Leerstehender Supermarkt Straßwalchen
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Landwirtschaft

„Europameister“ bei Bodenversiegelung

Österreich ist Europameister bei der beim Verbauen grüner Flächen. 20 Hektar Grünland sollen jeden Tag verloren gehen. In Salzburg ist von einer Fläche im Ausmaß von zwei Fußballfeldern die Rede. Das sei zu hoch geschätzt, heißt es aus der Raumordnungsabteilung.

Herausgerechnet aus der österreichischen Situation seien es in Salzburg zwei Flächen, je so groß wie ein Fußballfeld, die pro Tag zugebaut werden. „Wir haben mit dieser Fehlentwicklung auch die höchste Supermarktfläche in Österreich im Vergleich zu anderen EU-Ländern. Außerdem eines der dichtesten Straßennetze“, sagte Kurt Weinberger von der Österreichischen Hagelversicherung.

In den letzten zehn Jahren habe man im Durchschnitt pro Jahr 0,5 Prozent der Agrarflächen verbaut. „Und wenn wir jetzt so weitertun, dann haben wir in 200 Jahren hierzulande keine Äcker und Wiesen mehr“, so Weinberger.

Landesrat: Verbauung schon auf Hälfte reduziert

Zwischen 2010 und 2015/16 habe man pro Tag einen Hektar verbaut – das sei viel zu viel, so der zuständige Raumordnungs-Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP). „Wir haben das letzte Jahr herausgerechnet und da sind es etwa 4.000 Quadratmeter, das ist die Hälfte, aber noch immer zu viel. “

Naturschutz: Bestehende Bauten und Flächen nutzen

Bodenverbrauch hat viele Gesichter. Er erscheint als durchaus notwendig und sinnvoll, wenn wie beispielsweise am Gruberberg in Obertrum (Flachgau) in einem Baulandsicherungsprojekt leistbarer Wohnraum für junge Familien geschaffen wird. Und Bodenverbrauch erscheint manchmal hinterfragenswert, wenn wie in Straßwalchen (Flachgau) ein Lebensmitteldiskonter einen verbauten Standort aufgibt und brach zurück lässt, nur um wenige Kilometer entfernt ein neues Geschäft zu eröffnen – mit demselben Bodenbedarf.

Wohnbauprojekt Obertrum
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Bodenverbrauch hat viele Gesichter: Zum Beispiel ein Baulandsicherungsprojekt, das leistbaren Wohnraum für junge Familien schafft

„Es ist eine Grundforderung, dass man zuerst bestehendes Bauland nutzt und bebaut. Noch wichtiger ist es aber, bestehende Bauten sinnvoll und effizient zu nutzen“, sagte Hannes Augustin vom Salzburger Naturschutzbund.

Entscheidungen künftig auf Bezirksebene?

Der Druck auf die nicht vermehrbare Ressource Grund und Boden ist hoch – und damit der Druck auf die Gemeinden, eine Verlagerung der Entscheidung auf Bezirksebene – so wie in Bayern – ist ein Lösungsvorschlag. „Dort haben die Kreisämter eine sehr restriktivere Möglichkeit, Flächenwidmungsplanabänderungen, die die Gemeinden vorlegen, zu korrigieren“, so Weinberger. Diese „übergeordnete“ Raumordnung sei auch in Österreich notwendig. Davon hielt Landesrat Schwaiger nichts. „Die Bezirksverwaltungsbehörde wäre geradezu – mit Ausnahme des Lungaus – sehr einheitlich. Aber sonst der Flachgau – unterschiedlichste Zielsetzungen im Pongau, im Tennengau“, so Schwaiger.

Diskussion um Bodenversiegelung

Von einer Fläche im Ausmaß von zwei Fußballfeldern täglich ist die Rede in Salzburg. Weit zu hoch geschätzt, heißt es aus der Raumordnungsabteilung.

Naturschutzbund: „Etwas unabhängigere Stelle vernünftig“

Eine „etwas unabhängigere Stelle“ wäre vernünftig, so Augustin. „Auf den Bürgermeister fließen viele Einflüsse auch direkt – und da ist es sicher schwerer, Nein zu sagen.“ Der zuständige Landesrat steht zu den Bürgermeistern – „die können das, das haben sie schon oft bewiesen.“ Und wenn sie möglicherweise nicht wollen – „dann komme ich“, so Landesrat Schwaiger.

Mit jedem Tag gehen jedenfalls rund 4.000 Quadratmeter Fläche verloren – diesen Wert noch einmal zu halbieren ist aktuell Ziel der Landesregierung.