadurch können die Steine aus den fixen Bestandteilen losbrechen und das ist schwer abschätzbar“, sagt Ludewig.
Der gefrorene Untergrund, auf dem das Sonnblick-Observatorium 1886 – in einer Seehöhe von 3.100 Metern erbaut wurde – wird regelmäßig überprüft. Felsstürze in angrenzenden Regionen lassen sich damit zwar nicht voraussagen. Durch die gesammelten Daten und Messwerte können aber aussagekräftige Entwicklungen für bestimmte Permafrostbereiche erstellt werden.
Lebensraum Alpen wird für Mensch und Tier gefährlicher
Der Generalsekretär der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) hat sich am Sonnblick-Observatorium der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) vom Auftauen des Permafrosts selbst überzeugt.
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