Das Wetter der nächsten Wochen ist ausschlaggebend, wie viel Gletschereis heuer wieder auf Österreichs Dreitausendern verschwindet. Der schneereiche und lange Winter hatte ihnen eine schützende Schicht verpasst. Der heiße Juni setzte dem Schnee allerdings zu.
19.07.2019 22.50
19. Juli 2019, 22.50 Uhr
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Laut Experten wird das Wetter im August entscheidend, wie die heimischen Gletscher den Sommer überstehen. Klar ist – und das zeigen lange Messreihen: In wenigen Jahrzehnten könnten etliche Gletscher komplett verschwunden sein.
Der August ist für den hydrografischen Dienst und die Gletscherforscher wichtig, weil hier die Schnee- und in der Folge dann die Eisschmelze ihren sommerlichen Höhepunkt erreicht. Mitte bis Ende August sei die beste Zeit, um Jahresbilanz zu ziehen, heißt es.
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Hochkönig. Erkundung aus der Luft vor fast einem Jahr im August 2018: Klägliche Reste des einst riesigen und dicken Gletschers Übergossene Alm auf dem Hochplateau. Rechts: Matrashaus auf dem Gipfel, nach dem Zittelhaus auf dem Sonnblick die höchstgelegene Schutzhütte Salzburgs.Aktuelles Bild von Donnerstagfrüh, 18. Juli 2019: Hochkönig-Massiv mit Matrashaus (höchster Punkt in der Wolke). Für die Jahreszeit liegt heuer noch immer vergleichsweise viel Schnee – trotz mehrerer Hitzewellen. Kann er das verbliebene Eis weiter „schützen“? Diese Frage stellt sich nun für viele höhere Berge. Vor einem Jahr im August 2018: Hochkönig mit Matrashaus (links auf dem Gipfel), Reste der Übergossenen Alm mit blankem Eis und kaum noch Schnee Aktuelles Bild von Donnerstagfrüh, 18. Juli 2019, aufgenommen über dem Blühnbachtal mit Blick nach Süden: Hochkönig-Massiv mit Matrashaus (höchster Punkt in der Wolke). Rechts davon sind die Reste der Übergossenen Alm heuer noch unter Schnee – auch auf dem Hochseiler rechts. Aufnahme von August 2018: Felssturz auf nordseitige Gletscherreste durch Klimawandel. Der Permafrost taut auch beim Hochseiler zwischen Hochkönig und Steinernem Meer auf. Schwindender Gletscher auf 2.800 Meter Seehöhe im hinteren Jamtal beim Paulcketurm an der südwestlichsten Grenze Tirols zu Graubünden (Schweiz)Anfang Juni 2019: Noch tief verschneiter Großglockner mit Pallavicini-Rinne und den Gletschern unter den Nordwänden Frühling 2019: Schneemassen auf dem Glockner und allen Dreitausendern der Hohen Tauern. Vorne: Gipfelgrat des Hocharn bei Rauris. Nordwände des Glockners, Anfang Juni 2019Anfang Juni 2019: Großes und Kleines Wiesbachhorn mit noch verschneiter Vergletscherung. Rechts: Hohe Riffl. Anfang Juni 2019: Gipfelgletscher auf dem Großen Wiesbachhorn, zum Teil blank und abgeblasen. Anriss eines Schneebretts rechts unten. Anfang Juni 2019: Schareck zwischen Gastein, Rauris und Oberkärnten – mit dem Skigebiet „Mölltaler Gletscher“ auf dem WurtenkeesSchareck bei Bad Gastein und Rauris nach einem Wettersturz im vergangenen Frühsommer mit viel NeuschneeMassenweise Schnee aus dem Winter: Großes Wiesbachhorn, Hoher Tenn, Bratschenkopf, Klockerin, Bauernbrachkopf, Großglockner im vergangenen FrühjahrAnfang Juni 2019: Großglockner und Rauriser Sonnblick (vorne) mit der Wetterstation Wetterstation auf dem Rauriser Sonnblick. Hinten: Karnische Alpen an der Staatsgrenze zwischen Lesachtal und Norditalien. Wetterstation auf dem Rauriser Sonnblick, Anfang Juni 2019August 2018: Letztes Blankeis, Reste der Übergossenen Alm, der einst starken Vergletscherung auf dem Hochkönig August 2018: Matrashaus und Reste der Übergossenen Alm, der einst starken Vergletscherung auf dem Hochkönig
Salzburger erstellte eine der längsten Messreihen
Gemessen wird in Salzburg auf mehreren Gletschern. Am längsten ist das Stubacher Sonnblickkees oberhalb von Uttendorf im Fokus der Wissenschafter. Gletscherforscher Heinz Slupetzky hat dort schon für seine Dissertation im Jahr 1963 mit den Messungen begonnen, die später vom hydrografischen Dienst des Landes übernommen und weitergeführt wurden. Weltweit gibt es nur zwei Dutzend Messreihen über Gletscher, die so alt sind.
Bis 1982 hat das Stubacher Sonnblickkees zehn Millionen Kubikmeter an Masse zugewonnen, seither aber 40 Millionen verloren – das ist mehr als die Hälfte des ursprünglichen Volumens. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts wird der Gletscher komplett verschwunden sein.
Eisflächen seit 150 Jahren mehr als halbiert
Dieser Trend gilt laut Slupetzky österreichweit. Berechnungen ergeben, dass Österreichs 900 Gletscher vor 150 Jahren eine Fläche von 940 Quadratkilometer hatten – heute sind es nur noch 416.
Reinhard Grabher, Gerald Lehner – salzburg.ORF.at
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