Der Starkregen sorgte seit den Montagmorgenstunden landesweit für zahlreiche Hochwassereinsätze. Drei Hochwasserbrennpunkte gab es im Land: Rußbach (Tennengau), Mittersill (Pinzgau) und die Stadt Salzburg. Besonders stark traf es dabei den Tennengau. In Rußbach wurde Zivilschutzalarm ausgerufen. Der Rußbach hat sich in einen reißenden Strom verwandelt, der Straßen und Häuser überschwemmt und die Bundesstraße nach Abtenau unterspült hat.
Am Montagvormittag entspannte sich die Situation wieder. „Der Bach ist wieder in seinem ursprünglichen Lauf“, sagte Ortsfeuerwehrkommandant Bernd Schnitzhofer: „Wir sind momentan dabei, die Schäden links und rechts des Bachbetts aufzuarbeiten und Keller auszupumpen“. Die Hochwassersituation in Rußbach entspannt sich langsam, aber die Bundesstraße nach Abtenau wird lange gesperrt bleiben.
500 Feuerwehrleute im Einsatz
80 bis 100 Liter Regen pro Quadratmeter fielen innerhalb weniger Stunden in der Nacht auf Montag im Nordstau der Alpen. Das führte an mehreren Stellen zu überfluteten Kellern und Gräben sowie kleineren Rutschungen. Laut Einsatzzentrale waren im Bundesland insgesamt 39 Feuerwehren mit 723 Feuerwehrleuten an 194 verschiedenen Stellen im Einsatz.
Private Videoaufnahmen aus Rußbach
Diese privaten Handyaufnahmen zeigen, wie der Rußbach den Ort in den frühen Morgenstunden am Montag überschwemmte.
Besonders betroffen war das Lammertal und hier die Gemeinde Rußbach, die derzeit von Salzburger Seite aus nicht erreichbar ist. Nachdem der Bach im Ortszentrum bis zu einen Meter über die Ufer getreten war, löste der Katastrophenschutz des Landes Zivilschutzalarm aus. Mittlerweile ist der Bach wieder in sein Bachbett zurückgeflossen.
Nach wie vor ist der Ort, einzelne Straßenzüge standen bis zu einen Meter unter Wasser, nicht erreichbar. Wie lange die Pass-Gschütt-Straße (B166) zwischen Gosau und Abtenau noch gesperrt werden muss, sei momentan nicht absehbar. „An der Gemeindegrenze hat der Rußbach eine ganze Brücke mitgerissen, da klafft ein riesiges Loch in der Straße“, sagte Schnitzhofer.
Lastwagenfahrer Christian Hirscher schildert die Situation.
Rettungskette über Gosau
Die Bevölkerung von Rußbach war aufgerufen worden, die Häuser vorübergehend nicht zu verlassen, Autofahrten zu unterlassen und Schutz in höheren Gebäudeteilen zu suchen, sagt der Katastrophenschutzreferent des Landes, Markus Kurcz: „Der Zivilschutzalarm wurde notwendig, weil Rußbach komplett abgeschnitten ist. Der Rußbach ist über die Ufer getreten, Teile des Ortes sind bis zu einem Meter überflutet." Der Katastrophenschutz eruiert derzeit, welche Hilfsgüter in Rußbach benötigt werden. Die Rettungskette läuft über Gosau (Oberösterreich), da der Ort von Salzburg aus derzeit nicht erreichbar ist.
Karl Kern (ORF) über die Lage in Rußbach
ORF-Reporter Karl Kern berichtet aus der Gemeinde Rußbach über die Lage dort und die durch das Hochwasser entstandenen Schäden.
Hochwasserschutz in der Stadt Salzburg
In der Stadt Salzburg erreichte die Salzach mit 4,91 Metern die Warngrenze bereits um 5.30 Uhr am Montag. Im Stadtteil Josefiau wurde der mobile Hochwasserschutz aufgebaut. Die Josefiau ist einer jener tiefer gelegenen Stadtteile, an denen die Salzach zuerst ausufert, daher wurde dort begonnen, die einzelnen Elemente übereinander aufzuschlichten und abzudichten. Das passierte links und rechts der Salzach an insgesamt 44 Stellen. Die Radunterführungen entlang der Salzach wurden gesperrt.
Im Lauf des Montagnachmittag hat sich die Lage zusehends entspannt. Inzwischen sinken die Pegelstände der Flüsse wieder.
Hochwasser in der Stadt Salzburg
Entlang der Salzach in der Stadt Salzburg musste der mobile Hochwasserschutz aufgebaut werden. Die Radwege waren gesperrt
Mittersill: Pegelstand der Salzach verdoppelt
In Mittersill (Pinzgau) hatten sich die Pegel seit Sonntagabend auf mehr als fünf Meter verdoppelt. Dort wurde Alarmstufe zwei ausgerufen. Die Feuerwehr Mittersill befindet sich seit 4.00 Uhr im Hochwassereinsatz. Es werden Kontrollen an der Salzach durchgeführt und die Lage laufend beobachtet. Die Pegelstände sinken dort allerdings bereits wieder. Die Verantwortlichen rechnen nicht damit, dass die Hubbrücke über die Salzach ausgefahren werden muss.
Etliche Verkehrswege gesperrt
Aufgrund der Pegelhöhe wurden im Gemeindegebiet von Mittersill bereits mehrere Verkehrswege gesperrt. Eine Teilstrecke der Pinzgauer Lokalbahn musste ebenfalls gesperrt werden. Aufgrund der erhöhten Pegelstände wurden im Bereich des Bahnhofs Mittersill außerdem Dammbalkenverschlüsse errichtet. Dadurch ist der Zugsverkehr zwischen Krimml und Haltestelle Essiger unterbrochen. Ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet.
Hydrographischer Dienst: Besserung in Sicht
Laut Hydrographischem Dienst des Landes Salzburg soll sich die Lage im Laufe des Montags bessern, sagt Hydrografin Barbara Staudinger: „Die Intensitäten der Niederschläge lassen nach. In Mittersill steigt die Salzach nicht weiter an, der Wellenscheitel wurde dort erreicht, die Pegelstände sind gleichbleibend.“
Vielerorts Verkehrsbehinderungen
Auch anderswo im Bundesland sorgten die starken Regenfälle der vergangenen Stunden für Behinderungen im Verkehr. Im Tennengau ist nach einem Erdrutsch etwa die Postalmstraße zwischen Abtenau und Strobl nicht passierbar. Und in Mittersill (Pingzau) wurde wegen der erhöhten Pegelstände auch ein Abschnitt der Pinzgauer Lokalbahn stillgelegt. Zwischen der Haltestelle Essiger und Krimml wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.
Mittlerweile wieder passierbar ist hingegen das kleine deutsche Eck zwischen dem Grenzübergang Melleck-Steinpass und Schneizlreuth (Bayern), wo in der Nacht eine Schlammlawine abgegangen ist. Der Feuerwehr ist es mittlerweile gelungen, die Fahrbahn zu räumen und zu reinigen.