Salzburg Congress – Austragungsort des Salzburg Summits
ORF
ORF
Wirtschaft

Salzburg Summit: EU zwischen USA und China

Einen Tag vor der offiziellen Eröffnung der Salzburger Festspiele treffen sich seit Freitag hochrangige Wirtschaftreibende zum Salzburg Summit. Es geht um den Austausch von Erfahrungen und Ideen. Am Freitagvormittag ging es beispielsweise um die Rolle Europas zwischen den USA und China.

Europa müsse aufpassen, um nicht zwischen China und den USA zerquetscht zu werden, davor warnte der Präsident der österreichischen Industriellenvereinigung, Georg Kapsch: „Wir müssen an Stärke und Dynamik gewinnen, sonst werden wir in Europa zwischen dem neoliberalem US-Modell und dem Staatsmodell Chinas zerrieben werden.“ Es sei eine „ungesunde Abhängigkeit“, wenn 80 Prozent aller in Europa verwendeten elektronischen Komponenten aus China kämen. Zur Sicherung des europäischen Modells seien mehr F&E-Investitionen, der gemeinsame Binnenmarkt, der Schutz der vier Grundfreiheiten und eine zukunftsorientierte Politik unverzichtbar. „Die Politik muss Menschen und Unternehmen ermutigen, innovativ zu sein, Regulierung minimieren und Freiheit fördern.“ Wohlstand und soziale Kohäsion seien keine Selbstverständlichkeit, sie müssten jeden Tag von Menschen, Unternehmen und Institutionen erarbeitet werden, so Kapsch.

Salzburg Summit über die Rolle Europas zwischen USA und China:

Seit Freitag treffen sich Vertreter der Wirtschaft in Salzburg um sich über verschiedene Herausforderungen auszutauschen. Am Freitagvormittag stand das Verhältnis der EU zu den Großmächten USA und China im Fokus

Kapsch: „Es braucht mehr Agieren statt Reagieren“

Es brauche mehr Kreativität in der Politik, mehr Mitgestalten, mehr Agieren statt Reagieren, forderte der ehemalige deutsche Wirtschaftsminiter Karl-Theodor zu Guttenberg ein: „Ich glaube Europa könnte sich besser behaupten als derzeit. Wir sind von so vielen Dingen betroffen, etwa wenn man sich den derzeitigen Handelskonflikt zwischen diesen beiden Mächten ansieht. Das betrifft uns mehr als so mancher wahrhaben will. Und ich glaube unsere Stimme muss klarer und einiger werden und wir können uns nicht darauf zurückziehen, dass früher alles besser war.“ Derzeit würden China und die USA Europa eher als Fußnote wahrnehmen, sagt Guttenberg.

Salzburg Congress – Austragungsort des Salzburg Summits
ORF
Der Salzburg Summit findet seit Freitag im Salzburg Congress statt

Am ersten Tag des Salzburg Summit präsentierten und diskutierten u.a. Marcus Wallenberg, schwedischer Bankier und Industrieller, Janneke van der Kamp, Head Novartis Pharma Region Europe, Karl-Theodor zu Guttenberg, Chairman, Spitzberg Partners, Antonella Mei-Pochtler, BCG, Stefan Pierer, CEO TKM AG, Andreas Treichl, CEO Erste Group Bank AG, Georg Kopetz, Member of the Executive Board, TTTech, und Valentin Stalf, CEO und Co-Founder, N26, den wettbewerbs- und innovationspolitischen Handlungsbedarf für Europa sowie Innovationsstrategien von europäischen Unternehmen. Karl-Theodor zu Guttenberg warnte etwa davor, neue Technologien nur „mit der Regulierungsbrille“ zu sehen.

Mehr Anreize, mehr Investitionen, mehr Binnenmarkt

„Die Befunde der Experten und Entscheidungsträger des Salzburg Summit zeigen ein klares Bild: Wir brauchen eine europäische technologische Aufholjagd mit mehr Mitteln für F&E, einem funktionierenden Binnenmarkt, der gemeinsamen Entwicklung von Schlüsseltechnologien und staatlichen Anreizen für Investitionen“, bilanziert IV-Generalsekretär Christoph Neumayer die heutigen Beratungen des Salzburg Summit. Die Veranstaltung wird morgen mit Impulsen u.a. von Philosoph Richard David Precht, Paul Dujardinvom, Center for Fine Arts in Brüssel, Derrick Bolton von der Stanford University, dem ehemaligen estnischen CIO Taavi Kotka sowie Infineon-CEO Reinhard Ploss fortgesetzt. Der erste Salzburg Summit wurde als Format von der Wirtschaft für die Wirtschaft von der Industriellenvereinigung in Kooperation mit der PR-Unternehmerin Gabi Spiegelfeld organisiert.