Manhmal zur Bücherverbrennung der Nazis beim Salzburger Residenzplatz
Stadt Salzburg
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Chronik

Mahnmal als Jausenplatz missbraucht

In Salzburg reagiert die Stadtverwaltung nun mit Hinweistafeln darauf, dass immer wieder Touristen den Gedenkort zur Bücherverbrennung der Nationalsozialisten beim Residenzplatz als Sitzgelegenheit und Jausenplatz benutzen. Es ist nicht das erste NS-Denkmal in Salzburg, dass von Passanten zweckentfremdet wird.

Hinweise in mehreren Sprachen, vielleicht auch Blumentröge, betreut durch das Stadtgartenamt: Nach Beschwerden reagiert die Stadtpolitik nun auf die Ahnungs- bzw. Pietätlosigkeit von Touristen in der Salzburger Altstadt. Allerdings könnte dabei künftig auch die Frage eine Rolle spielen, wie alltagstauglich und praktikabel solche Stätten der Erinnerung von ihren Schöpfern erdacht, konstruiert und gebaut worden sind.

Beton-Quader mit Glasplatte

Das neue Salzburger Mahnmal zum Gedenken an die Verbrennung von 1.200 Büchern durch die Nazis im Jahr 1938 lädt jedenfalls durch seine Gestaltung zum Hinsetzen und Rasten ein. Es ist ein Beton-Quader mit einer großen Glasplatte. Durch das Glas ist ein Buchskelett zu sehen.

Manhmal zur Bücherverbrennung der Nazis beim Salzburger Residenzplatz
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Damals waren es keine Touristen. Und es setzte sich auch niemand drauf: Andrang bei der Präsentation des neuen Mahnmals.

Das Mahnmal ist kniehoch. Viele Innenstadtbesucher wählen den schattigen Standort am Rand des Residenzplatzes als Ort für Pausen bei der Stadtbesichtigung.

Was sagen die Denkmalschützer?

Es dürfte allerdings gar nicht so leicht werden, die unpassende Nutzung als Jausenstation wieder auf den Sinn als künstlerisches Mahnmal zurückzuführen. Bei jeder Gestaltung und Umgestaltung des Residenzplatzes hat nämlich auch das Bundesdenkmalamt ein Mitspracherecht.

Nicht das erste NS-Mahnmal mit Problemen

Ein ähnliches Schicksal hat auch das viel ältere Mahnmal beim Hauptbahnhof – zur Erinnerung an die Salzburger Frauen und Männer, die im Nationalsozialismus politisch oder religiös verfolgt, gefoltert, deportiert und ermordet wurden. Dieser künstlerische Betonbau erinnert formal stark an eine überdachte Bushaltestelle. Er wird seit vielen Jahren immer wieder von Obdachlosen und anderen Passanten als Unterstand benützt. Oft liegt Müll umher. Und auch zahlreiche Tauben sorgen für Verunreinigungen.

Link:

In dem zeithistorischen Reiseführer „Im Schatten der Mozartkugel“ wird diese Zweckentfremdung beschrieben.