Joint Venture mit ÖBB: Großspediteur steigt aus

Die Salzburger Logistik- und Speditionsfirma Quehenberger hat sich von Q Logistics getrennt - seinem erst 2017 gestarteten Joint Venture mit den ÖBB. In Zukunft wolle sich die Firma wieder stärker auf Kernbereiche konzentrieren, heißt es bei Quehenberger.

Manager Christian Fürstaller präsentierte Mittwoch die Jahresbilanz 2018 von Quehenberger. Im Sinn dieser Fokussierung wurden neben dem Ausbau der vier Kern-Geschäftsfelder („Teil- und Komplettladungen“, „Kontraktlogistik“, „Air+Ocean“ sowie „Branchennetzwerke“) im Vorjahr auch einige Bereiche aufgegeben.

Lastwagen von Quehenberger Logistics

ORF

Lkw-Züge des Salzburger Logistikers

So hat sich Quehenberger im Dezember 2018 unter anderem von seinem Joint Venture mit den ÖBB, der Q Logistics, „einvernehmlich getrennt“, so Fürstaller.

Keine rechtliche Verknüpfung mehr

Der zuletzt nur noch rund 20-prozentige Anteil an dem Gemeinschaftsunternehmen sei an die ÖBB zurückgegeben worden. Zwar gebe es in Zukunft weiterhin eine Kooperation mit den ÖBB. Gesellschaftsrechtlich sei man aber nicht mehr verknüpft.

Woran es bei der Partnerschaft mit den ÖBB genau gehapert hat und wie viel das Gemeinschaftsprojekt den Logistiker insgesamt gekostet hat, wollte Fürstaller nicht ausführen. Beim Start des Joint Venture Anfang 2017 wurden aber rund 90 Mio. Euro Umsatz in das Unternehmen eingebracht, so der CEO.

Niederlassung in Dormagen geschlossen

Neben der Trennung von der Q Logistics hat Quehenberger auch das Geschäftsfeld „Express“ aufgegeben, das in eine Kooperation mit nox NachtExpress Austria eingeflossen ist. Darüber hinaus wurden laut Unternehmensangaben die deutsche Niederlassung Dormagen geschlossen und „ertragsschwache Kundenbeziehungen“ zurückgefahren.

Neben der Konzentration auf das Kerngeschäft stellt das Unternehmen außerdem seine Organisationsstruktur um. So weicht die Aufteilung des Geschäfts nach Regionen einer Teilung nach Produkten, das Produktmanagement soll also den Regionen übergeordnet werden. Die Umstrukturierung habe bereits vor zwei Jahren begonnen und soll bis Ende 2019 im gesamten Unternehmen abgeschlossen sein, sagte Fürstaller. Derzeit ist Quehenberger in 20 Ländern vertreten, besonders stark in Osteuropa. Weiters verfolgt das Unternehmen eine Digitalisierungsstrategie, die vor allem auf eine „automatisierte und papierlose interne und externe Administration und Kommunikation“ abzielt.

„Keine schwarzen Zahlen im Vorjahr“

Insgesamt sei das Ergebnis für 2018 nicht so ausgefallen wie erwartet, sagte Finanzchef Rodolphe Schoettel. Nach einem Verlust der Augustin Quehenberger Group, dem Mutterunternehmen der Quehenberger Logistics, von rund drei Mio. Euro im Vorjahr seien sich wegen des Umbaus auch 2018 keine schwarzen Zahlen ausgegangen. Genaue Ergebnisse nannten die Unternehmenschefs nicht. Für 2019 rechnet Fürstaller jedoch mit einem „schönen Jahr“. Das Ziel sei „Profitabilität und Effizienz“.

Mehr als 3.000 Jobs, 900 in Österreich

Beim Umsatz hofft der Unternehmenschef, dass die Marke von 500 Mio. Euro erreicht wird. Im Jahr 2018 erzielte die Augustin Quehenberger Group einen Umsatz von 464 Mio. Euro. Für das Jahr davor wies der Geschäftsbericht 2017 einen Umsatz von 450 Mio. Euro aus. Trotz der Schließung von Teilbereichen wurde 2018 laut Firmenangaben ein organisches Wachstum von drei Prozent erreicht. Das Unternehmen mit Sitz in Straßwalchen bei Salzburg (Flachgau) beschäftigte zuletzt laut eigenen Angaben 3.050 Mitarbeiter, davon rund 900 in Österreich.

Zum Thema LKW-Abbiegeassistent äußerten sich die Unternehmenschefs positiv. Man sei zum Aufrüsten bereit, sollte eine gesetzliche Verpflichtung wie von der EU geplant 2021 kommen, sagte Schoettel. Mit dem bereits in den Fahrzeugen vorhandenen Auffahrassistenten habe man bisher aber gute Erfahrungen gemacht.

Kritik an EU-Reform für Lkw-Fahrer

Den EU-weit geplanten Änderungen zu den Arbeitsbedingungen für LKW-Fahrer stehen die Unternehmenschefs kritisch gegenüber. Das Kabinenschlafverbot werfe Probleme wie das der Frachtbewachung auf und sei auch für die Fahrer negativ, die von einer großen Fahrerkabine mehr profitieren würden als von einer Übernachtung in einem Hotel, so Fürstaller. Das EU-Parlament hat die für heute anberaumte Abstimmung über ein Paket an möglichen Maßnahmen zu dem Thema verschoben.