Staatskapelle Dresden mit Christian Thielemann
Staatskapelle Dresden
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Kultur

Osterfestspiele: Ära Thielemann endet 2022

Bei den Osterfestspielen kommt es nach 2022 zur großen Zäsur: Der Vertrag mit dem künstlerischen Leiter Christian Thielemann und der Sächsischen Staatskapelle Dresden wird nicht über dieses Jahr hinaus verlängert.

Das haben die Verantwortlichen der Osterfestspiele am Dienstag nach einer Aufsichtsratssitzung in Salzburg angekündigt. Der künftige Intendant Nikolaus Bachler möchte ab diesem Zeitpunkt jährlich wechselnde Orchester an die Salzach holen. Das Festival soll zudem um neue Genres wie Ballett oder Jazz erweitert werden. Herbert von Karajan hat die Salzburger Osterfestspiele im Jahr 1967 gegründet.

Die Gesellschafter der Salzburger Osterfestspiele (Land und Stadt Salzburg, Salzburger Land Tourismus, Karajan-Stiftung und Förderer) haben Dienstagvormittag das monatelange Tauziehen zwischen Thielemann und Bachler beendet, den sie dem Dirigenten ab 2020 als kaufmännischen Chef und ab 2022 auch als Intendanten zur Seite gesetzt haben.

Streit über Programmierung teils öffentlich ausgetragen

Zuletzt trugen die beiden einen Streit über die Programmierung der Festivals ab 2023 teils öffentlich aus. „Irgendwann kommt der Punkt, da muss man entscheiden“, sagte Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) am Dienstag vor Medien. Das von ihm angestrebte Sechs-Augen-Gespräch war bisher nicht zustande gekommen.

Christian Thielemann
ORF
Der Vertrag mit Christian Thielemann wird nicht über das Jahr 2022 hinaus verlängert

Salzburg hat sich mit dem heutigen Tage klar auf Bachler festgelegt und wird den Vertrag mit Thielemann nach Ostern 2022 – wenn Wagners „Lohengrin“ gezeigt wird – genau so auslaufen lassen wie mit den Dresdnern. Und damit wird auch die Zeit der „Orchester in Residence“ in Salzburg enden. Bachler kündigte am Dienstag an, er wolle jedes Jahr ein anderes „Weltspitzenorchester“ mit seinem Kernrepertoire an die Salzach holen, etwa ein russisches Orchester mit Tschaikowski, oder eines mit Puccini aus Italien.

„Entscheidung für Festspiele, nicht gegen Thielemann“

„Wir haben uns nicht gegen Thielemann entschieden, sondern für die Osterfestspiele Salzburg“, betonte Landeshauptmann Wilfried Haslauer am Dienstag. Eine Erneuerung sei notwendig geworden, die wertmäßige Auslastung sei zuletzt nur mehr bei 79,6 Prozent gelegen und das Publikum älter geworden. Bachler präzisierte: Das Festival lebe noch immer in der Herbert-von-Karajan-Struktur von 1967, während sich rundherum viel verändert habe.

Mit Ostern 2022 verabschiedet sich Christian Thielemann also mit seiner Staatskapelle Dresden aus Salzburg: Damit endet ein weiteres Kapitel in der an Ecken und Kanten reichen Karriere des Maestros. Diese begann für den am 1. April 1959 geborenen Thielemann an der Deutschen Oper Berlin, wo er von 1997 bis 2004 auch als Generalmusikdirektor tätig sein sollte. 1985 wurde er Erster Kapellmeister an der Rheinoper und trat 1988 als jüngster Generalmusikdirektor Deutschlands in Nürnberg an, wo ihm mit Wagners „Tristan“ der endgültige Durchbruch gelang.

Streitbarer Maestro

Der Erfolg machte Thielemann aber keineswegs handzahm – als künstlerische wie politische Persönlichkeit sorgte er immer wieder für Aufsehen: Der Rausschmiss am Nürnberger Theater 1992 (und der Sieg des Dirigenten im folgenden Rechtsstreit) ist dafür ebenso ein Beispiel wie die Aufregung um Thielemanns Verteidigung der Musik von Hans Pfitzner trotz dessen Verstrickung mit dem NS-Regime.

2004 kündigte Thielemann sein Engagement an der Deutschen Oper Berlin. Da seine Forderungen nach Erhöhung des Orchesteretats abgelehnt wurden, verließ der gebürtige Berliner das Haus nach sieben Jahren als musikalischer Leiter und wurde bereits im selben Jahr Generalmusikdirektor der Münchner Philharmoniker. Auch hier zeigte der Star seine streitbare Seite, legte sich 2009 mit der Stadt hinsichtlich der Kompetenzen seiner Position an und lehnte schlussendlich eine Vertragsverlängerung ab.

Seit 2012 Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle

Seit 2012 ist er Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden, mit der er seit 2013 die Salzburger Osterfestspiele verantwortete – ein Engagement, das nun 2022 enden wird. Auch diese Ära: Dass er sich dem designierten Intendanten Klaus Bachler nicht unterordnen werde, hatte der mit Bachler schon früher aneinandergeratene Thielemann schon früh klar gestellt.

Seit 2015 ist Thielemann allerdings auch Musikdirektor der Wagner-Festspiele in seiner künstlerischen Wahlheimat Bayreuth. Während im er im selben Jahr bei der Wahl der Berliner Philharmoniker unterlag, entschied sich das Spitzenorchester für Kirill Petrenko als neuen Chefdirigenten. Eines hat Thielemann 47-jährigen Kollegen Petrenko allerdings voraus: Er stand 1. Jänner 2019 am Pult des Neujahrskonzerts der Wiener Philharmoniker im Musikverein.

Osterfestspiele: Ära Thielemann endet 2022

Bei den Osterfestspielen kommt es nach 2022 zur großen Zäsur: Der Vertrag mit dem künstlerischen Leiter Christian Thielemann und der Sächsischen Staatskapelle Dresden wird nicht über 2022 hinaus verlängert.