Appell: „Im Erdgeschoß nächtigen“

Beim aktuellen Schneechaos in Salzburg droht sich die Lage wieder zu verschärfen. Es schneit und regnet wieder. Von der Einsatzzentrale des Landes kommt der Appell, in Häusern, die am Waldrand liegen, im Erdgeschoß zu übernachten.

Seit 5.00 Uhr früh sind wieder Feuerwehrleute unterwegs, um etwa in Thalgau (Flachgau) und Kuchl (Tennengau) umgestürzte Bäume von der Straße zu räumen. Wegen der hohen Lawinengefahr ist Rauris (Pinzgau) auf dem Straßenweg zur Zeit nicht erreichbar. Auch die Verbindung über das kleine Deutsche Eck ist seit Sonntag 17.00 Uhr wegen Lawinengefahr gesperrt. Zudem ist auch die Straßenverbindung nach Obertauern nachtsüber wieder gesperrt.

Straßensperre bei Rauris

ORF/M.Hufnagl

Nach wie vor sind viele Straßen in Salzburg gesperrt

Seit Sonntagnachmittag sind auch die Orte im Saalachtal, also Unken, Lofer, St.Martin bei Lofer und Weißbach (Pinzgau) auf dem Straßenweg nicht erreichbar. Die Loferer Straße (B178) musste aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. Auch in Taxenbach (Pinzgau) sind im Ortsteil Brandenau etwa 40 Personen nicht mit Fahrzeugen erreichbar. Die Versorung ist sichergestellt. Somit sind derzeit im Bundesland Salzburg insgesamt rund 17.000 Menschen von der Außenwelt abgeschnitten.

Appell: „Am Waldrand im Erdgeschoß übernachten“

Sonntagnachmittag haben die Experten der Kriseneinsatzzentrale beim Land sogar an die Bürger appelliert, in Häusern nahe am Waldrand möglichst im Erdgeschoß zu übernachten. Dort könnten umstürzende Bäume durch Dächer brechen und die Schneemassen auf den Dächern könnten darunterliegende Personen verschütten.

Bildergalerie:

Bewohner in schneereichen Regionen sollten nicht unbedingt nötige Aufenthalte im Freien vermeiden. Die Gefährdung durch Gleitschneelawinen nimmt zu. Kamine müssen vor dem Heizen unbedingt überprüft werden, ob sie vom Schnee befreit sind. Ansonsten kann der Rauch beim Heizen nicht entweichen. Dadurch wird nicht nur die Heizfähigkeit beeinträchtigt - viel gefährlicher ist der Eintritt von Kohlenmonoxid in die Wohnräume und mögliche Rauchgasvergiftungen.

Franz Wieser, Sprecher des Landes Salzburg, im Gespräch mit Martina Lublasser:

„Dächer von Schneelast befreien“

Der Schnee auf Dächern von Privatgebäuden sollte möglichst abgeschaufelt werden, um so die Belastung für die Dächer zu verringern. Auch Kanalgitter sollten möglichst vom Schnee befreit werden, um den Abfluss von Wasser zu ermöglichen.

Die Techniker der Salzburg AG arbeiten weiter mit Hochdruck an der Reparatur von noch defekten Stromleitungen. ORF-Redakteur Gerald Lehner war Samstag wieder im Schnee unterwegs und hat diese aktuelle Bildergalerie gestaltet - mit eigenem Material und dem anderer Fotografen:

Lawinengefahr weiter groß

Fast im ganzen Land Salzburg herrscht heute große Lawinengefahr. Es gilt Warnstufe 4 der fünfteiligen Skala. Im Verlauf des Tages kann die spontane Lawinenaktivität zunehmen. Es herrscht eine heikle Triebschneesituation und vor allem das Gleitschneethema rücke jetzt in den Vordergrund. „Hier sind auch größere Abgänge möglich. Eine heikle Situation für die Wintersportler, auch aufgrund sehr schlechter Sicht. Wir raten, auf Fahrten im freien Gelände unbedingt zu verzichten“, betonte Norbert Altenhofer, Leiter des Salzburger Lawinenwarndienstes.

In diesen Tagen ist auch Nachbarschaftshilfe groß geschrieben. Am Samstag haben Feuerwehrleute aus dem Lungau und der Stadt Salzburg im Tennengau ausgeholfen. Sonntagfrüh sind 60 Feuerwehrleute aus dem Pongau ins benachbarte Bayern zur Hilfeleistung ausgerückt. Der Katastrophenzug wurde vom Landratsamt in Traunstein angefordert. Dort müssen zahlreiche von Schneemassen verstopfte Schornsteine geräumt werden, damit die Menschen ihre Heizungen wieder in Betrieb nehmen können.

