Festspiele 2019 huldigen der Antike

Einen neuen Blick auf die antiken Mythen wollen die Salzburger Festspiele 2019 werfen, die von 20. Juli bis 31. August über die Bühne gehen. Diesen roten Faden des Programms präsentierte am Mittwoch Intendant Markus Hinterhäuser

Masken am Salzburger Festspielhaus

APA/Barbara Gindl

Masken aus der antiken Formenwelt auf dem Salzburger Festspielhaus

Geplant sind unter anderem fünf Opern - sowie vier Schauspielneuinszenierungen - und mit Valery Tscheplanowa eine neue Buhlschaft - nehr dazu in Tscheplanowa wird neue Buhlschaft.

„Mythos“ nach „Macht“ und „Passion“

Das Thema Mythos im kommenden Sommer sei für ihn der Abschluss einer Trilogie, die 2017 mit dem Überthema „Macht“ und heuer mit „Passion“ fortgeführt wurde, unterstrich Hinterhäuser: „Es geht darum, der Frage nachzugehen, ob Mythen in unserer Welt noch überhaupt einen Bestand haben.“ Es gehe um Schuld, Sühne, Rache, Opfer - mithin archaische Zustände, die als Reflexionspunkte für jede Epoche dienten: „Der Mythos kann Spiegel und Zerrspiegel einer gesellschaftlichen Situation sein.“

Präsidentin von Thema „Mythos“ begeistert

Das Thema Mythos überzeuge sie vollends für Salzburg, zeigte sich Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler erfreut: „Das passt sehr gut zu den Festspielen, die selbst ein Mythos sind.“ Für die neue Saison seien 61,76 Mio. Euro budgetiert, so die Präsidentin. Zu diesem Budget trägt die öffentliche Hand insgesamt 13,44 Mio. Euro bei. Für die 199 Aufführungen legt man 237.614 Karten mit einer Preisspanne zwischen fünf und 440 Euro auf.

Start am 27. Juli

Die offizielle Eröffnungspremiere wird am 27. Juli in der Felsenreitschule Mozarts „Idomeneo“ werden, für den das Regie- und Dirigentenduo Peter Sellars und Teodor Currentzis wieder in Salzburg zusammenkommt, das bereits 2017 mit seiner „Clemenza di Tito“ begeistert hatte. Sellars will dabei die aktuellen Fragen der Zeit wie die globale Erwärmung und die Zukunft der Menschheit beleuchten.

PK Salzburger Festspiele

ORF.at/Gerald Heidegger

Pressekonferenz mit Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler und -intendant Markus Hinterhäuser (M.)

„Wenn wir über die antiken Erzählungen nachdenken, dann sollten wir das nur aus unserer Gegenwart tun“, sagte Hinterhäuser über diese Perspektive. Currentzis, der dieses Mal das Freiburger Barockorchester und seinen musicAeterna-Chor aus Perm dirigiert, kann dabei auf ein Sängerensemble um Russell Thomas (Idomeneo), Paula Murrihy (Idamante) und Ying Fang (Ilia) zurückgreifen.

Viele Einflüsse aus der Antike

Ebenfalls in der Antike angesiedelt ist Luigi Cherubinis 1797 uraufgeführte „Medee“, für die der Australier Simon Stone nach seinem umjubelten „Lear“ aus 2017 zu den Festspielen zurückkehrt. Am 30. Juli hat das Stück im Großen Festspielhaus Premiere, wobei Thomas Hengelbrock die Wiener Philharmoniker dirigiert, während Sonya Yoncheva - heuer in der Titelpartie der „Incoronazione di Poppea“ umjubelt - an der Spitze des Sängerensembles steht, in dem sich als Jason auch Pavel Cernoch findet.

Auf den Spuren von Ödipus

Aus 1936 stammt George Enescus „Oedipe“, der am 11. August Premiere in der Felsenreitschule feiert - für ihn eine der wesentlichen, wenn auch selten gespielten Opern des 20. Jahrhunderts, unterstrich Hinterhäuser. Altmeister Achim Freyer wird hier für Bühne und Regie verantwortlich zeichnen, während Neue-Musik-Spezialist Ingo Metzmacher die Wiener Philharmoniker im Graben dirigiert. Für die Titelpartie wurde Christopher Maltman gewonnen, dem sich unter anderen John Tomlinson (Tiresias), Brian Mulligan (Creon) und Vincent Ordonneau (Le Berger) anschließen.

Orpheus soll auch Humor bringen

„All diese Themen brauchen auch eine Brechung“, konstatierte Hinterhäuser. Und so lässt er Jacques Offenbach in seinem Operettenklassiker „Orphee aux enfers“ („Orpheus in der Unterwelt“) einen humorvolleren Blick auf die Antike werfen, der ab 14. August in der Regie des Intendanten der Komischen Oper Berlin, Barrie Kosky, zu sehen ist, der damit sein persönliches Salzburg-Debüt feiert. Enrique Mazzola führt die Wiener Philharmoniker durch den Abend, für den Kathryn Lewek (Eurydice) und Joel Prieto (Orphee) einem Ensemble voranstehen, zu dem auch Größen wie Marcel Beekman (Aristee), Martin Winkler (Jupiter) und Anne Sofie von Otter (L’Opinion publique) gehören.

Verdi passt auch ins Programm

Zeitlich als einziges Werk aus dem Antikenkanon fällt schließlich Giuseppe Verdis dunkler „Simon Boccanegra“, den Andreas Kriegenburg gestalten wird, der ebenfalls bereits 2017 mit Schostakowitschs „Lady Macbeth von Mzensk“ bei den Festspielen präsent war. Valery Gergiev dirigiert dabei die Wiener Philharmoniker, während als Sänger unter anderen Luca Salsi in der Titelrolle, Marina Rebeka (Amelia Grimaldi) und Rene Pape (Jacopo Fiesco) zu hören sind.

Teamwork mit Pfingstfestspielen

Hinzu kommt im Opernbereich die mittlerweile traditionelle Wiederaufnahme von den Pfingstfestspielen, weshalb man Damiano Michielettos Inszenierung von Händels „Alcina“ mit Cecilia Bartoli in der Titelrolle auch im Sommer sehen wird. Überdies ist es gelungen, die bereits legendäre „Salome“ von Romeo Castellucci mit Asmik Grigorian in der Titelpartie von der heurigen Festspielausgabe für einige Termine neuerlich zu zeigen.

Netrebko sing mit dem Ehemann

Und schließlich sind auch zwei konzertante Opern programmiert: In Francesco Cileas „Adriana Lecouvreur“ ist wieder Anna Netrebko an der Seite ihres Gatten Yusif Eyvazov zu erleben, während Marco Armiliato das Mozarteumorchester durch den Abend führt. Für Verdis Schiller-Adaption „Luisa Miller“ kommt männliche Starpower an die Salzach, wenn Placido Domingo den Miller singt und Piotr Beczala den Rodolfo. Nino Machaidze hingegen singt die Luisa. Bei seinem Festspieldebüt führt James Conlon das Mozarteumorchester.

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