Tangotanzendes Paar auf der Bühne bie einer Tango Show in Buenos Aires
Nathana Rebouças on Unsplash
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Gedanken am Feiertag

Blickwinkel in die Welt des Tango Argentino

Im „Blickwinkel“ am 6. Jänner um 19.00 Uhr entführt Musikredakteurin Finni Hollaus hinter die Kulissen des Tango Argentino in Salzburg. Verlangen und Romantik, Herzschmerz und Liebeskummer, Scheitern und Abschied – heftige Gefühle bestimmen fast alle Tangolieder und somit auch den Tanz.

Sendungshinweis

„Blickwinkel – Gedanken am Feiertag“, am 6.1.2023 um 19.00 Uhr in Radio Salzburg

Was ist der Tango, welche Emotionen löst er aus und welche „Blickwinkel“ lassen sich einnehmen, rund um den Tango Argentino? Und vor allem: Warum entflammen manche Menschen gerade für den Tango Argentino, obwohl sie zuvor viele andere Tänze erlernt haben? Diesen und anderen Fragen nachgegangen ist Musikredakteurin und Tangotänzerin Finni Hollaus.

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Weltkulturerbe Tango Argentino

In der Weltkulturerbestadt Salzburg hat ganz heimlich ein zweites Weltkulturerbe Platz gefunden und das schon vor vielen Jahren, der Tango Argentino – Still und unerkannt möchte man fast sagen, blickt man allerdings genauer hin, dann findet man eine Gesellschaft, die sich leidenschaftlich dem Phänomen Tango Argentino hingibt und dieses in allen Facetten zelebriert.

Tangotanzende Paare auf der Straße
Toufic Mobarak on Unsplash
Tangotanzende Paare auf der Straße

Tango verbindet viele Welten

Der Tango Argentino hat viele Betrachtungsebenen, da ist natürlich vordergründig der Tanz, zu dem man sich bei den sogenannten Milongas trifft. Dann die Musikauswahl, die traditionell einer bestimmten Etikette folgt, welche sich aus der Geschichte des Tangos erklärt und in einem Spannungsbogen, die Energie des Tanzabends choreografiert. Um den Tango zu genießen gibt es allerdings auch viele andere Möglichkeiten, unter anderem Literatur, Live-Konzerte, bildende Künste oder Lesungen.

Eleganz, Sinnlichkeit, Verruchtheit

Der bekannte argentinische Tango-Komponist Enrique Santos Discépolo schrieb: „Der Tango ist ein trauriger Gedanke, den man tanzen kann.“ Verlangen und Romantik, Herzschmerz und Liebeskummer, Scheitern und Abschied, diese heftigen Gefühle bestimmen fast alle Tangolieder und somit auch den Tanz. Entstanden ist er Ende des 19. Jahrhunderts in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires und der uruguayischen Hauptstadt Montevideo.

Dem Tango Argentino werden unzählige Attribute zugeschrieben. Der Dramatiker George Bernard Shaw bezeichnete den Tango als den vertikalen Ausdruck eines horizontalen Verlangens. Geschuldet ist dieses Zitat der Zeit, in der es entstanden ist, in den Anfängen des 20. Jahrhunderts, denn diesen Eindruck machte der Tango Argentino auf die Europäer, als sie zum ersten Mal in Kontakt kamen mit dem Tanz vom Rio de la Plata.

Tangotanzendes Paar auf der Straße
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Leidenschaft und Sinnlichkeit auf der Straße

Als verrucht und anstößig und deshalb zu verbieten wurde der Tango Argentino vielerorts empfunden und das ist vermutlich auch der Grund, warum zuallererst versucht wurde, den Tango Argentino zu europäisieren und einen Standardtanz zu kreieren, welcher sehr distanziert und mit einer unnatürlichen Dramatik nach genauer Choreografie getanzt wird – völlig gegenteilig zum ursprünglichen Tango Argentino, welcher in enger Umarmung stattfindet und dessen Bewegungsmuster grundsätzlich aus dem Moment entstehen. Kein Wunder, dass sich der argentinische Tango in seiner ursprünglichen Art dann doch auch in Europa durchsetzte.

Tango in Salzburg und auf der ganzen Welt

Der Tango Argentino hat sich mittlerweile über den ganzen Globus ausgebreitet, er wird in allen Ländern dieser Erde getanzt und hat eine riesige Anhängerschaft, auch in Gegenden, denen man diese Art des Tanzens nicht zuschreiben würde.

So ist Berlin die zweitgrößte Tangostadt der Welt und in Finnland erfreut sich der Tango einer so großen Beliebtheit, dass sich dort sogar ein eigenes Genre in Musik und Tanz entwickelt hat, der „Finnische Tango“. Auch Salzburg hat eine kleine bunte Tangofamilie, welche regelmäßig Milongas und Workshops veranstaltet. Wer Interesse hat, der kann sich auf dem Salzburger Tangokalender genauer informieren.

Tango ist für Jeden

In Wahrheit ist der Tango für Jeden was und es gibt im Grunde keine Ausschlusskriterien. Ob jung, ob alt, ob Single oder mit Partnerin oder Partner und egal aus welcher Gesellschaftsschicht, jeder kann diesen Tanz erlernen und genießen.

Wenn man die Ursprünge des Tanzes betrachtet, welcher sich aus der Einsamkeit der Gastarbeiter im damaligen Rio del Plata-Gebiet entwickelte, dann erahnt man, dass der Tango Argentino dort Verbindungen schaffen will, wo es keine gemeinsame Sprache gibt.

Anders als andere Tänze ist der Tango Argentino Improvisation, die sich nur minimaler Strukturen bedient. Somit eröffnet er einen weiten Horizont an Ausdrucksmöglichkeiten und ist damit einer der anspruchvollsten, innigsten und auch kreativsten Paartänze und nicht umsonst im Jahr 2009 zum Weltkulturerbe erklärt worden.