Weiter zahlreiche Straßen gesperrt

Im gesamten Bundesland gibt es weiterhin etliche Straßensperren. Rauris ist derzeit auf dem Straßenweg nicht erreichbar, nachdem die Zufahrtsstraße wegen Lawinengefahr gesperrt werden musste. Die Verbindung über das kleine Deutsche Eck ist seit Sonntag 17.00 Uhr wegen Lawinengefahr gesperrt.

Unter nachfolgenden Links finden Sie den jeweils aktuellen Stand der Behinderungen und Einschränkungen, auch was Sperren von Straßen und Bahnstrecken betrifft. Die Seiten werden auch am Wochenende regelmäßig aktualisiert.

Links:

St.Koloman: Bürgermeister zuversichtlich

In St. Koloman (Tennengau) macht sich indes nach zehn Tagen Schneechaos Erleichterung breit. Ein Großteil der Schneemassen ist weggeräumt. Jedes verfügbare Gerät, jede helfende Hand und viele Helfer von außerhalb waren im Einsatz - die vergangenen zehn Tage seien hart gewesen, doch seit Sonntag habe die kleine Tennegauer Gemeinde St. Kolomann das Schneechaos im Griff, sagt Bürgermeister Willi Wallinger (ÖVP).

„Zu jenen 40 Bürgern, die derzeit abgeschnitten sind, haben wir Sonntagmittag einen Durchstich geschafft. Im betreffenden Gebiet liegen derzeit fast zweieinhalb Meter Schnee. Daher haben wir auch drei Tage gebraucht, um Schnee und umgestürzte Bäume zu beseitigen. So sind wir froh, dass wir wenigstens eines von unseren drei Sperrgebieten wieder aufheben konnten.“

„Lage drückt langsam auf Psyche der Betroffenen“

30 St. Kolomaner sind immer noch eingeschneit, vor allem im Ortsteil Tauglboden. „Die Betroffenen dort haben aber großteils Strom und sind auch sonst versorgt. Und ich bin guter Dinge, dass sie noch bis Dienstag ausharren können. Bis Dienstagmittag sollten wir das Gröbste geschafft haben“, sagt Wallinger.

„Bei den Menschen, die seit mittlerweile zehn Tagen eingeschneit sind, drückt das langsam doch schon auf die Psyche. Da sind auch Menschen dabei, die gerade einen längeren Krankenhausaufenthalt hinter sich haben. Und natürlich haben manche auch Angst, wie sie am schnellsten wegkommen, wenn so etwas wieder passieren sollte und kein Flugwetter ist. Aber sie hoffen alle auf kommenden Dienstag, wo sich die Lage spätestens entspannen sollte. Schlimmer kann es ohnehin kaum mehr kommen“, resumiert Wallinger.

„Schwierige Lage hat Zusammenhalt gestärkt“

Der Bürgermeister kann dem Schneechaos indes auch gute Seiten abgewinnen. "Wir haben sehr viel Hilfe von außen erhalten - zum Beispiel vom Bundesheer, Feuerwehr und Rotem Kreuz. So haben uns zum Beispiel auch Feuerwehrleute aus dem Lungau geholfen. Vor allem aber habe ich gemerkt, dass in diesen schweren Tagen der Zusammenhalt in der Gemeinde wieder stark gewachsen ist.

Zuletzt hat Jeder schon so ein bisschen seine eigene Suppe gekocht - mit eigenen Gerätschaften und so weiter. Aber die Schneemassen der vergangenen Tage haben Allen die Grenzen aufgezeigt. Jetzt hat einfach jeder wieder mit seinem Nachbar kommunizieren müssen, was zuvor vielleicht nicht mehr so dringend notwendig war. Und so gesehen ist diese kleinere Katastrophe - denn eine große war es ja nicht - für das menschliche Zusammenleben vielleicht gar nicht so schlecht, weil der Zusammenhalt dadurch sehr gestärkt worden ist."

Zum Nachhören: Bürgermeister Wallinger

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Reportage aus St.Koloman

In St. Koloman sind rund 40 Bewohner seit acht Tagen nicht erreichbar. Sonntagmittag konnte die Straße zum Seewaldsee erstmals freigemacht werden. Eine Reportage von Katharina Garzuly.

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