Gewalt an Frauen: Rasche Hilfe wichtig

Frauen, die zu Hause von Gewalt betroffen sind, sollten sich möglichst rasch an Beratungsstellen wenden. Denn nur so lasse sich eine Eskalation bis hin zum Mord vermeiden, sagt die Leiterin des Salzburger Frauenhauses.

Jede fünfte Frau ist im Laufe ihres Lebens mindestens einmal Opfer von Gewalt in der Beziehung - davon gehen auch die Initiatorinnen der gerade laufenden Aktion „16 Tage gegen Gewalt“ an Frauen aus. Gewalt in der Familie zu erleben ist somit kein Einzelschicksal.

Doch für betroffene Frauen bedeute es eine große Überwindung, sich an eine Beratungsstelle zu wenden. Das weiß Birgit Thaler-Haag, Leiterin des Salzburger Frauenhauses, aus ihrer täglichen Arbeit: „Dass man Gewalt vom Partner erlebt, ist immer noch mit viel Scham verbunden. Und wenn man bei irgendeiner Beratungsstelle anruft, macht man es damit ja schon öffentlich. Und für viele Frauen, die bei uns anrufen, ist es überhaupt das erste Mal, dass sie über Gewalt erzählen.“

Erst Angriffe auf Kinder Motivation, sich zu melden

Für viele sei die Grenze erst erreicht, wenn auch die Kinder in Gefahr sind, betont Thaler-Haag: „Das bemerken wir oft, dass die Frauen sagen: Die Gewalt an mir ist irgendwie schon zur Normalität geworden. Aber wie er auf die Kinder losgegangen ist - erst dann sagen sie: Jetzt muss ich was unternehmen.“

Ein Zeichen von fast allen Gewaltbeziehungen sei eine „extreme Kontrolle“, betont die Leiterin des Frauenhauses. Und diese Kontrolle werde von den Betroffenen oft lange Zeit völlig falsch interpretiert: „Das wird nicht wirklich als Macht- und Kontrollausübung verstanden: ‚Er liebt mich so, dass er immer genau wissen will, was ich tue. Und er liebt mich so, dass er nicht möchte, dass ich mit anderen Personen Kontakt habe.‘ Das ist dann schon der Beginn in einer Gewaltdynamik. Denn wir wissen, dass die Gewalt mit der Zeit immer mehr wird, immer massiver wird und die Abstände zwischen Gewaltübergriffen immer kürzer.“

Heuer 30 Morde an Frauen

111 Frauen und 108 Kinder wurden von Anfang Jänner bis Ende September 2018 in den Frauenhäusern im Land Salzburg aufgenommen und betreut, um schwerste Gewalt bis hin zum Mord zu verhindern. Gerade bei diesen Fällen liege Österreich im EU-Vergleich an vorderster Stelle: „Wir haben heuer schon 34 Morde in Österreich gehabt - davon 30 an Frauen. Und zwei Drittel davon im Bereich Beziehungsgewalt“, sagt Thaler-Haag. „Natürlich sind diese schweren Gewalttaten Ausreißer, aber man muss schauen, dass man auch die verhindern kann. Da ist die Zusammenarbeit aller Stellen, die in diesem Bereich beteiligt sind, ganz wichtig.“

Frauenhäuser, Gewaltschutzzentren und die Polizei sind in Salzburg gut miteinander vernetzt, um Betroffenen umfassend helfen zu können.

Links: