Sendungshinweis
„Blickwinkel – Gedanken am Feiertag“, am 26.10.2022 um 18.00 Uhr in Radio Salzburg
Ein Stück österreichische Geschichte, die in Salzburg spielt: Das ungewöhnliche Leben der Betty Steinhart, einer „Geschäftsfrau in Männertarnung“, erzählt von ihrer Enkelin und als Doku-Fiction-Serie von Regisseurin Beate Thalberg verfilmt.
Es geht um berühmte Fotografien seit dem Beginn der Salzburger Festspiele, die mit dem Namen Carl Ellinger signiert sind, aber von einer Frau gemacht wurden: Betty Steinhart! Carl Ellinger, so dachte man, habe die großen Fotos aus Salzburg in der Zwischenkriegszeit gemacht. Max Reinhardt, Marlene Dietrich, alle will Ellinger vor der Linse gehabt haben. Doch Ellinger war bereits seit 1916 – im ersten Weltkrieg – verschwunden.
Eine junge Frau sollte kurzfristig die Stellung halten, während Ellinger im Krieg war. Doch dann kam er nie retour. Und sie führte das Geschäft unter seinem Namen weiter. Als Frau hätte sie in dieser Branche keine Chance gehabt.
Sendung zum Nachhören
Carl Ellinger ist Betty Steinhart
Viele der historischen Fotoaufnahmen von den Anfangszeiten der Salzburger Festspiele zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind signiert mit dem Namen Carl Ellinger. In der Schwarzstraße hatte der Fotograf sein Atelier. Doch tatsächlich verkaufte Ellinger das Geschäft im Jahr 1916 an Betty Steinhart – eine 24-jährige Frau, die sich mitten im ersten Weltkrieg ein Fotoatelier kaufte.
Aus dem Privatarchiv von Susanne Gordon-Oberhofer
1916: 24-jährige Frau kaufte sich ein Fotoatelier
Die Enkelin von Betty Steinhart hat die unzähligen Fotos seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts noch heute in ihrem Archiv. Regisseurin Beate Thalberg hat für ihre Arbeit an ihrem Film zum 100-Jahr-Jubiläum der Salzburger Festspiele etliche davon gesichtet und den Stein hinter der Geschichte der Fotos ins Rollen gebracht: „Die Fotos sind sehr ungewöhnlich – also wollte ich wissen, wer dieser Carl Ellinger war, der diese ganzen tollen Fotos gemacht hat.“
Großmutter, Tochter und Enkelin
Betty Steinhart führte das Geschäft 59 Jahre lang, später auch gemeinsam mit ihrer Tochter Ruth – beide arbeiteten unter dem Namen Ellinger. Für Susanne Gordon, der Enkelin der Ausnahme-Fotografin, vermittelt die beeindruckende Familiengeschichte eine starke Botschaft: Es ist ein Stück Vorbildfunktion, denn „Wenn man für etwas brennt und überzeugt ist, soll man das auch machen“, so beschreibt Susanne Gordon die Handlung ihrer Großmutter – im „Blickwinkel am Feiertag“ mit Viola Wörter.