Grenzübergang zwischen Großgmain-Marzoll
ORF / Andrea Aglassinger
ORF / Andrea Aglassinger
Da bin i dahoam

Salzburger Grenzfälle und die Bedeutung von Grenzen

Bis vor kurzer Zeit waren Grenzen um uns herum nicht wirkliche Grenzen, jetzt sind sie es. Die Grenzen sind zu. Stefan Mayer vom Salzburger Landesmedienzentrum sammelt seit Jahren „Kurioses über die Grenzen hinweg“.

Der Salzburger sammelt Geschichten, die sich entlang der Salzburger Grenzen in früheren Zeiten zugetragen haben, aber auch Geschichten aus der Gegenwart, wie zum Beispiel über den ersten Brotbackofen mit Salzburger Know-how in Bhutan. Inzwischen gibt es bereits fünf Bände mit kuriosen Grenzgeschichten. Andrea Aglassinger hat sich noch vor der aktuellen Krise mit Stefan Mayer auf den Weg gemacht und einige interessante „Salzburger Grenzfälle“ erkundet.

Faszination Grenzfälle

Zu den kuriosen Grenzfällen zählen die unterschiedlichsten Geschichten. Im erst vor kurzem erschienenen fünften Band erzählt Stefan Mayer von einem U-Bahn-Stollen im Felsgestein der Tauern, von einem 26-fachen Familienvater aus Großarl (Pongau), von Tsunamischäden am Wolfgangsee (Flachgau), er geht der wahren Ur-Salzburger-Kulinarik auf den Grund und berichtet, dass die vor 60 Jahren eingestellte Ischlerbahn im britischen Wales nach wie vor auf Schienen fährt.

Grenzfälle im Raum Großgmain/Bayerisch Gmain

In der Sendung „Da bin i dahaom“ begeben wir uns auf die Spuren von „Grenzfällen“ zwischen Großgmain und Bayerisch Gmain. Schon auf dem Weg nach Großgmain gibt es einen unscheinbaren Grenzübergang nach Marzoll, hier steht der Grenzstein in einem Garten. Die Großgmainer teilen sich mit den Bayerisch Gmainern einen Fußballplatz, die Feuerwehr arbeitet eng zusammen und auf dem Weg von Bayerisch Gmain nach Berchtesgaden kommt man nach Bischofswiesen, dort steht der Hallthurm, ein alter Wehrturm.

Der Transport des Salzes war immer schon eine heikle Angelegenheit, die es zu bewachen galt. Und um ja nicht zollpflichtig zu werden, wurde die Soleleitung mit einem großen Umweg gebaut, damit sie ja nicht durch österreichisches Territorium führt.

Die Großgmainer teilen sich mit den Bayerisch Gmainern einen Fußballplatz – am Bild Thomas Hörl, Ulli Neunzig und Stefan Mayer
ORF / Andrea Aglassinger
Die Großgmainer und Bayerisch Gmainer teilen sich einen Fußballplatz

Kurioses rund um Grenzen

Eine Grenze zieht den Rand eines Raumes, es ist eine Trennlinie oder eine Trennfläche. Grenzen sind Barrieren. Für viele von uns sind jetzt sogar die Wohnungs- und Haustüren Grenzen. Die kürzeste Landesgrenze, das sind 85 Meter, die liegt zwischen den Kanarischen Inseln, also Spanien und Marokko. Im Vergleich dazu die längste Grenze, die ist 8.891 Meter lang und trennt Kanada und die USA.

Die einfachste Grenze verläuft zwischen Dschibuti und Somalia, das ist einfach eine gerade Linie und als Gegensatz dazu die komplizierteste Grenzlinie, die hat es bis 2015 gegeben – zwischen Bangladesch und Indien. Da hat es sage und schreibe 92 bangladeschische Exklaven gegeben und 110 indische.

Hallthurm bei Bischofswiesen
ORF / Andrea Aglassinger
Der alte Wehrturm – der Hallthurm bei Bischofswiesen

Die Bedeutung von Grenzen

Aufgrund der aktuellen Situation hat Andrea Aglassinger das Wort „Grenzen“ näher hinterfragt. Grenzen schränken uns ein, und das nicht nur, wenn man von einem Land in ein anderes möchte, es gibt beispielsweise auch Grenzen im Anstand, wenn es um Fähigkeiten geht, oder um Regeln, die es einzuhalten gilt. Es gibt etliche Redewendungen, wie etwa sich an Grenzen halten. Es gibt Leute, die kennen keine Grenzen, die sind einfach frech und unverschämt. Etwas ist hart an der Grenze – da braucht es dann nicht mehr viel. Ich bin mit meinen Kräften an der Grenze, ich kann nicht mehr. Wenn es einem zu viel wird, kann man die Grenze ziehen, das sind dann die Konsequenzen. Und was jetzt allen Mut machen soll: Man kann auch über seine Grenzen hinauswachsen!

Die gesammelten Salzburger Grenzfälle gibt es in Buchform und man kann sie auch online nachlesen Salzburger Grenzfälle.