Skilehrer der Familie Kennedy im Radio

Aus Maria Alm (Pinzgau) stammt einer der Salzburger Skipioniere, Skilehrer und Profi-Musiker, die in den USA ihre Karriere gemacht haben. Stefan Schernthaner spielt Volksmusik bei den „Stratton Mountain Boys“ in Vermont. Sie können die Radiosendung hier nachhören.

Stefan Schernthaner Maria Alm Skilehrer Profimusiker The Stratton Mountain Boys

Archiv Schernthaner

Schernthaner als Ski-Profi in den 1970ern in Amerika

„The Stratton Mountain Boys“ haben sich seit Jahrzehnten in Nordamerika ein riesiges Publikum erspielt. Die Band entstand in den 1960ern aus einer kleinen Skilehrer-Musi von ausgewanderten Tirolern und Salzburgern.

Weltmeister im Freestyle-Skifahren

Der gebürtige Pinzgauer Stefan Schernthaner leitet nun schon seit langer Zeit diese Formation, die mit traditionellen Instrumenten aus den Alpen als Quintett oder Sextett auf Tourneen geht - bis in den Mittleren Westen und hinüber nach Las Vegas und im Süden bis nach Disneyland in Florida. Der heute 72-jährige Schernthaner spielt seit seiner Kindheit die Trompete, zuerst bei der Blasmusik von Maria Alm, später bei der Salzburger Militärmusik und kurze Zeit beim Studium im Salzburger Mozarteum.

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Millionen-Angebot des Disney-Konzerns

Er kam dann Ende der 1960er-Jahre als junger Skilehrer nach Amerika, wurde dort 1972 auch Weltmeister im Freestyle- und Trick-Skifahren. Es folgten sehr erfolgreiche Jahre - auch als privater Skilehrer für die Familie des ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy. Und das Management von Disney World in Orlando (Florida) wollte die beliebten „Stratton Mountain Boys“ auf Dauer engagieren. Warum die Skilehrer ablehnten, auch das hören Sie in dieser Sendung:

Stefan Schernthaner singende Säge

Gerald Lehner

Im Herbst 2018 mit der singenden Säge in der alten Heimat Maria Alm

Unerlaubt auf einem Bein

Sonntagabend (30. Dezember 2018) lief in ORF Radio Salzburg ein einstündiges Portrait über den gebürtigen Pinzgauer - in der Sendereihe „Kultursonntag Spezial“.

Schernthaner hat uns bei einem Besuch in der alten Heimat erzählt, dass es bei ihm mit dem einbeinigen Trick-Skifahren schon im Alter von 16 Jahren losging. Nach einem Beinbruch und einer Woche Liegegips in Maria Alm: „Ich war damals ein junger Rennläufer beim ÖSV. Da mussten wir im Training lernen, wie wir in einer Notsituation beim Rennen mit nur einem einzigen Ski weiterfahren können. Das habe ich gleich ausgenutzt und bin mit dem Gehgips auf die Piste gegangen, bin mit nur einem Haxen heruntergefahren. Ich wollte einfach nicht akzeptieren, dass für mich die Saison schon aus sein sollte."

Sendungshinweis: „Kultursonntag Spezial“, 30. Dezember 2018, 20.04 Uhr

Der junge Pinzgauer wurde beim Sündigen von seinem behandelnden Arzt beobachtet, der in der Mittagspause selbst gerne zum Skifahren ging: „Der hat mich zuerst furchtbar geschimpft, weil in der Früh hatte er mir noch den Gehgips verpasst. Aber dann hat er mich aufgefordert, gleich mit ihm auf dem Lift hinaufzufahren. Er lachte nun und sagte, ich würde ja mit einem Haxen viel besser fahren als die meisten anderen Leute mit zwei.“

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Mit Ed Kennedy nach Beinamputation auf die Piste

Diese eigenen Erfahrungen als „Behinderter“ hätten ihm später sehr geholfen – auch als Skilehrer der Familie Kennedy, sagt Schernthaner: „Sie sind an den Feiertagen immer nach Vermont gekommen, und ich habe vielen Kennedys das Skifahren beigebracht - auch Maria Shriver, der Nichte des ermordeten Präsidenten, der späteren Ehefrau von Arnold Schwarzenegger. Viel bin ich mit dem Edward junior gefahren, auch später, als er ihm als Teenager wegen seiner Knochenkrebs-Erkrankung ein Bein amputiert werden musste. Ich habe mit ihm viel Gleichgewichtstraining gemacht auf der Piste. Und er hat nie aufgegeben, hat bis heute großen Spaß am Skisport. Später bekam er dann eine gute Prothese."

Die unerlaubten Abfahrten mit dem Gipshaxen vom Aberg bei Maria Alm wirkten sich auf seine eigene Karriere positiv aus, schmunzelt Schernthaner: „Bei der amerikanischen Meisterschaft hat es mir beim Finale die Bindung aufgeschlagen. Ich habe dann die restlichen Schanzensprünge und Buckelpisten auf einem Ski durchgezogen. Das reichte noch immer für den Titel in der Kombination.“

Hans Kremser aus Gastein als Gründungsmitglied

Auch ein zweiter Salzburger Skilehrer, Musiker und hervorragender Jodler war bei vielen Tourneen der „Stratton Mountain Boys“ durch weite Teile der USA dabei - Hans Kremser aus dem Bad Gasteiner Ortsteil Böckstein. Der Pongauer war schon vor der Ankunft des Trompeters und späteren Bandleaders Stefan Schernthaner aus dem Pinzgau bei den Gründungsmitgliedern. Damals stammten die meisten aus Tirol.

Emo Henrich: Erfinder der Firngleiter

Gründer war Emo Henrich aus Innsbruck-Igls, der die Skischule auf dem Stratton Mountain in Vermont lange leitete. Er starb 2009 in der österreichischen Heimat. Henrich gilt auch als Erfinder der „Firngleiter“ bzw. „Figl“, sehr kurzen Ski zum Bergsteigen in Frühling und Frühsommer.

Den Gasteiner Pionier Hans Kremser zieht es in der Pension nun nicht mehr nach Übersee: „Ich habe kein Heimweh nach Amerika, ich war eh 40 Jahre drüber. Es war von Anfang an mein Wunsch, dass ich drüben so lange arbeite, wie es mir gefällt. Ich bin aber immer wieder zurück und habe dann in Böckstein hier unser Haus gebaut, damit ich nach meiner Pension noch weiß, wo ich hingehöre.“

In memoriam Otto Egger aus Zell

2003 hat Kremser dann in den USA aufgehört. Ein legendäres Mitglieder der Skilehrer-Musik in Vermont war auch Otto Egger aus dem Pinzgau, erzählt der Gasteiner:

„Der Otto war eigentlich aus Zell am See und hat drüben ein Haus gekauft mit seiner Frau. Im Sommer kam er fast jedes Jahr für ein oder zwei Monate nach Zell am See zurück. Seine Frau war eine Kitzbühelerin. Der Otto ist leider im letzten Herbst verstorben. Er hat immer ein bissel Heimweh gehabt nach Österreich. Und sein letzter Wunsch war, dass seine Urne nach Zell gebracht und dort beigesetzt wird, wo er den Blick zum Zeller See und zum Steinernen Meer hat. Diesen Wunsch haben wir ihm 2017 erfüllt.“

Gerald Lehner, ORF Radio Salzburg

Mitschnitt der Sendung als MP3-Stream zum Nachhören ...

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