Ökologen untersuchen Artengemeinschaft auf bewachsenem Geröllfeld
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Wissenschaft

Besiedelung von Ex-Gletschern wird untersucht

Salzburger Biologen erforschen derzeit im Stubachtal bei Uttendorf (Pinzgau) die Entstehung von Artenvielfalt. Sie untersuchen die Besiedlung von Lebensräumen, die abschmelzende Gletscher nach und nach freigegeben haben.

Die Salzburger Forscher rund um Robert Junker, Ökologe an der Universität Salzburg, haben dafür eines der größten und prestigeträchtigsten Projekte erhalten, die in Österreich vergeben werden: Das START-Projekt des Forschungsfonds ist mit mehr als einer Million Euro dotiert.

Die Frage, die die Ökologen untersuchen, ist komplex: Wie entsteht Artenvielfalt in einem Ökosystem – vom Bakterium über Pilze zu den Pflanzen bis hin zu den Tieren? Untersucht wird beim Ödenwinkelkees im Stubachtal. Dort gibt der abschmelzende Gletscher ein Geröllfeld frei, das von den Organismen nach und nach besiedelt wird.

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Ökologen untersuchen Artengemeinschaft auf bewachsenem Geröllfeld
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Der Ödenwinkelkees im Stubachtal gibt durch die Schmelze nach und nach Gebiete frei
Ökologen auf bewachsenem Geröllfeld
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Die Salzburger Ökologen untersuchen zum Beispiel Geröllhalden, die jetzt nach und nach von Mikroorganismen, Pflanzen und Tieren besiedelt werden
Ökologen untersuchen Artengemeinschaft auf bewachsenem Geröllfeld
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Die Pflanzenarten werden an Ort und Stelle bestimmt
Ökologe untersucht Blume auf bewachsenem Geröllfeld
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Blüten werden gleich unter die Lupe genommen

Artengemeinschaften unter der Lupe

Direkt am Gletscherrand sind die Gemeinschaften nur wenige Jahre alt, weiter unten bereits mehr als 150 Jahre. Die Artenzahlen steigen mit der Entfernung zum „ewigen Eis“. Die Pflanzen werden schon an Ort und Stelle bestimmt. Sie brauchen aber Bakterien und Pilze, um überhaupt keimen zu können. Die Biologen nehmen daher auch Bodenproben. Insekten fangen sich in Barberfallen. Im Labor werden Bakterien und Pilze auf Nährböden kultiviert und die verschiedenen Tiere unter dem Mikroskop bestimmt.

Entstehung von Artenvielfalt wird untersucht

Salzburger Forscher untersuchen derzeit die Entstehung von Artenvielfalt in Gebieten, die von abschmelzenden Gletschern freigegeben wurden. Sie suchen vor allem nach „Schlüsselarten“ für die Besiedelung.

Suche nach „Schlüsselarten“ für die Besiedelung

„Wir hoffen, dass wir nachher Rückschlüsse darauf ziehen können, welche Arten wirklich Schlüsselarten sind, die unbedingt in einem System vorhanden sein müssen, damit andere Arten nachziehen können und sich intakte Gemeinschaften bilden können“, sagt Junker. „Ich denke, dass sich da langfristig Maßnahmen ableiten lassen, wie man geschädigte Ökosysteme wieder regenerieren kann, indem man diese Schlüsselarten wieder einbringt.“

Wir selber sind ganz sicher eine Schlüsselart, wenn auch im negativen Sinn. Derzeit sind eine Million Tier- und Pflanzenarten durch den Raubbau an der Natur vom Aussterben bedroht. Die Erforschung und Erhaltung der Artenvielfalt sichert auch unser Überleben.