Kronospan-Werk in Tschechien
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Wirtschaft

Kronospan droht Geldstrafe in Tschechien

Dem Spanplattenerzeuger Kronospan unter Leitung des Salzburgers Peter Kaindl droht in Tschechien nun eine Geldstrafe. Das Unternehmen soll versucht haben, ein Werk zu erweitern – ohne Umweltverträglichkeitsprüfung und Baugenehmigung. Kronospan bestreitet die Vorwürfe.

Vor gut einem Jahr suchte Kronospan bei der Stadtverwaltung von Jihlava (Tschechien) an, um die europaweit erste Holzrecyclinganlage zu bauen. Allerdings standen Gemeindevertreter dem Projekt skeptisch gegenüber: „Wir befürchten, dass wenn nun statt Holz zunehmend Möbelabfälle verarbeitet werden in denen die unterschiedlichsten teilweise giftigen Stoffe enthalten sind, eine Verschlechterung der Situation eintritt. Da gibt es überhaupt keine Kontrolle. Der Abfall kommt aus ganz Europa und lagert hier in der Umgebung in Deponien. Eine hat sich vorigen Sommer selbst entzündet und der giftige Rauch hat sich rund 50 km verbreitet. Das hat zehn bis zwölf Tage gedauert“, schildert Gemeindevertreter Miroslav Tomanec.

Mit 14.000 Beschäftigten, 40 Werken in mehr als 20 Ländern und vier Milliarden Euro Jahresumsatz ist Kronospan weltgrößter Hersteller von Spanplatten.

Schon jetzt wird bei der Erzeugung herkömmlicher Spanplatten Formaldehyd verwendet, das als krebserrgend gilt. Laut einer Umweltschutzorganisation ist Kronospan daher der zweitgrößte Verschmutzer im Bereich der krebserregenden Stoffe in Tschechien. Die Pläne des Spanplattenherstellers verunsichern nun die Anrainer rund um das Werk. Sie klagen bereits jetzt über Gesundheitsprobleme. „Wir haben drei Kinder und stellen fest, dass die Kindern in der Umgebung öfter Hautausschläge haben. Fast alle Nachbarn, die älter als 50 Jahre sind, haben Atemprobleme, und die Krebsfälle häufen sich“, sagt Anrainer Jan Kovac.

Stadtzentrum von Jihlava (Tschechien)
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Das Stadtzentrum von Jihlava

Bürgermeisterin verlangt Offenlegung der Messergebnisse

Auch die neugewählte Bürgermeisterin von Jihlava, Karolina Koubova, schaltete sich ein und versuchte zwischen Bürgerbedenken und Unternehmensinteressen zu vermitteln. Sie verlangte Auskunft über die Umweltmessergebnisse: „Wir als Gemeindebehörde haben leider kein Recht auf Auskunft von den staatlichen Kontrollbehörden. Das heißt ich bekomme keine Auskunft über die Ergebnisse der von nationalen Behörden durchgeführten Umweltinspektionen“, sagt Koubova.

Auch Kronospan gab auf Anfrage bisher keine Messergebnisse zu Umweltbelastungen an die Gemeinde heraus. Nach längerem hin und her machte die Bürgermeisterin die Diskussion per offenem Brief nun öffentlich. Der ehemalige Salzburger SPÖ-Finanzlandesrat und jetzige Kronospan-Geschäftsführer, David Brenner, betont sämtliche Emissions- und Abwasserwerte seien korrekt, offenbart aber auch Schwächen der tschechischen Rechtslage.

Kronospan-Werksgelände in Tschechien
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Die unvollendete Holzrecycling-Anlage in Jihlava

Brenner: „Glaube nicht an Schwarzbau am eigenen Grund“

Das Unternehmen soll die tschechischen Vorschriften beim Bau der umstrittenen Recyclinganlage klar missachtet und ohne Baugenehmigung und Umweltverträglichkeitsprüfung zu bauen begonnen haben. „Wir haben dann erfahren, dass ein Teil des Umweltamtes offensichtlich eine vertiefte Prüfung machen will und haben daraufhin den Bau auch weiter eingestellt und warten jetzt auf die Ergebnisse. Wir glauben, dass es innerhalb unseres eigenen Grundstückes nicht ein Schwarzbau ist, sondern ein wesentlicher Beitrag zu Nachhaltigkeit und Umweltschutz“, sagt Brenner.

Bis zu einer Million tschechische Kronen (umgerechnet etwa 40.000 Euro) Geldstrafe könnte das Unternehmen nun dafür zahlen müssen. Zwölf solcher Geldstrafen musste Kronospan in den vergangenen Jahren bereits bezahlen. „Die Unternehmen sind sich bewusst, dass die Sanktionen für die Gesetzesverstöße bei uns für sie sehr niedrig sind. Sie nützen die großen Unterschiede der Rechtslage in Österreich, Deutschland oder der Schweiz im Vergleich zu Tschechien aus. Bei uns benehmen sie sich wie in einer Bananenrepublik“, ärgert sich Gemeindevertreter Tomanec.

Lokale Bevölkerung will nicht länger tatenlos zusehen

Ähnliches ist auch an anderen Kronospan-Standorten in Osteuropa zu beobachten: In Sebes in Rumänien gab es vor vier Jahren größere Proteste wegen Umweltproblemen. Vergangenes Jahr protestierten Anrainer rund um den Kronospan-Standort in Mielec in Polen. Die lokale Bevölkerung ist hier wie dort nicht länger bereit, lockere Umweltauflagen ihrer nationalen Behörden und die Verstöße ausländischer Firmen dagegen weiter zu tolerieren.

Salzburger Unternehmer droht Geldstrafe in Tschechien

Spanplattenhersteller Kronospan unter Leitung des Salzburgers Peter Kaindl droht eine Geldstrafe wegen einer fehlenden Baugenehmigung und Umweltverträglichkeitsprüfung. Kronospan fühlt sich zu unrecht verdächtigt.