Früherer SN-Chefredakteur Ritschel tot
Der am 20. Jänner 1930 in Oberaltstadt im Riesengebirge (heute Tschechien) geborene Ritschel prägte die journalistische Linie der SN ab 1959 als Redakteur und ab 1965 für weitere 30 Jahre als Chefredakteur.
ORF
Über mehrere Stationen nach Salzburg gekommen
Ritschel flüchtete 1946 mit seiner Familie aus der damaligen Tschechoslowakei nach Wien und trat nach seinen bereits durch journalistische Nebentätigkeit finanzierten Studien der Zeitungswissenschaften, Kunstgeschichte, Geschichte und Rechtswissenschaften 1954 in die Redaktion des neu gegründeten „Bild-Telegraf“ ein. Nach einem Zwischenspiel bei der „Kleinen Zeitung“ kehrte er zum „Bild-Telegraf“ zurück, übernahm dessen Neuaufbau und wurde schließlich Chefredakteur dieser Zeitung.
Nach der Einstellung des „Bild-Telegraf“ im Jahr 1958 wurde Ritschel Chefredakteur der Wirtschaftsverlag-Tochter Basteiverlag und wenig später jener der täglichen Wirtschaftskorrespondenz „Wikorr“. Ende 1959 übernahm er die Leitung des Wirtschaftsressorts der SN und avancierte schon im Jahr darauf zum Chef vom Dienst und wurde Mitglied der SN-Chefredaktion.
Bis 1995 Chefredakteur der SN
Von 1. Jänner 1965 bis zum Eintritt in den Ruhestand 1995 war „K.H.R.“ - er zeichnete seine Kolumnen mit seinen Initialen - alleiniger Chefredakteur der „Salzburger Nachrichten“. In diese Zeit fielen große Weichenstellungen für die SN, etwa die Einführung der Österreich-Ausgabe im Jahr 1989 oder die Übersiedlung in ein modernes Verlags- und Druckhaus an der Karolingerstraße in Salzburg-Maxglan.
„Ich brauche mich für keinen Artikel, den ich geschrieben habe, zu schämen“, sagte er nach seinem Pensionsantritt einmal - und zeigte sich stets als Mahner für einen verantwortungsvollen Journalismus: „Das Wort des Journalisten ist gleichzeitig auch seine Waffe, ein Satz kann tödlich sein.“ Ritschel schrieb zudem erfolgreiche zeit- und kunstgeschichtliche Sachbücher. Er war Träger zahlreicher Auszeichnungen, darunter das Große Ehrenkreuz für Verdienste um die Republik Österreich, und erhielt namhafte publizistische Preise.