„Stille Nacht“: Meist nur drei Strophen gesungen

Der 24. Dezember ist für Viele ohne „Stille Nacht - Heilige Nacht“ undenkbar. Vor 200 Jahren wurde das wohl berühmteste Weihnachtslied in Oberndorf (Flachgau) uraufgeführt. Heutzutage werden von den sechs Strophen aber meist nur drei gesungen.

Bei einem Symposion der Erzdiözese Salzburg wurde auch über die drei weitgehend unbekannten Strophen gesprochen. Es sind nämlich lediglich die erste, zweite und sechste Strophe von ‚Stille Nacht, heilige Nacht‘, die bis heute weltweit gesungen werden. Textdichter Joseph Mohr hat allerdings sechs Strophen verfasst, wobei eben die Strophen drei, vier und fünf kaum jemand kennt, bedauerte Stephan Wahle, Theologe an der Universität Freiburg, beim Stille Nacht-Symposium im Salzburger Bischofshaus.

Textautograph von Joseph Mohr

Stille Nacht-Museum Mariapfarr

Von „Stille Nacht“ werden meist nur drei der sechs Strophen gesungen

„Es gibt einige wenige Regionen, wo auch die Strophen drei bis fünf noch gesungen werden. Aber im Großen, insbesondere im deutschen Sprachraum, sind diese Strophen schon sehr, sehr früh verloren gegangen, was aus theologischer Perspektive äußerst schade ist. Denn auch diese Strophen zeigen einen großen heilgeschichtlichen Plan auf. Es ist die theologische Tiefe des Liedes, die Friedensbotschaft, aber auch vieles, was alttestamentlich und neutestamentlich aufgegriffen wird“, sagte Wahle.

„Vierte Strophe enthält aktuelle Friedensbotschaft“

Diese Friedensbotschaft findet sich in der unbekannten vierten Strophe - auch, wenn Joseph Mohr das Wort „Friede“ dabei nicht explizit erwähnt, sagte Thomas Hochradner, Musikwissenschafter an der Universität Mozarteum.

Stille Nacht-Kapelle Oberndorf

ORF

In einer Kapelle in Oberndorf erklang das Lied am 24. Dezember 1818 erstmals

„Diese vierte Strophe ist heute wieder brandaktuell, wenn man sie denn singt. Da heißt es eben: ’Und als Bruder huldvoll umschloss Jesus die Völker der Welt. Und da ist drinnen der Gedanke der Migration und der Gedanke der Assimilation - Themen also, die heute die Welt bewegen, besonders Europa und auch Österreich“, erläuterte Hochradner.

Lied zählt seit 2011 zum immateriellen Weltkulturerbe

Seit dem Jahr 2011 gehört „Stille Nacht, heilige Nacht“ zum immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe. Schon damals legte die Salzburger Stille-Nacht-Gesellschaft besonderen Wert darauf, auch die drei unbekannten Strophen miteinzubeziehen.

Büste von Joseph Mohr im Stille Nacht-Museum Mariapfarr

Stille Nacht-Museum Mariapfarr

Die Büste von Textdichter Joseph Mohr im „Stille Nacht“-Museum Mariapfarr

Das große Lied ist übersetzt in mehr als 300 Sprachen und Dialekte auf allen fünf Kontinenten. In Oberndorf (Flachgau) bei der Stille-Nacht-Gedächtnis-Kapelle werden jedes Jahr zu Weihnachten alle sechs Strophen gesungen- so auch am 24. Dezember 2018 beim 200 Jahr-Jubiläum.

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