Riesige Umweltprobleme im Nationalpark Berchtesgaden Wasserfall Königsbach Naturzerstörung Königssee
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Chronik

Massentourismus: Zerstörung im Nationalpark

Der Andrang in Nationalparks zeigt weltweit im Sommer immer wieder seine Schattenseiten. In Berchtesgaden geht es nun nicht mehr nur um die Massen, die zum Königssee wollen. Viele hinterlassen Müll und Exkremente auch an abgelegeneren Orten der Region oder zerstören die Vegetation.

Was früher ein Geheimtipp nur für Einheimische aus der grenzübergreifenden Region Berchtesgaden-Salzburg-Hallein war, ist dank Internet, Smartphones und „Sozialer Medien“ zu einem überlaufenen und internationalen Hotspot geworden. Es geht um einen Wasserfall und einige – von Gletscherwassern vor Jahrtausenden in den Fels geschliffene – Tümpel im Bergwald hoch über See und Talboden.

Bierflaschen, Exkremente, Platz zertrampelt

Jedes neu im Web gepostete Foto – mit Badehose oder Bikini vor imposanter Bergkulisse – erhöhe den Hype und den Massenandrang, kritisiert Lorenz Köppl, Wege-Referent der Nationalparkverwaltung in Berchtesgaden: „Es gibt auf diesem Platz keine Vegetation mehr, es ist alles zertrampelt. Nur noch Erdreich befindet sich hier. Es liegt Müll herum, dazu Exkremente mit dem dazugehörigen Papier. Wir haben leere Bierflaschen und Dosen. Es sind auch immer mehr Feuerstellen da. Der Platz hat seinen früheren Charme längst verloren.“

Fotostrecke mit 8 Bildern

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Barfuß im Bikini im alpinen Gelände

Die deutsche Alpinpolizei weist seit Jahren dringend darauf hin, dass bei diesem Wasserfall hochalpines Gelände mit entsprechenden Gefahren auf Besucher und Fans warte. Immer mehr würden hier jedoch barfuß – und nur mit Badehosen bzw. Bikinis bekleidet – unterwegs sein. Man könne leicht ausrutschen und abstürzen sowie bei schlechter Tourenplanung in die Dunkelheit oder Wetterstürze geraten.

Aufrufe zum Ignorieren von Warnungen

Es gab und gibt hier immer wieder auch tödliche Unfälle, so der Sprecher der Nationalparkverwaltung: „Warnschilder haben wir hier auch, dennoch weisen Internet-Nutzer in ihren Videos drauf hin, dass man die Sperren und Warnungen getrost ignorieren könne. Geht’s einfach weiter, es ist saugeil da hinten, wird da im Web geschrieben.“

Eine Sperre wäre naturschutzrechtlich zwar möglich, aber nicht kontrollierbar, sagt Köppl. Ihn holt inzwischen ein weiteres Problem ein.

Fast neue Zelte bleiben als „Müll“ zurück

Gedankenlose Wanderer und illegale Wildcamper, die ihre Zelte einfach in der Natur des Nationalparks stehen lassen. Weil sie ohnehin „billig“ und die Leute zu faul zum Mitnehmen seien: „Das gibt einem schon zu denken, wie manche so genannte Naturliebhaber hier unterwegs sind. Warum soll ich ein Zelt, das ich nur einmal benutze, dann wieder mitnehmen? Das ist deren Einstellung.“

Und ein bayerischer Bergretter aus der Region sieht die Sache so: „Ein solches Verhalten war noch vor wenigen Jahren undenkbar. Junge und Alte hätten sich geschämt, wenn sie so unterwegs gewesen wären.“

Lokalaugenschein eines ORF-Teams

In der Region Berchtesgaden gibt es viel Unmut über aktuelle Entwicklungen im „Naturtourismus“.

„Wohlstandsverwahrlosung“

Der „Naturtourismus“ bringt bringt mittlerweile 1,6 Mio. Besucher pro Jahr in den Nationalpark Berchtesgaden zum Königssee und an den Fuß des Watzmann. Es komme bei jüngeren Leuten zunehmend in Mode, mitgebrachte Zelte und Campingausrüstung einfach stehen und liegen zu lassen und anderen die Entsorgung dieses völlig intakten und fast fabriksneuen „Kunststoff-Mülls“ zu überlassen, sagt der Bergretter. Er spricht von „Wohlstandsverwahrlosung“. Manche hätten offenbar auch zu viel Geld zur Verfügung, wenn sie so mit Ressourcen umgehen. Das Phänomen habe man vor kurzem in ähnlicher bzw. größerer Ausprägung auch beim Electric Love Musikfestival auf dem Salzburgring (Flachgau) wieder beobachten können.

Dort wird alljährlich dann tagelang aufgeräumt, bis nichts mehr zu sehen ist, was nicht auf die Wiesen und in die Wälder gehört.

Electric Love 2019 Luftbilder Flugbilder Müllhalde Festivalgelände Salzburgring Salzburg Ring Koppl
Flugbild: Gerald Lehner