Es ist in diesen Tagen und Nächten auch in größeren und großen Seehöhen vergleichsweise warm. Von Hitze ist jedoch nichts zu spüren. In der Früh, am Abend und in der Nacht gibt es auch recht kühle Brisen, die Tiroler oder Schweizer Wolle, Merino- oder Daunenausrüstung und einen brauchbaren Schlafsack erfordern. Wenn man als Skibergsteiger keine Schutzhütte für ein Nachtlager hat.
13 Grad weniger auf 2.500 Meter Seehöhe
Warum ist es im Sommer weit oben oft viel feiner? Weltweit verwenden Wissenschaftler, aber auch Bergsteiger und Piloten einen Standarddurchschnittswert, der die natürliche Abkühlung der Erdatmosphäre mit zunehmender Seehöhe beschreibt. Er beträgt 0,65 Grad Celsius pro hundert Höhenmeter (ca. zwei Grad pro tausend Fuß). Abweichungen von diesem Modell der „Norm-Atmosphäre“ bzw. „International Standard Atmosphere“ (ISA) gibt es immer – sogar Umkehrungen, zum Beispiel bei Inversionswetter, wenn es mit zunehmender Höhe wärmer wird. Eine Inversion ist die derzeitige Hitze aus Nordafrika sicher nicht.
Das Modell habe sich als globaler Durchschnitt für grundlegende Einschätzungen und grobe Berechnungen seit sehr langer Zeit bewährt und bestätigt, sagt Michael Staudinger, früher Chef der Wetterdienststelle Salzburg und nunmehr bundesweit zuständiger Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Er ist gerade beruflich in Lissabon und hatte dort am Donnerstag eine Mittagstemperatur von 20 Grad: „Vom Atlantik kommt viel frische Luft herein. Am Abend braucht man hier die Jacke.“
30 Grad in der Stadt und mehr
Angewendet auf Salzburg und die derzeitige Hitze würde das ISA-Atmosphärenmodell so aussehen: Die Landeshauptstadt liegt auf knapp 500 Meter Seehöhe. Angenommene Temperatur: 30 Grad. Für einen Alpengipfel mit 2.500 Meter Seehöhe ergeben sich eine Höhendifferenz von 2.000 Metern und damit der Faktor 20, mit dem dann die 0,65 Grad zu multiplizieren sind. Ergebnis: Auf dem Gipfel hat es 13 Grad weniger als in der Stadt, also 17 Grad.
Real ist es derzeit noch etwas kühler, weil die Bergluft in diesen Höhen heuer noch immer über riesige Schneemassen streifen kann, was noch mehr angenehm kühle Brise erzeugt. Dennoch sollte für Not- oder Unfälle im Hochgebirge nie Kleidung und Ausrüstung fehlen, mit der man auch einen Schneesturm überstehen würde.
Schön kühl
Obwohl es selbst auf höheren Dreitausendern derzeit nicht unter den Gefrierpunkt abkühlt, sollten auch jetzt die Gefahren nie unterschätzt werden, trotz der vergleichsweise warmen, kurzen und ziemlich hellen Nächte. Gute Isoliermatte und ein entsprechender Schlafsack sind empfehlenswert, will man nicht mit einem leichten und dünnen Biwaksack behelfsmäßig dem Morgen entgegenzittern. Zumindest hilft auch dieser gegen den Wind-Chill.
Lichtschein der Arktis
Mühen werden dann in vermeintlich stockdunkler Nacht belohnt. Man sieht bei klarem Wetter am nördlichen Horizont auch bei uns in den Alpen die Mitternachtssonne, die große Teile Skandinaviens und die ganze Arktis um diese Jahreszeit dominiert. Erkennbar ist sie als matter Lichtschein in der hohen Atmosphäre und längstens bis 4.00 Uhr früh. Dann kommen der neue Tag und sein Morgengrauen von Osten her schon wieder zu uns. Sunrise: Derzeit kurz nach 5.00 Uhr in den Hohen Tauern.
Noch meterdick Schnee in vielen Karen
Es geht auch noch recht gut zum Skifahren auf diesem festen Sommerschnee. Diesen Genuss und die Schweißtreiberei der nun sehr langen und kombinierten Zu- und Anstiege sollten sich nur Leute antun, die geeignete Ausrüstung sowie Erfahrung mit Routenplanung und Risikomanagement haben. Und ohne genaue Ortskenntnis wäre es vielerorts gefährlich. Wer noch schneebedeckte Gletscherbereiche begeht oder überquert, sollte nie allein sein, angeseilt gehen und und für mögliche Spaltenstürze die Utensilien für Kameradenrettung dabei haben.
Abfahrtsrouten ins Tal sollten sorgfältig studiert und gewählt werden. Sie sind bis in die Almregion oft nur noch über Rinnen möglich. Und die können recht steil sein. Der Durchbruch auf morschen Schneebrücken kann mit dem Ertrinken in einem Schmelzwasserbach enden. Und zu den üblichen Gefahren kommt noch verstärkter Steinschlag, weil Permafrostboden auftaut. Helm! Weiter oben und sehr hoch oben gibt es heuer noch riesige und meterdick mit Schnee bedeckte Plateaus und Kare. Einige Hüttenwirte hatten deswegen Probleme beim Start ihrer Sommersaison.
Gerald Lehner, salzburg.ORF.at
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