Bundespräsident Alexander van der Bellen spricht sein tiefes Mitgefühl für die Familie des Verstorbenen aus und betont die Wichtigkeit von Marko Feingolds Wirken als Zeitzeuge. Salzburg verliert einen Menschenfreund, so reagierte Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP). „Er war ein Mann, der mit schlimmstem persönlichem Schicksal immer die Hand für das Positive gereicht hat und für das Menschliche gestanden ist. Wir werden ihn sehr vermissen“, sagte Haslauer.
Erzbischof: „Er war mein älterer Bruder“
Salzburgs Erzbischof Franz Lackner machte an seinem ersten Arbeitstag in Salzburg im Jänner 2014 gleich Bekanntschaft mit Marko Feingold. „Ich durfte ihn von der ersten Stunde meines Hierseins kennen und auch schätzen. Als ich in den Dom eingezogen bin, als ich die Diözese übernommen habe, hat vor dem Dom ein kleiner Mann gewartet und ist auf mich zugegangen und hat mich gefragt, ob er mein älterer Bruder sein dürfe. Das geht zurück auf Papst Johannes Paul II, der gesagt hat, die Juden sind die älteren Brüder und Schwestern von uns Christen. Das hat mich sehr gefreut und hat mir Hoffnung gegeben für mein Amt und seither sind wir uns immer wieder begegnet.“
So besonders habe ihn seine versöhnliche Art trotz seines Schicksales gemacht. „Seine Stimme wird uns fehlen“, sagte der Erzbischof. „Er hatte eine große, weite Tiefensicht, die verbindend ist und nicht ausgrenzt.“
Israelitische Kultusgemeinde ist tief betroffen
Vier verschiedene Konzentrationslager hatte dieser überstanden, und sein ganzes Leben als Vortragender dem Erinnern der NS-Gräueltaten gewidmet, bei Vorträgen vor Schülern, Studenten, Pfarrgemeinden und Vereinen. Vom Verlust eines Lehrers, Aufklärers, Mahners und Freundes spricht Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Österreich.
Übergangsregierung zeigt Anteilnahme
Tiefe Betroffenheit und Anteilnahme äußern außerdem Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotko, sowie ÖVP-Chef Sebastian Kurz, SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner, Norbert Hofer von der FPÖ, Beate Meinl-Reisinger von NEOS und auch die Grünen drücken Dankbarkeit aus, für die Dienste Feingolds an der österreichischen Gesellschaft.
Marko Feingold war unter anderem Träger des Goldenen Verdienstzeichens und des Goldenen Ehrenzeichens des Landes Salzburg.

Blick in unser Archiv:
Die letzte größere Debatte Marko Feingolds mit Salzburger Politikern fand im Herbst 2018 zu diesem Thema statt – via salzburg.ORF.at und ORF Radio Salzburg:
Existenz der Jüdischen Gemeinde bedroht
Die Israelitische Kultusgemeinde Salzburg wird immer kleiner und ist in ihrer Existenz bedroht. Die meisten Mitglieder sind schon älter oder hochbetagt. Salzburgs Juden hoffen auf Hilfe der Politik, um ein künftiges Ende ihrer Gemeinschaft abzuwenden – mehr dazu in salzburg.ORF.at (29.10.2018)
Gemischte Reaktionen: Israelische Experten für Salzburg?
Salzburgs SPÖ auf Landesebene, Grüne, NEOS, Teile der ÖVP und die Uni machen nun Vorschläge, um die gealterte Israelitische Kultusgemeinde zu retten. Einige Politiker befürworten den Zuzug junger Wissenschaftler und Techniker aus Israel – mehr dazu in salzburg.ORF.at (12.2.2019)
Seine Stimme nachhören
Marko Feingold als Gast im Radio Cafe von ORF Salzburg zu seinem 105. Geburtstag – gesendet am 26.5.2018. Story mit Link zu MP3-Stream der längeren Sendung
Gedenken an jüdische Flucht über die Alpen
Einer unglaublichen Flucht über das Hochgebirge beim Krimmler Tauernpass wird alljährlich in Salzburg gedacht. Im Sommer 1947 waren rund 5.000 Juden vom Pinzgau über die Alpen marschiert. Fluchthelfer war damals Marko Feingold, Überlebender von vier NS-Konzentrationslagern – mehr über eine dieser Gedenkveranstaltungen in salzburg.ORF.at (23.6.2017)

Gedenkturnier für jüdische Fußballer
Im Herbst 2011 ging es ihm um die Erinnerung an jüdische Salzburger Fußballer der Zwischenkriegszeit, die in Konzentrationslagern umkamen. Jugend heute in Europa: Feingold machte im Herbst 2011 in Hallein den Anstoß für ein besonderes Fußballturnier. Es spielten Tennengauer Teams gegen eine jüdische Kinder-Mannschaft aus München – mehr dazu in salzburg.ORF.at (30.10.2011)
