Martin Klässner Unternehmer fördert Ehrenamtler bei seinen Mitarbeitern mit Boni in Radstadt Ehrenamt Feuerwehr Rotes Kreuz Bergrettung
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WIRTSCHAFT

Firma fördert Ehrenamtler mit Prämien

In Radstadt (Pongau) fördert ein junger Unternehmer das ehrenamtliche Engagement seiner Angestellten bei Blaulicht- und Rettungsdiensten mit Provisionen – ein völlig neuer Weg. Es werde immer schwieriger, genügend Freiwillige aufzutreiben und zu motivieren, sagt der Software-Entwickler. Er ist selbst Feuerwehrmann.

Martin Klässner arbeitet schon lang im Pongau. Er leitet „has to be“ – eine erfolgreiche und innovative Software-Firma in
Radstadt, der Metropole des Ennspongaues. Der gebürtige Münchner ist selbst auch ein Ehrenamtler – als Einsatzleiter der Freiwilligen Feuerwehr Radstadt.

„Wie können wir mehr Leute zum Ehrenamt bringen?“

Er kennt die Probleme aus erster Hand, wenn Rettungs- oder Einsatzorganisation in kurzer Zeit möglichst viele Freiwillige mobilisieren müssen – Feuerwehren, Rotes Kreuz, Wasser- und Bergrettung: "Viele Arbeitskräfte in immer mehr Branchen müssen heutzutage weit auspendeln. Ich habe hier in Radstadt als Einsatzleiter der Feuerwehr das Problem, dass wir tagsüber keine Einsatzkräfte zusammenkriegen. Wir brauchen zwischen sechs und zehn Leute, wo man aber bei komplizierten Einsätzen auch schnell an die Grenzen der Leistungsfähigkeit kommt. Deshalb haben wir uns überlegt, wie bringen wir Leute dazu, sich stärker im Ehrenamt einzubringen.“

Ausgeklügeltes Bonus-System

Herausgekommen ist ein System, das über die Region hinaus nun Schule machen könnte – bei anderen wirtschaftlich erfolgreichen Firmen, die Selbstbewusstsein haben und neben dem Geschäftlichen auch einen Sinn fürs Gemeinwohl kultivieren. Das Modell soll einerseits Mitarbeiter in Unternehmen für das Ehrenamt begeistern. Und andererseits sollen Unternehmen dadurch auch besonders begehrte und interessante Arbeitgeber werden, wie Personalchef Christopher Potuznik schildert: „Wenn unsere Mitarbeiter zu einem Einsatz gerufen werden, bauen sie an diesem Tag keine Minusstunden auf. Das heißt, sie werden bezahlt freigestellt und können problemlos gehen. Darüber hinaus können sie ihre Zeitbestätigungen für Blaulicht-Einsätze bei uns abgeben. Die werden gesammelt und am Jahresende wird dafür eine Provision ausbezahlt.“

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Klässner im Brotberuf als Firmenchef der Software-Industrie

Ist ein Mitarbeiter beispielsweise 20 Stunden im Jahr im ehrenamtlichen Blaulicht-Einsatz, bekommt er dafür am Ende des Jahres 600 Euro Provision ausbezahlt. Ab hundert Einsatzstunden steigt der Betrag auf 3.000 Euro. 15 der 50 Mitarbeiter bei „has to be“ in Radstadt arbeiten nebenbei auch in ehrenamtlichen Funktionen.

Auch Boni für Rotkreuzler und Bergretter

Andreas Ruprecht ist beispielsweise beim Roten Kreuz. Der Software-Ingenieur schätzt die Rückendeckung des Unternehmens dabei sehr: „Es ist ein gutes Gefühl, wenn der Chef und die Kollegen dafür Verständnis haben, wenn man müde in die Arbeit kommt, weil die Nachtdienste bei der Rettung sehr anstrengend waren und mehr Einsätze waren als gewünscht.“

Neue Wege

Der gebürtige Münchner Klässner hat mit seinen Angestellten im Pongau ein neues System etabliert, um ehrenamtliche Arbeit bei Einsatzkräften massiv zu fördern.

Die Zentralen von Bergrettung und Feuerwehr sind in Radstadt direkt gegenüber der Software-Firma angesiedelt. So ergibt es sich von selbst, dass der Firmenchef tagsüber auch ehrenamtlicher Feuerwehrchef ist. Sein Team wird pro Jahr zu etwa 60 Einsätzen gerufen, schildert Martin Klässner: „Wir haben durch die Gefahren der Bundesstraße leider fast 80 Prozent bei Verkehrsunfällen zu tun. Wir haben sehr viele sehr schwere Unfälle. Im letzten Jahr gab es überraschend viele Brandeinsätze – darunter auch den Sägewerksbrand mit Alarmstufe vier. Der hat auch für fast vier Tage die Einsatzkräfte gefordert.“

Harte Aufgaben bei vielen Verkehrsunfällen

Der Chef der Radstädter Software-Firma geht im Haupt- und Brotberuf und im Ehrenamt voran und setzt darauf, dass er mit dem neuen System künftig noch mehr IT-Spezialisten für sein Unternehmen, den Standort Radstadt und die Freiwillige Feuerwehr, das Rote Kreuz oder die Bergrettung begeistern kann.