Wo ich daheim bin - in St. Koloman

Auf den Weg nach St. Koloman (Tennengau) hat sich ORF Reporter Florian Hörmann gemacht. Seine Gesprächspartner erzählten vom trockenen Winter 1954, von schlauen Füchsen, der Mundart und vom Ankommen eines „Zuagroasten“.

Gemeindetag St. Koloman

ORF

Sendungshinweis

„Ihr Vormittag“, 27.3.2019

ORF Reporter Florian Hörmann besuchte die Gemeinde St. Koloman (Tennengau). Bei seinen Gesprächen mit vier interessanten Personen aus dem Ort wurde eines immer wieder betont: Das Besondere am Ort ist die Begegnungsfreude der Bewohnerinnen und Bewohner. Ob es das Zusammenkommen in der „Tauglerei“ ist, das Generationentheater, das eifrige Sammeln für das Mundartarchiv oder das Pilgern mit 86 Jahren.

Patrick und Sara Sellier

Die erste Station für Florian Hörmann war die „Tauglerei“ - gleichzeitig Cafe, Yogastudio, Aryuveda und Bierbrauerei. Geführt wird die „Tauglerei“ von Patrick Sellier und seiner Frau Sara. Am 1. März wurde feierlich eröffnet, das Gastronomenpaar avancierte in der kurzen Zeit schon zum neuen „Dorfwirt“.

Patrick und Sara Sellier

ORF/Florian Hörmann

Patrick und Sara Sellier

Der gebürtige Münchner und die Berlinerin waren beruflich die letzten Jahre schon mit St. Koloman und der Taugl verbunden, die Liebe zum Ort hat den Entschluss reifen lassen, sesshaft zu werden.

Die Tauglerinnen und Taugler sind authentisch und gehen aufeinander zu, das zeichnet sie aus und das macht die Qualiätät aus, in St. Koloman zu leben, so die beiden „Zuagroasten“. Heimat gefunden hat das Paar sehr schnell, sie wurden mit offenen Armen aufgenommen. Zeit für den Umbau hat es allerdings schon gebraucht und vor allem gute Handwerker, damit aus dem alten Dorfwirt die „Tauglerei“ wurde.

Martina Neureiter

Martina Neureiter ist eine vielbeschäftigte Frau. Die Bibliothekarin der Ortsbibliothek engagiert sich im Verein „Club der Schlauen Füchse“ und auch beim Generationentheater. Nach Stationen in Salzburg und Wien lebt Martina Neureiter seit 13 Jahren wieder in St. Koloman, im Haus der Großeltern.

Martina Neureiter

ORF/Florian Hörmann

Martina Neureiter

Kinder für Literatur begeistern und ihnen den Spaß am Lesen zu vermitteln, zum Beispiel mit Märchenwanderungen, das ist der Motor für Martina Neureiter. Es gibt auch Angebote für Jugendliche und Erwachsene, aber Schwerpunkt sind die Kinder.

Gemeinsam mit anderen Eltern gründete Martina Neureiter den Verein „Club der schlauen Füchse“, um den Kindern Neues zu bieten, den Blick nach außen und nach innen zu schärfen. Umweltprojekte - zum Beispiel über die Bienen - werden umgesetzt, Veranstaltungen organisiert und durchgeführt: Besuche bei der Halleiner Rettung, dem Salzburger Flughafen, dem Landestheater.

Ein Schwerpunkt ist auch das Generationentheater, es bietet Theateraufführungen an ungewöhnlichen Orten. Die Stücke werden selber geschrieben, die Schauspielerinnen und Schauspieler sind im Alter von zehn Jahren bis ins Seniorenalter.

Erika Rettenbacher

August Rettenbacher hat das St. Kolomaner Mundartarchiv aufgebaut und etliche Wörter aus der Bevölkerung gesammelt. Florian Hörmann besuchte seine Tochter Erika, die immer noch die Dokumentationen ihres Vaters ordnet und weiter verwaltet.

Erika Rettenbacher

ORF/Florian Hörmann

Erika Rettenbacher

Viele Bücher, Zeitschriften und Sammlungen findet man im Mundartarchiv. Starke Mundart wird nicht mehr gesprochen, so die Archivarin, das liegt an der Nähe zur Stadt. Spannend ist für sie, dass es in der Mundart keine Mitvergangenheit gibt - kein „Ich ging“, sondern „Ich bin gegangen“. Auch das Wort „tun“ hat einen ganz speziellen Platz.

Mundart muss man hören und nicht lesen, deshalb haben wir für Sie das Gespräch mit Erika Rettenbacher zum Nachhören.

Mundart zum Nachhören

Anton Kurz, der Kleinhornbauer

Am Berg traf Florian Hörmann den 86jährigen Horn-Toni, so wird Anton Kurz auch genannt. Die Kindheitserinnerungen an das Leben am Bauernhof zeigen anschaulich, wieviel schwieriger, aber auch aufregend es damals war.

Anton Kurz, auch Horn-Toni genannt

ORF/Florian Hörmann

1954 gab es eine große Trockenheit von September bis Jänner. Die Bauern mussten mit ihren Kühen zwei Kilometer weit zum Wasser gehen. Wasser für den Eigenbedarf musste man dann mit der Kuh zum Hof zurücktransportieren. Nach starkem Schneefall im Jänner gab es dann kein Wegkommen mehr vom Hof. Im Wasserkessel wurde Schnee geschmolzen, damit Mensch und Tier Trinkwasser hatten. Den ganzen Tag war der Heizkessel in Betrieb, sonst hätte man die Menge an Wasser nicht zusammengebracht. Nach einer Woche war der Spuk vorbei.

Anton Kurz ist trotz seines Alters noch fleißig am Pilgern. Bis nach Tamsweg haben ihn seiner Pilgerwanderungen schon geführt. Die Gemeinschaf ist das Schöne am Pilgern, rund 20 Leute aus der weiteren Familie sind dabei. Die Einkehr in die Kirchen und Kapellen macht ihm eine große Freude.

Dieses Jahr steht die Pilgerwanderung von Golling nach Hallstatt am Programm. Bisschen langsamer wird er es angehen, der Anton Kurz, aber auf der Ebene kommt er der Familie noch leicht nach, so der Senior mit einem Lachen.

Florian Hörmann und Birgit Neuwirth-Hemmers; salzburg.ORF.at

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