„Stille Nacht“: Vermarktung und Propaganda

Die Vermarktung, die Verbreitung - aber auch der Missbrauch des Weihnachtslieds „Stille Nacht“ für Propaganda ist Thema bei der Landesausstellung im Salzburg Museum. Die Ausstellung erwartet jetzt im Advent viele Besucher.

Der Mythos „Stille Nacht, Heilige Nacht“ wird in der Ausstellung von verschiedensten Seiten kritisch beleuchtet. Da geht es um die Vermarktung, um Kitsch in allen Varianten. Und es geht um die akustische Verbreitung des berühmten Weihnachtsliedes: „Das Spannende ist: Man sieht hier Tonträger seit dem späten 19. Jahrhundert und man erkennt auch, dass ‚Stille Nacht‘ immer dabei war, wenn es um die Entwicklung von Tonträgern gegangen ist, wenn es um die Geschichte des Radios, der Übertragungen und das Fernsehen gegangen ist“, sagt Martin Hochleitner, Direktor des Salzburg Museums.

Alte Tonaufnahmen in Stille Nacht Ausstellung im Salzburg Museum

ORF

Die „Stille Nacht“-Aufnahmen wurden mit den damals modernsten Medien verbreitet

Dokumente in den Vitrinen informieren über die Entstehungsgeschichte des „Stille Nacht“ Liedes, das mittlerweile in über 300 Sprachen und Dialekten gesungen wird: „Wir haben einerseits die Internationalität dargestellt, indem verschiedene Sänger in ihrer Muttersprache das Lied singen. Und andererseits haben wird einen Gehörlosen-Gebärdenchor installiert“, sagt Chefkurator Peter Husty.

Als politisches Lied gegen Hitler

Im Zweiten Weltkrieg spielte das Lied „Stille Nacht“ im Kampf der USA gegen Nazideutschland eine starke politische Rolle. Der nach Amerika geflüchtete Salzburger Leopold Kohr warb damit massiv für die Befreiung Österreichs. Auch Roosevelt und Churchill sangen es 1941 gemeinsam - mehr dazu in salzburg.ORF.at

Umdichtung - unter anderem für NS-Propaganda

Die berühmtesten Verfilmungen der Enstehungsgeschichte des Liedes werden in der Ausstellung dokumentiert. Aber auch der politische Missbrauch des Liedes im 20. Jahrhundert wird aufgezeigt: „Das Lied hat viele Umdichtungen erfahren - besonders zu Kriegszeiten“, sagt Chefkurator Husty. „Im Ersten Weltkrieg und vor allem dann im Nationalsozialismus im Zweiten Weltkrieg ist das Lied nicht mehr in christlichen Sinne, sondern im politischen Sinne missbraucht worden. Es gibt dann Textstrophen, wo es heißt: ‚Stille Nacht, Heilige Nacht - Alles schläft, Hitler wacht über unser Land‘. Man hat es also propagandisiert und eingesetzt.“

Nationalsozialistischer Christbaumschmuck mit Hakenkreuzen

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Das Naziregime vereinnahmte das Weihnachtslied für seine Propaganda

Dunkel und ruhig ist es in der Kunsthalle des Salzburg Museum. Erst zu Beginn der Adventzeit werden die Vitrinen heller beleuchtet und kurz vor dem Weihnachtsfest soll die Ausstellung in Festbeleuchtung erstrahlen.

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