Chronik

Verdacht auf Wolfsattacke: Landesrat für Abschuss

Nach dem mutmaßlichen Riss einer Kalbin im Großarltal durch einen Wolf ist auf benachbarten Almen bei Bad Hofgastein (Pongau) ein zweites Jungrind tot gefunden worden – mit kleineren, aber verdächtigen Wunden. Der zuständige Landesrat plädiert für den Abschuss des Wolfes.

Getötete Kalbin in Bachbett in Bad Hofgastein
Hubert Stock
Tote Kalbin bei Bad Hofgastein

Von der Tofernalm bei Hüttschlag im Großarltal, wo vor dem verdächtigen Tod einer Kalbin schon Dutzende Schafe nachweislich von einem Wolf gerissen wurden, ist es nicht weit nach Gastein. Bei Bad Hofgastein in der Nähe des Gamskarkogels fanden Bergbauern am Wochenende eine weitere tote Kalbin.

Diese habe im Gegensatz um Hüttschlager Rind nur leichte Bissspuren und sei in einen Graben gestürzt. Möglicherweise sei sie ein bis zwei Tage zuvor von dem Wolf gejagt worden, sagen Bauern.

Landesrat: „Schutzwald in Gefahr, Desaster für Region“

Der Salzburger Agrarlandesrat Josef Schwaiger (ÖVP) sagt, Bergbauern und Jäger gingen davon aus, dass der Wolf den ganzen Sommer über in der Gegend zwischen Großarltal und Gastein war. Falls er nicht weiterwandert und im Winter keine Nutztiere auf den Almen mehr findet, werde er Wild jagen. Das ist laut Schwaiger „ein Desaster“ für die Gegend: „Es gibt dort eine Reihe von Wildtierfütterungen. Wenn der Wolf dort hinkommt, dann meidet das Wild die Fütterungen und wird sich die Nahrung an den Bäumen holen. Es kommt dann zu Schälschäden am sensiblen Schutzwald. Das ist in dieser Region extrem schlecht, weil der Wald vor Lawinen und Muren schützt.“

Getötete Kalbin in Bachbett in Bad Hofgastein
Hubert Stock
Das Jungrind wurde am Wochenende von Bauern entdeckt

Noch Gutachten ausständig

Wenn der Wolf im Winter das Wild jage, dann sei das forstwirtschaftliche Problem mindestens so groß wie das landwirtschaftliche, sagt Schwaiger. Für ihn führt deshalb kein Weg an einer Abschussgenehmigung für diesen Wolf im Pongau vorbei. Dafür wäre die Bezirkshauptmannschaft St. Johann (Pongau) zuständig, wenn entsprechende Fachgutachten vorliegen.

Almabtrieb heuer schon früher

Die Alm- und Bergbauern in der Region haben die meisten Weidetiere heuer schon früher ins Tal gebracht. Sie hoffen nun, dass die Bezirkshauptmannschaft St. Johann (Pongau) dem schon gestellten Antrag zum Abschuss ihre behördliche Zustimmung erteilt.

Auch von der zweiten Kalbin wurden nun DNA-Proben aus den Wunden nach Wien geschickt, um eine mögliche Wolfsattacke nachzuweisen oder auszuschließen. Bisher besteht ein Verdacht. Einige Experten bezweifeln im Fall von Gastein ein entsprechendes Geschehen, nicht so angesichts der toten Kalbin von Hüttschlag.

Totes Jungrind: Wolfsalarm

Ein abgestürztes Jungrind in Bad Hofgastein sorgt für Wolfsalarm. Doch erst eine DNA-Untersuchung kann den Beweis erbringen, ob tatsächlich ein Wolf dahintersteckt.

Heftige Diskussionen

Generell wollen sich viele Landwirte die Wolfsgefahr in ihren Almgebieten künftig nicht gefallen lassen. Es stünden die qualitätsvolle Berglandwirtschaft und die Erhaltung der alpinen Kulturlandschaften insgesamt auf dem Spiel, sagt Robert Zehentner von der Tauernlamm-Genossenschaft in Taxenbach (Pinzgau). Die von Unterstützern und Förderern der Wolfspopulation vorgeschlagenen Maßnahmen zum Schutz von Weidetieren seien in weiten Teilen der Alpen praktisch nicht umsetzbar und auch nicht finanzierbar – wegen der schwierigen, äußerst vielfältigen und stark aufgegliederten Topografien, so Zehentner.

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

Nach Wolfstötung in Tirol: Prämie ausgesetzt

Nachdem Ende Juli im Sellraintal (Bezirk Innsbruck-Land) ein Wolfskadaver entdeckt wurde, reagieren Umweltschützer mit einer Ergreiferprämie. Untersuchungen haben ergeben, dass der Wolf angeschossen wurde – mehr dazu in tirol.ORF.at (tirol.orf.at (6.9.2019).