Ski-Industrie, Tourismus optimistisch

Noch stehen die Schneekanonen wegen der hohen Temperaturen still. Salzburgs Tourismuswirtschaft und die Skihersteller blicken dem nahenden Winter dennoch optimistisch entgegen. Immer mehr Deutsche wagen sich neuerdings wieder auf Ski.

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Gerald Lehner

Viele freuen sich schon auf frischen Powder

„Der Zeiger geht nach oben. Wir haben eine starke Position und hoffen, dass wir diese noch ausbauen können“, sagt Wolfgang Mayrhofer, Sprecher der österreichischen Skiindustrie. Weltweit wurden zuletzt rund 3,2 Millionen Paar Ski und 3,5 Millionen Paar Skischuhe verkauft, knapp jeder zweite Ski trug dabei eine österreichische Marke wie Atomic, Head, Blizzard oder Fischer.

Zuwachs auch bei Langlauf, Touren

Die Ausrüster und Hersteller hätten viel in ihre Produkte investiert, sagt Mayrhofer: „Die Ski sind durch die Kombination von Holz und Carbon leichter geworden. Schuhe wiegen dank dünnerer Wandstärken nur mehr die Hälfte wie vor drei oder vier Jahren.“ Einen Aufwärtstrend verzeichnete die Branche im Vorjahr auch bei Langlaufski und -schuhen. Und der Boom im Bereich Tourenski sei mit seit Jahren zweistelligen Zuwachsraten ungebrochen.

Im Jänner 2017 gab es wieder einmal besonders viel Schnee in der Gaißau - hier eine Bildergalerie von damals:

Immer mehr Ski nach China

Der wichtigste Markt für die Hersteller bleibt Europa. Hoffnungen setzt Mayrhofer aber vor allem auf China. Im Februar 2022 finden die Olympischen Winterspiele in Peking statt. „In China entstehen derzeit 15 bis 20 neue Skigebiete im Jahr. Mittelfristig hoffen wir, dort 300.000 bis 350.000 Paar Ski im Jahr abzusetzen, langfristig könnte der Markt sogar einmal zum größten werden. Skifahren liegt in China im Trend.“ Damit die Hersteller von dem Boom profitieren, sollen österreichische Skilehrer in einem ersten Schritt tausend Chinesen zu Skilehrern ausbilden.

Deutsche fahren wieder mehr

Und noch etwas freut Mayrhofer. Im wichtigsten Markt Deutschland wächst die Zahl der Rückkehrer zum Skisport: „Viele, die einst Skifahren gelernt haben, dann aber wegen der Kinder, der Kosten oder aus anderen Gründen aufgehört haben, würden jetzt gerne wieder damit anfangen.“ Diese Leute gelte es abzuholen.

„Der Markt für Skiurlaub ist in Deutschland da“, bestätigte am Dienstag bei einer Fachtagung in Kaprun auch der Kieler Marktforscher Ulf Sonntag, der für die deutsche Reiseanalyse verantwortlich ist - einer jährlich durchgeführten Studie zum Reiseverhalten der Deutschen: „Aber der Markt ist hart umkämpft.“ Warme Reiseziele und Urlaubsformen werden im Winter zunehmend populärer. Den 2,8 Mio. Urlaubs- und Kurzreisen, die Deutsche im Winter nach Österreich führen, stünden mittlerweile bereits 2 Mio. Kreuzfahrten gegenüber.

Kreuzfahrten immer stärkere Konkurrenz

„Im Moment gibt es in Deutschland noch ausreichend Skifahrer. Aber mittelfristig muss ich die Frage stellen, wie ich die Leute zum Skifahren bekomme“, so Sonntag. Denn auch wenn es in der „Gruppe 60 Plus“ Zuwächse gebe, fahren immer weniger junge Menschen Ski oder hören mit der Familiengründung ganz damit auf.

Die österreichischen Touristiker halten die Förderung des Skinachwuchses darum für zentral - nicht nur in Deutschland, sondern auch im eigenen Land. „Derzeit hindern uns viele Dinge daran, Jugendliche in der Schule zum Skifahren zu bringen. Sie sind aber unsere zukünftigen Gäste“, sagte Petra Nocker-Schwarzenbacher, Spartenobfrau Tourismus in der Wirtschaftskammer. „Schüler und Lehrer sollen nicht durch Hürden abgeschreckt werden.“

„Noch mehr Förderung von Schulskikursen“

Die Bundesregierung habe zwar eine Verbesserung der Rahmenbedingungen bei der Abwicklung von Schulskikursen und Wintersportwochen in Aussicht gestellt, die Gespräche müssten hier aber stärker forciert werden. Nocker-Schwarzenbacher forderte am Dienstag darum eine eindeutige Klarstellung, dass Kennenlerntage und Rabattaktionen für Skikurslehrer nicht gegen Compliance-Bestimmungen verstoßen. Zudem sollen Wintersportwochen auch dann stattfinden, wenn weniger als 70 Prozent der Schüler einer Klasse daran teilnehmen wollen.

Optimismus verbreiteten am Dienstag nicht zuletzt auch die Prognosen der Meteorologen: Am Wochenende könnte es bereits so kalt werden, dass die Schneekanonen angeworfen werden können.

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