Rauriser Tauernhaus
ORF/A.Holzmann
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Über d´Alma

Den Säumern auf der Spur: Rauriser Tauernhaus

In der Sonntagfrüh-Serie „Über d´Alma“ von Radio Salzburg ist Alexander Holzmann am 14. August den Säumern auf der Spur. Er besucht das Rauriser Tauernhaus. Wirtin Helene Gerstgraser bewirtschaftet mit ihren Eltern Klaus und Greti Bacher das Tauernhaus im Talschluss des Seidlwinkltales.

Sendungshinweis

„Über d’Alma“ mit Alexander Holzmann, 14.08.2022, von 6.00 bis 8.00 Uhr in Radio Salzburg

Das geschichtsträchtige Haus besteht seit mehr als einem halben Jahrtausend und ist heute ein beliebtes Wanderziel. Hüttenwirtin Helene hat schon als neunjähriges Kind ihren ersten Sommer im Tauernhaus verbracht, als ihre Nachbarn damals die Alm gepachtet hatten. „Ich hatte das große Glück, dass ich vor sechs Jahren wieder gefragt wurde, die Alm zu übernehmen. Da wurden Kindheitserinnerungen wach“, erzählt Helene.

Almbesitzer sind die Kärntner Brüder Matthias und Josef Lackner, gebürtig aus Heiligenblut. Matthias machte ebenfalls bereits in jungen Jahren seine Erfahrungen mit der Almwirtschaft im Seidlwinkltal, die Zeiten damals waren hart „Ich musste mit 14 Jahren auf der Hochalm mit 170 Stück Vieh alleine arbeiten, weil sich der Halter beim Holzfällen ins Bein gehackt hatte. Da hat man vom Hias nur noch ein ‚Staberl‘ gesehen, denn ich war abgemagert bis aufs Letzte“, erinnert sich der heutige Besitzer.

Team des Rauriser Tauernhauses
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Das Team des Rauriser Tauernhauses

Tauernhäuser gab es früher in vielen Tauerntälern

Tauernhäuser gab es früher in vielen Salzburger Tauerntälern meist unterhalb der Passhöhe in gehobenen Lagen im Talschluss, seit dem Mittelalter dienten sie dem alpenüberschreitenden Verkehr. Speziell für die Säumer, die Lasten auf dem Rücken von Saumtieren übers Gebirge transportierten, waren die Tauernhäuser von großer Bedeutung. Meistens waren es Bauernhöfe, deren Inhaber verpflichtet waren, die Reisenden bei ihrem nicht ungefährlichen Vorhaben zu unterstützen, die Tauern zu überqueren.

Rauriser Tauernhaus
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Kostenlose Beherbergung und Verpflegung für ärmere Wanderer zählten ebenso dazu wie die Wegerhaltung der Tauernwege. Im Gegenzug erhielten die Tauernhäuser gewisse Vorrechte und durften Provisionen vonseiten der Hofkammer im alten Erzstift Salzburg beziehen. Diese Rechte und Bezüge schwanden erst Mitte des 20. Jahrhunderts, als gänzlich andere Verkehrsverhältnisse aufgekommen waren.

Beliebtes Ziel für Wanderer und Ausflügler

Heute ist das Rauriser Tauernhaus ein beliebtes Ziel für Wanderungen und Ausflüge. Die Alm bewirtschaftet Helene Gerstgraser mit Unterstützung ihrer Familie: Vater, Mutter und Nichte packen kräftig mit an, vom Hof des Bruders bezieht sie die selbstgemachten Produkte, auch die Schwägerin hilft eifrig mit. Eine der Spezialitäten sind die hausgemachten Krapfen – vom deftigen Fleischkrapfen bis zum süßen Bauernkrapfen.

Seniorchefin Greti Bacher beim Fleischkrapfen backen
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Eines der Schmankerln im Rauriser Tauernhaus sind Fleischkrapfen

Letztere sind mittlerweile Chefsache, seit Vater Klaus Bacher einmal einspringen musste: „Die Damen haben den Teig vorbereitet und dann plötzlich keine Zeit mehr gehabt, die Krapfen fertig zu machen, deshalb habe ich kurzfristig übernehmen müssen. Meine ersten Krapfen sind gleich so schön geworden, dass mir diese Arbeit geblieben ist“, grinst der Seniorchef, für den mit der Bewirtschaftung des Tauernhauses ein Traum in Erfüllung gegangen ist. Er und seine Frau genießen den Sommer auf der Alm besonders: „Im Mai haben sie uns hereingebracht, und im Oktober werden sie uns wohl wieder abholen.“

Wanderung zum Rauriser Tauernhaus

Vom Rauriser Ortsteil Wörth zweigt man ins Seitental, das Seidlwinkltal ab. Mit dem Pkw gelangt man bis zum Parkplatz Fleckweide, von dort führt eine ca. sieben Kilometer lange Forststraße (Gehzeit: rund 1,5 Stunden) vorbei an der Gollehenalm und der Palfneralm bis zum Rauriser Tauernhaus.

Junger Hund beim Rauriser Tauernhaus
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Auch er begrüßt die Gäste im Rauriser Tauernhaus

Die Strecke ist auch für Radfahrer freigegeben und ist kinderwagen-tauglich. Vom Tauernhaus kann man noch zur Litzlhofalm und bis zur Großglockner Hochalpenstraße weiterwandern. Von Mitte Mai bis Mitte September fährt auch der Wanderbus direkt bis zum Rauriser Tauernhaus.