Diese pulsierende Rennserie mit historischen Fahrzeugen habe sich bestens entwickelt, sagt ORF-Sportreporter Harald Manzl. Er hat sich im Fahrerlager umgehört und festgestellt, dass sich die Liebe der Teilnehmer in speziellen Sphären bewegt.
„Kombi von Landschaft-Rennstrecke sonst nirgendwo“
Auf die Frage was den Salzburgring so speziell macht kommt in den ersten Antworten immer das Wort Fahrerlagerkurve vor – ein sehr spezieller Rechtsknick der den Fahrern alles abverlangt. Er kann mit hohem Tempo gepackt werden. Das sei wie der Ritt auf einer Rasierklinge, sagt Jakob Schober, der am Wochenende in der BMW Challenge ein Gastspiel gibt: „Es war schon in meiner Kindheit das Ziel, dass ich hier fahren darf. Vor zwei Jahren war es dann das erste Mal. Du musst in Salzburg das Auto gut auf der Strecke halten. Fehler sind verboten. Wir haben vor der berühmt-berüchtigten Fahrerlagerkurve zwar Respekt, aber wir lieben sie. Wir wissen, da ist die Zeit zu holen, wenn du auf dem Gas bleibst.“
Tausende Stunden ehrenamtliche Arbeit
Auch die Salzburgerin Natalie Horvath, die ebenfalls in der BMW Challenge startet, hat sich schon als Kind in den Salzburgring verliebt. Tobias Weichenberger ist als gebürtiger Straßwalchener in Schlagdistanz zur Rennstrecke aufgewachsen. Er feiert zum 50-Jahr-Jubiläum an diesem Wochenende seine erfolgreiche Titelverteidigung in der BMW Challenge: „Am Anfang kann man es gar nicht glauben, aber es ist eine schöne Erfahrung. Wenn sich die ganze Arbeit übers Jahr dann bezahlt macht. Es geht um die Vorbereitung vor der Saison, bei jedem Rennen dann Durchchecken und Verbesserungen. Es sind mehrere hundert Stunden, die da hineinfließen.“
Weichenberger liebt die Strecke: „Diese Kombination von Landschaft und Rennstrecke gibt es sonst nirgendwo. Es freut mich jedes Mal wieder, dass ich hier fahren darf.“
Wehmütige Erinnerungen an Jochen Rindt
Auch Histo-Cup-Organisator Michael Steffny hat schon unzählige Rennen auf dem Salzburgring bestritten und schwärmt immer wieder über die Rennstrecke. Das Team hat alle Register gezogen, um das Programm an diesem Wochenende dem Jubiläum entsprechend aufzuputzen. Es gibt eine Legendenparade mit Rennmotorrädern aus den 1960er-, 70er- und 80er-Jahren. Dieter Quester wird beim Race Of Legends der Tourenwagen dabei sein. Da kommt auch Organisator Michael Steffny ins Schwärmen: „50 Jahre ist eine megalange Spanne. Wir freuen uns, dass wir punktgenau dazu den Histo-Cup zu Gast haben. Die Rennmotorräder sind ja hier sogar bis 1994 noch WM-Läufe gefahren.“
Einer der ganz großen Helden des Motorsports hat bei Steffny die Leidenschaft zum Autorennsport entfacht. Das war im Sommer 1970: „Als Jugendlicher noch den Jochen Rindt zu erleben bei seinem letzten Rennen auf dem Salzburgring zu erleben, das war ein Wahnsinn für uns Buben. Er startete aus der letzten Reihe und kam als Erster an. So traurig das dann war, bei seinem Tod eine Woche später in Monza, wir haben ihn noch heute in Erinnerung.“
Organisationschef fährt mit
Das Programm für Samstag und Sonntag ist durchgetaktet. In zehn verschiedenen Klassen werden Rennen gefahren. Organisator Michael Steffny will es sich nicht nehmen lassen bei den historischen Tourenwagen selbst am Start zu stehen: „Gottseidank sind auch meine beiden Söhne und meine Frau dabei, die uns alle helfen. Ich fahre mit einem BMW der Gruppe 5 von 1977. Der Motor ist neu revidiert, und ich bin motiviert bis in die Haarspitzen.
Bikes: Von der Isle Of Man zum Salzburgring
Ähnlich dürfte es auch dem Salzburger Hobby-Rennfahrer und staatlich geprüften Bergführer Sepp Schiefer aus St. Johann (Pongau) gehen. Er hat zuletzt mit seiner Drixton-Honda 450 bei einem historischen Rennen auf der legendären Rennstrecke der Isle Of Man teilgenommen. Dort sind bisher über die Jahrzehnte nur wenige Österreicher mitgefahren. Diese Langstrecke, die ohne Sicherheitszonen auf abgesperrten öffentlichen Straßen durch viele Dörfer mit Bauernhöfen führt, gilt in der normalen Rennklasse als sehr gefährlich. Das Rennen hat dennoch viele Fans in aller Welt, aber auch bei den Einheimischen. Schiefer sagt, bei den Oldtimer gehe es auch bei den Briten viel gemütlicher zu.
Schiefers Drixton-Honda ist auf dem Salzburgring neben vielen anderen Prachtstücken am Sonntag zu sehen:
„Sie meistert auch holprige Strecken wie in Großbritannien. Hier in Salzburg sind Belag und Linienführung ja viel feiner. Leistungsmäßig ginge es bei meinen 53 PS hinauf bis 10.500 Umdrehungen pro Minute. Doch die erspare ich der älteren Dame, genieße den Wohlfühlbereich zwischen 7.000 und 9.000, untermalt vom infernalischen Röhren aus offenen Megafon-Auspuffen. Am meisten beeindruckt mich das exzellente Fahrverhalten. Fantastisch sind die alten Menani-Bremsen. Jetzt weiß ich, warum die Drixton so erfolgreich bei großen Rennen wie auf der Isle of Man eingesetzt wurde und wird.“
Harald Manzl, Gerald Lehner – ORF Radio Salzburg & salzburg.ORF.at